Kandidatur bekanntgegeben Sie kämpfte für ihre Einbürgerung – jetzt will Yilmaz in den Nationalrat 

tafi

28.5.2019

Funda Mignogna-Yilmaz (27) geht für die SP-MigrantInnen ins Rennen um einen Sitz im Nationalrat: Die vielleicht berühmteste Eingebürgerte der Schweiz bezieht von SVP-Nationalrat Andreas Glarner gleich mal Schelte.
Funda Mignogna-Yilmaz (27) geht für die SP-MigrantInnen ins Rennen um einen Sitz im Nationalrat: Die vielleicht berühmteste Eingebürgerte der Schweiz bezieht von SVP-Nationalrat Andreas Glarner gleich mal Schelte.
Twitter/@francoiseleste

Die Gemeinde Buchs AG verweigerte Funda Mignogna-Yilmaz, 27, vor zwei Jahren im ersten Anlauf die Einbürgerung. Mittlerweile ist die junge Frau Schweizerin – und kandidiert für die SP für den Nationalrat.

Ihr Fall sorgte landesweit für Aufsehen, auch im Ausland schüttelte man den Kopf: Die Einbürgerungskommission der Gemeinde Buchs AG kam vor zwei Jahren zum Schluss, dass Funda Mignogna-Yilmaz (27) «die Voraussetzung der erfolgreichen Integration nicht erfüllt». Die junge Türkin, in der Schweiz geboren und aufgewachsen, hatte einen so umfangreichen wie – in Teilen – äusserst merkwürdigen Fragenkatalog beantworten müssen.

Die Empörung ob der Entscheidung war gross, Buchs hatte sich alles andere als mit Ruhm bekleckert. Immerhin gewährte die Gemeinde der Tiefbauzeichnerin eine zweite Chance. Mittlerweile ist Funda Mignogna-Yilmaz Schweizerin, verheiratet, in freudiger Erwartung und der SP beigetreten. Und seit neuestem ist die baldige Mutter auch Kandidatin für den Nationalrat. Yilmaz tritt auf der Liste SP MigrantInnen an, wie der «Blick» berichtet.

Dabei hatte sie gar nicht vor, in die Politik zu gehen. Der «Aargauer Zeitung»  sagte sie: «Anfangs wollte ich wirklich nicht, weil ich befürchtete, dass das wieder einen Medienaufruhr geben würde.» Doch Yilmaz stellte sich der Herausforderung, auch weil sie von ihrem Ehemann und ihrer Familie dazu ermuntert wurde, etwas zu bewegen.

Dass sie das kann, davon ist SP-Nationalrat Cédric Wermuth überzeugt, der im «Blick» schwärmt: «Sie hat wahnsinnig viel Mut und Überzeugung bewiesen mit ihrer Einbürgerungsgeschichte und ist eine grosse Sympathieträgerin.» Dass Yilmaz mit ihrer Geschichte zusätzliche Aufmerksamkeit für ihre Themen – ein bezahlbares Gesundheitswesen, die Gleichstellung von Migranten sowie die Ausweitung ihrer politischen Teilhabe – und Sympathiepunkte für die SP bekommt, nimmt Wermuth gern in Kauf.

Einer der das ganz anders sieht, ist Andreas Glarner. Für den SVP-Nationalrat ist Yilmaz' Kandidatur vor allem ein PR-Coup. «Für die SP ist sie nur Staffage», lässt er sich im «Blick» zitieren. Im Übrigen finde der in Ausländerfragen als Hardliner bekannte SVP-Mann, dass es jedem Schweizer und jeder Schweizerin unbenommen sei, für den Nationalrat zu kandidieren.

Allerdings sieht er Yilmaz' Kandidatur skeptisch: «Ich traue ihr das Amt nicht zu». Dass Funda Yilmaz im Herbst ins Bundeshaus einziehen wird, davon geht Glarner aber ohnehin nicht aus: «Wenn es die SP ernst meinen würde mit ihr, hätte sie einen guten Platz auf der SP-Hauptliste erhalten.»
Yilmaz selbst ist sich bewusst, dass es schwierig wird, einen Sitz im Nationalrat zu gewinnen. Aber das hält sie nicht davon ab, es zu versuchen, wie sie dem «Blick» erklärt: «Das sind ja nicht die letzten Wahlen, ich kann für später Erfahrung sammeln.»

Bilder aus der Schweiz

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