Booster-TourismusSkiferien und Auffrisch-Impfung auf einen Schlag
Lia Pescatore
1.1.2022
Die Booster-Termine sind knapp: Weil die Impf-Termine um die Festtage knapp sind, lassen sich einige ausserhalb ihres Wohnkantons impfen. Nicht in allen Kantonen ist das auch erwünscht.
Lia Pescatore
01.01.2022, 00:00
Lia Pescatore
Nationalrat Marcel Dobler (FDP/SG) ging es ähnlich wie so vielen in den vergangenen zwei Wochen: Er meldete sich Mitte Dezember für die Booster-Impfung an. Wegen der sechsmonatigen Frist zwischen zweiter und dritter Impfung kam dafür nur ein Termin Ende Januar infrage.
Das änderte sich jedoch von einer Woche auf die andere, als zuerst Bundesrat und dann kurz später die Eidgenössische Impfkommission und das BAG die Booster-Impfung nach vier Monaten empfahlen und damit einen Run auf die Termine auslösten. Viele gingen leer aus, auch Marcel Dobler fand in seinem Wohnkanton St. Gallen keinen Termin mehr vor den Weihnachtsferien.
In den Skiferien in Flims vergangene Woche bekam er die Konsequenzen zu spüren: Da seine letzte Impfung länger als vier Monate zurücklag, war plötzlich für einige Aktivitäten ein zusätzlicher Test nötig, zum Beispiel für den Besuch im Hallenbad mit den Kindern. Aber auch beim Skifahren gab es Einschränkungen: Das Restaurant an der Talstation in Flims hat freiwillig auf 2G+ umgestellt. «Wir wurden diskriminiert», sagt Dobler, da es nicht möglich gewesen sei, sich früher boostern zu lassen.
Doblers Situation wurde jedoch unverhofft schnell gelöst: Durch Zufall bekam er die Möglichkeit, sich in einer Arztpraxis vor Ort die dritte Dosis verimpfen zu lassen. Dobler sind zudem diverse Fälle von «Impftourismus» bekannt, wo Personen den Kanton wechseln mussten, um zeitnah eine Impfung zu bekommen.
Ich habe neu ein 4 Monats-Moderna-Abo. Leider kann der Kanton SG meinem Abo erst Ende Januar nachkommen. Da in Flims GR sogar Bars freiwillig auf 2G+ setzen wurde ich nun in GR geimpft. Ziemlich eigenartig als Impfwilliger diskriminiert zu werden. pic.twitter.com/pBZd1QR6Vn
Doch ist diese Praxis erwünscht? Laut BAG ist es grundsätzlich jedem freigestellt, wo er sich impfen lässt, da der Tarifvertrag in der ganzen Schweiz gilt. Es sei jedoch Sache der Kantone, den Zugang zur Impfung genauer zu regeln.
Impfung von Ausserkantonalen bleibt Ausnahme
Im Kanton Graubünden heisst es auf Anfrage zum Beispiel, das Impfangebot richte sich primär an die einheimische Bevölkerung. Die Impfstoffmengen und Ressourcen würden aufgrund der Bevölkerungszahlen geplant. «Ausserkantonale werden gern an ihre Wohnkantone verwiesen», schreibt ein Vertreter der Kommunikationsstelle Coronavirus des Kantons.
Wenn möglich, werde jedoch niemand abgewiesen. «Ziel ist nach wie vor, dass sich möglichst viele Menschen impfen lassen.» Die Impfung von ausserkantonalen Personen bleibt in Graubünden jedoch die Ausnahme: Laut Angaben des Kantons wurden nur rund 3000 der 61'000 Booster-Impfungen an Personen ohne Wohnsitz in Graubünden verabreicht.
Kanton Zürich impft keine Ausserkantonalen
In anderen Kantonen ist die Handhabung restriktiver: Im Kanton Bern ist ein Konto auf der kantonalen Impfapplikation Bedingung für die Booster-Impfung, schreibt die Gesundheitsdirektion. Es sei online zwar theoretisch möglich, kantonsfremde Impfunterlagen in die Applikation des Kantons Bern zu übertragen, diese Möglichkeit werde aber selten genutzt.
Der Kanton Zürich hingegen schliesst Ausserkantonale gänzlich von den Booster-Impfungen aus: Diese seien derzeit nur für im Kanton Zürich lebende Personen zugelassen, schreibt die Gesundheitsdirektion auf Anfrage.
Marcel Dobler ist froh, den Booster nun früher bekommen zu haben. Als Ursache des Problems sieht er grundsätzlich nicht die Kantone, sondern den Bundesrat: Dieser habe 2G+ gegen den Willen des Parlaments und der Kantone eingeführt. «Der Bundesrat gab dabei den Booster-Willigen nicht mal die Chance, vor der Diskriminierung einen Termin zu bekommen.»