«E-Jihad» auf der Konsole So radikalisiert der IS mit Videospielen junge Schweizer

tafi

27.5.2024

Seine Terrorsaat pflanzt der IS schon früh in den Köpfen von Kindern und Jugendlichen. (Symbolbild)
Seine Terrorsaat pflanzt der IS schon früh in den Köpfen von Kindern und Jugendlichen. (Symbolbild)
Lino Mirgeler/dpa/Illustration

Sie stellen Enthauptungen und Selbstmordattentate in Videospielen nach und verbreiten die Clips auf TikTok: Mit einer perfiden Masche stacheln Dschihadisten Jugendliche zu Terrortaten an. Und sie haben Erfolg.

tafi

27.5.2024

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Auf Plattformen für Videospiele indoktriniert der Islamische Staat gezielt Jugendliche.
  • Experten und Behörden beobachten die Entwicklung auch in der Schweiz mit grosser Sorge.
  • Vom Spiel zur Tat ist es nur ein kleiner Schritt, wie die Messerattacke auf einen jüdischen Mann in Zürich zeigt.

Soziale Netzwerke, Handygames, Videospiele: Die Terrororganisation Islamischer Staat nutzt gezielt beliebte Plattformen im Internet, um Kinder und Jugendliche schon früh zu indoktrinieren. Recherchen des Westschweizer Fernsehens RTS zeigen, wie der IS dabei vorgeht.

Scheinbar harmloser Kontext, brutale Gewalt: Mit dem Nachstellungen von Hinrichtungen oder Selbstmordattentaten ködert der IS potenziellen Nachwuchs. Aufgenommen in Spielen der Plattform Roblox, werden solche Clips auf der derzeit angesagtesten Social App TikTok verbreitet. Dahinter steckt gemäss RTS eine Gruppe mit dem Namen «Islamischer Staat von Roblox».

Sorgen bereiten die «Simulationen zukünftiger Operationen»

Zwar sei die Gruppe schon mehrfach von der Plattform Roblox verbannt worden, verbreite sich aber immer stärker auf Seiten und in Foren, die von Kindern frequentiert werden. Dort rufe der «Islamische Staat von Roblox» unverhohlen zum «E-Jihad» auf.

Jean Langlois-Berthelot, Berater beim französischen Verteidigungsministerium, findet diese Aktionen extrem beunruhigend. Es handele sich dabei nämlich nicht nur um Nachstellungen vergangener Ereignisse, sondern es könne sich auch «um Simulationen zukünftiger Operationen handeln». Die Verhaftung eines Spielers in Singapur vor einigen Wochen stützt seine Befürchtungen: Er habe einen Anschlag in Australien verüben wollen, liessen die Behörden verlautbaren.

Bedrohungslage in der Schweiz ist hoch

Auch das Bundesamt für Polizei (Fedpol) betrachtet das Phänomen mit Sorge. «Was die Radikalisierung junger Menschen betrifft, können wir bestätigen, dass sich dieses Phänomen zunehmend auch in Online-Chats manifestiert.» Das Ziel des IS sei klar: Der Übergang von der virtuellen Indoktrinierung zur realen Tat – so geschehen am 2. März, als ein 15-Jähriger in Zürich einen jüdischen Mann niedergestochen hat.

Für den Nachrichtendienst des Bundes ist die Bedrohungslage in der Schweiz hoch. Das plausibelste Terrorszenario für den Geheimdienst sei derzeit «ein Gewaltakt einer einzelnen Person, die vom Jihadismus inspiriert wurde.»