Auf Kosten der Steuerzahler So verdienten Jungunternehmer mit Masken-Deals Millionen

Sven Ziegler

23.5.2024

Masken waren in der Pandemie Mangelware – das nützten Unternehmer aus. (Symbolbild)
Masken waren in der Pandemie Mangelware – das nützten Unternehmer aus. (Symbolbild)
Daniel Karmann/dpa

Zwei junge Männer haben dem Bund mitten in der Pandemie teure Masken versprochen. Geliefert wurden schlussendlich komplett andere Modelle, wie neue Dokumente zeigen. 

Sven Ziegler

23.5.2024

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • In der Pandemie tätigte der Bund umstrittene Maskendeals. 
  • Nun zeigen neue Dokumente, wie es dazu kam.
  • Schlussendlich wurden komplett andere Masken geliefert.

Bei Ausbruch der Corona-Pandemie 2020 avancierte die Zuger Firma Emix rasch zu den teuersten Maskenlieferanten des Bundes. Nun hat das Bundesgericht die Dokumente rund um den umstrittenen Deal freigegeben. Sie zeigen, wie es zu den überteuerten Maskengeschäften kam.

Innerhalb von gut drei Wochen verkaufte Emix der Armeeapotheke Masken im Wert von über 22 Millionen Franken, zu Preisen von 8.50 bis 9.90 Franken pro Stück, wie der «Tagesanzeiger» berichtet. Die Masken erwiesen sich oft als minderwertig; Nutzer klagten über reissende Bänder und muffigen Geruch, und zwei Universitätsspitäler stellten Schimmelbefall fest. Der Bund musste bereits ausgelieferte Masken zurückrufen, und über 50'000 Stück wurden von den Kantonen zerstört.

Mails setzten Druck auf

Der erste Kontakt zwischen den Einkäufern des Bundes und Emix erfolgte gemäss den Recherchen am 27. Februar 2020, kurz nach dem ersten Corona-Fall in der Schweiz. Emix behauptete, zwei Millionen Stück der US-Firma 3M anbieten zu können, mit Lieferung bis spätestens 9. März.

Um den Druck zu erhöhen, schrieb Emix am Mittag desselben Tages, dass der deutsche Staat soeben eine verbindliche Bestellung abgegeben habe. «Wir haben den Bestand noch bis 14.00 für Sie reserviert, danach müssen wir eine Entscheidung treffen», hiess es in der Mail. Der Einkäufer des Bundes bestellte daraufhin 50'000 Stück. Für die Bestellung des deutschen Staats gibt es keinen Beleg.

Statt der versprochenen 3M-Masken lieferte Emix am 18. März Masken eines chinesischen Herstellers namens Te Yin. Die Armeeapotheke akzeptierte den Wechsel. Emix erklärt gegenüber dem «Tagesanzeiger», dass sie von verschiedenen Lieferanten 3M-Masken vertraglich zugesichert bekamen, jedoch keiner liefern konnte. Daher habe Emix parallel eine Lieferkette für Masken aus China aufgebaut.

Masken stammten aus Ägypten

Am 17. März tätigte die Armeeapotheke zwei weitere Bestellungen bei Emix: 400'000 Masken zu je 9.90 Franken und 500'000 Stück zu je 9.50 Franken, basierend auf dem ursprünglichen Angebot und telefonischen Verhandlungen. Für die später gelieferten Masken fehlten oft Dokumente und Zertifikate, die eine seriöse Qualität bescheinigen.

Fast die Hälfte der Masken stammte aus Ägypten, darunter viele, die wegen Schimmelfunden zurückgerufen wurden. Das dazugehörige Zertifikat weist gemäss dem «Tagesanzeiger» «klare Fälschungsmerkmale» auf.

Die Jungunternehmer von Emix wurden während der Pandemie enorm reich. In Deutschland verkauften sie Masken im Wert von rund 700 Millionen Euro. Ihre Vermittlerin machte dabei einen Gewinn von 48 Millionen Euro und wurde wegen Steuerhinterziehung verurteilt. In der Schweiz läuft ein Verfahren wegen Verdachts auf Wucher. Es gilt die Unschuldsvermutung.