Wasserreserven gegen Energiekrise «Ich würde die Kerzen noch nicht wegwerfen»

aru/amo

7.9.2022

Energieministerin Simonetta Sommaruga stellt die Pläne des Bundesrates in Sachen Wasserreserven vor.
Energieministerin Simonetta Sommaruga stellt die Pläne des Bundesrates in Sachen Wasserreserven vor.
Keystone/PETER KLAUNZER

Der Bundesrat will der Energiekrise mit Speicherkraftwerken begegnen. Und zwar durch Zurückhalten von Wasser. Interessierte Wasserkraftwerke können sich nun beim Bundesrat bewerben.

aru/amo

7.9.2022

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Bundesrat hat die Verordnung zur Einrichtung einer Wasserkraftreserve verabschiedet. Diese Reserve dient dazu, die Energieversorgung der Schweiz für die kritische Phase gegen Ende Winter zu stärken.
  • Als Nächstes wird Swissgrid die Ausschreibung für die Was- serkraftreserve starten: Betreiber von Speicherkraftwerken können ab Oktober ihre Angebote einreichen. Wer den Zuschlag bekommt, hält gegen Entgelt eine bestimmte Menge Wasser zurück.
  • Diese Reserve kann bei Bedarf gezielt zur Stromerzeugung abgerufen werden. Die Verordnung ist bis Mitte 2025 befristet, sie wird dann von einer gesetzlichen Regelung abgelöst. Um die Energieversorgung der Schweiz für den kommenden Winter sicherzustellen, soll laut Bundesrat neben Stromspar-Aufrufen auch die Wasserkraft eine Rolle spielen.
  • Liveticker
    Neue Beiträge
  • Liveticker beendet
  • 16:40 Uhr

    Ende der Medienkonferenz

    Wir beenden diesen Ticker und danken für die Aufmerksamkeit.

  • 16:35 Uhr

    Keine Importe aus Deutschland und Italien

    Von welchen Szenarien geht der Bundesrat aus? Angenommen, die französischen Kraftwerke liefern nicht und auch die Pipelines aus Russland bleiben leer – werden die Wasserrserven erst dann angezapft? «Die Reserven werden genutzt, wenn man aus Frankreich und Deutschland keine Energie importieren könnte und nur geringe Importe aus Italien und Österreich vornehmen könne», so Luginbühl.

  • 16.29 Uhr

    Kann mit den Massnahmen nun Entwarnung gegeben werden?

    Luginbühl antwortet schmunzelnd: «Ich würde die Kerzen noch nicht wegwerfen. Gut gelagerte Kerzen haben auch den Vorteil, dass sie lange brennen.»

    Entwarnung geben könne man nicht. Mit den Reservemöglichkeiten seien aber eine Reihe von Massnahmen ergriffen worden, damit die Chancen steigen, dass der Winter gut überstanden wird. Eine europaweite Mangellage hätte aber auch auf die Schweiz grosse Auswirkungen.

  • 16:28 Uhr

    Manche Betreiber sollen ihre Business-Modelle anschauen

    Auch über Gebühren könnte die Bevölkerung von den hohen Strompreisen entlastet werden. Wird sich Sommaruga dafür einsetzen, dass die Gemeinden diese senken? «Wir haben ein Interesse daran, dass die Grundinfrastruktur weiter funktioniert – und die Preise steigen nicht überall gleich stark.» Die Betreiber müssen nun ihre Business-Modelle unter die Lupe nehmen und schauen, warum die Strompreise bei ihnen so stark steigen, so Sommaruga.

  • 16:20 Uhr

    Wann ist eine Reserve zu teuer? 

    Diese Entscheide werden im Oktober gefällt, sagt Luginbühl. Die Angebote werden geprüft von der ElCom, die dann die Eckwerte festlegt. Dann müsse die Vergabe in einem schnellen Verfahren erfolgen. Wenn der Markt immer noch in Kraft ist, geht Luginbühl davon aus, dass es eine teure Reserve ist. Sollten die Angebote weit über dem geplanten Rahmen sein, gelangt die ElCom an den Bundesrat. 

  • 16:20 Uhr

    Reserven könnten auch ins Ausland fliessen

    Können diese Reserven auch ins Ausland exportiert werden, wenn dies durch Solidaritätsabkommen so vorgesehen ist, will eine Journalistin wissen. Christian Dupraz vom Bundesamt für Energie sagt, dass bei einer Knappheit im Ausland die Schweiz einspringe, was umgekehrt aber auch für die Schweiz vorteilhaft sei. Auch wir seien froh, wenn das Ausland bei Mangellagen einspringe.

  • 16:17 Uhr

    Müsste man von Energieunternehmen nicht erwarten, dass sie selbst solche Reserven schaffen?

    «Ich denke, für diese Sicherheiten, im Winter eine Reserve zu haben, ist das die richtige Lösung. So haben wir sichergestellt, dass diese Wasserreserve auch kommt», sagt Sommaruga.

    Luginbühl fügt hinzu, dass es in der Schweiz auch Netzbetreiber gebe, die nur Strom ein- und verkaufen. Diese hätten Strom auch günstig anbieten können. Unternehmen, die selbst produzieren, hätten teilweise ihre Produktionskosten nicht decken können, da die Preise so tief waren. Jetzt sei es umgekehrt. 

  • 16:16 Uhr

    Es braucht sieben Wasserkraftwerke

    Wie viele Wasserkraft-Betreiber müssen mitmachen, um den angestrebten Wert zu erreichen, will ein Journalist wissen. Werner Luginbühl sagt, dass man mit sieben rechne. Doch dies könne auch ein Anbieter sein, der über verschiedene Wasserkraftwerke verfügt.

  • 16:13 Uhr

    Ist von Bundesseite aus so etwas wie ein Strom-Finanzausgleich geplant?

    «Ich denke, was jetzt an die Oberfläche kommt, sind Dinge, die eigentlich selbstverständlich waren», sagt Sommaruga. Unterschiedliche Preise seien in der Schweiz nichts Aussergewöhnliches. «Jetzt kommen in dieser speziellen Zeit die grossen Unterschiede an die Oberfläche.» Die Ausgangslage müsse sehr genau analysiert werden. Das mache eine Arbeitsgruppe unter der Leitung des Wirtschaftsdepartements. 

  • 16:09 Uhr

    Was bedeutet das, dass die Reserve für 24 Tage reicht?

    Werner Luginbühl antwortet auf die Frage, dass die Reserve ausreicht, um Defizite, die entstehen, zu decken. Das würde bedeuten, dass alle Atomkraftwerke laufen. Fällt eines aus, sind es weniger als 24 Tage.

  • 16:08 Uhr

    Werden Wasserkraftwerke doppelt entschädigt?

    Erhalten die Wasserkraftwerke zweimal Geld für ihren Strom, will eine Journalistin wissen. Einerseits in den kommenden Wochen, wenn sie eine Reserve anlegen und Ende Winter, wenn sie sie wieder freigeben? Das ist korrekt, so Sommaruga. Die Betreiber erhalten einen bestimmten Preis, wenn sie das Wasser zurückhalten. Wenn das Wasser dann freigegben wird, erhalten die Betreiber wieder Geld. «Doch dieses entspricht nicht den Marktpreisen», so Sommaruga.

  • 16:02 Uhr

    Den grossen Stromunternehmen hilft der Staat. Hilft der Staat auch Privathaushalten und Kleinunternehmen?

    Es sei so, dass die Strompreise zwar massiv seien, aber doch sehr unterschiedlich, sagt Sommaruga. Ausserdem gehören die Kraftwerke den Gemeinden und Städten. Diese stünden auch in der Verantwortung. Ausserdem bekomme die Axpo kein Geld, sondern ein unattraktives Darlehen, sagt Sommaruga. Wenn in dieser Situation ein grosses Stromunternehmen ausfallen würde, wäre das ein Desaster.

    Sommaruga geht davon aus, dass in den Gemeinden und Städten, in denen die Preiserhöhungen massiv sind, das Problem auch angeschaut werde.

  • 15:58 Uhr

    Reserve würde für dreieinhalb Wochen halten

    Würde in einer Knappheitsphase das AKW Leibstadt ausfallen, würde die Wasserreserve für rund zwei Wochen reichen. Wenn alle anderen Energiequellen bleiben, hält die Reserve für rund 3,5 Wochen.

  • 15:56 Uhr

    Keine Erhöhung, sondern eine Verschiebung der Reserven

    Werner Luginbühl (ElCom) ergreift das Wort. Warum braucht es eine solche Reserve? Kritisch sei eine Situation, wenn hohe Preise im frühen Winter zu einer Leerung der Stauseen führe und dieses Wasser schliesslich Ende Winter fehle. Was kann die Reserve nicht? Sie könne keine zusätzliche Energie ins Netzwerk einspeisen. «Es ist keine Erhöhung der Reserve, sondern eine Verschiebung des Ablaufs», sagt er. Das heisst, Anfang Winter müsse man mehr Energieträger importieren.

  • 15:52 Uhr

    Kosten zwischen 650 bis 750 Millionen Franken

    Noch steht nicht fest, welche Wasserkraftwerke mit einer Reserve betraut werden, so Sommaruga. Denn eine Ausschreibung wird zeigen, wer das beste Angebot macht. Falls sich kein Anbieter finden lässt, könne ihr Departement auch einen Anbieter verpflichten. Die Kosten betragen rund 650 bis 750 Millionen Franken. Bei anhaltender Anspannung des Marktes könne dieser Betrag noch ansteigen.

  • 15:48 Uhr

    Ab Oktober kann Wasser zurückgehalten werden.

    Simonetta Sommaruga betont, dass sich der Bundesrat schon früh auf eine Energiemangellage eingestellt habe. Etwa beim Gas, wo der Bundesrat zusätzliche Reserven in Auftrag gab. Auch eine Wasserkraft-Reserve ist Teil dieses Plans, so Sommaruga. «All diese Massnahmen werden von den Sparappellen ergänzt», so Sommaruga. «Mit dem heutigen Entscheid kann die Verordnung der Wasserkraftreserve bereits zum 1. Oktober in Kraft gesetzt werden.» Sie soll rund 500 Gigawattstunden betragen, sodass wir die Stromversorgung Ende Winter für einige Wochen garantieren können, so Sommaruga.

  • 14.45 Uhr

    Ist Wasserkraft die Lösung?

    Die Medienkonferenz beginnt. Es nehmen teil: Bundesrätin und Energieministerin Simonetta Sommaruga, Werner Luginbühl, Präsident der Eidgenössischen Elektrizitätskommission (ElCom) und Benoît Revaz, Direktor des Bundesamts für Energie (BFE).