Der Klimawandel könnte um das Jahr 2050 bei Infrastruktur und Energiewirtschaft Kosten von bis zu einer Milliarde Franken im Jahr verursachen. Das zeigt eine Studie, die der Bund am Donnerstag vorstellte. Bundesrätin Sommaruga kündigte einen Aktionsplan an.
Die vom Beratungsunternehmen Swiss Economics erstellte Studie wurde an der jährlichen Infrastrukturtagung des Eidgenössischen Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) präsentiert. Die Auswirkungen des Klimawandels mit höheren Temperaturen, unregelmässigeren Niederschlägen und trockeneren Sommern auf die Infrastruktur sind vielfältig, wie das Uvek mitteilte.
Erstmals lägen Zahlen zu den Kosten des Klimawandels in der Schweiz vor, sagte Simonetta Sommaruga gemäss Redetext vor den Tagungsteilnehmern an der ETH Zürich. Und diese Zahlen seien eindrücklich.
Hochwasser, Steinschläge und Felsstürze würden zunehmen und damit auch die Schäden. Speziell für kleinere Gemeinden und Kantone könnte die finanzielle Bewältigung zu einem Kraftakt werden, warnte die Bundesrätin.
Schäden an Strassen und Schienen
Bei Strassen, Schienen und Fahrzeugen fallen laut den Forschern von Swiss Economics die grössten Schäden durch Überschwemmungen und grössere Felsstürze an. Zudem würden höhere Temperaturen Investitionen in hitzeresistente Fahrbahnen notwendig machen.
Bei der Bahn erfordern Extremtemperaturen Geschwindigkeitsreduktionen und führen zu kostspieligen Verspätungen. Die Studie geht bei der Verkehrsinfrastruktur von Gesamtkosten im tieferen dreistelligen Millionenbereich aus.
Auswirkungen werden auch auf die Leistung von Wasser- und Kernkraftwerken erwartet. Bei den Wasserkraftwerken sinkt die Produktion, weil das verfügbare Wasser weniger wird. Kernkraftwerke verlieren an Leistung wegen wärmeren Kühlwassers. Auch hier rechnet die Studie mit Kosten im tieferen dreistelligen Millionenbereich.
Die höchsten Kosten erwarten die Wissenschaftler von Swiss Economics bei den Industrie-Infrastrukturen. Schäden durch Extremereignisse würden mit mindestens einer Viertelmilliarde im Jahr zu Buche schlagen. Eine Obergrenze nennen die Forscher nicht.
«Bund und Kantone müssen mehr tun»
Die Studie zeige vor allem eines eindrücklich, sagte Sommaruga. «Der Klimawandel geht ins Geld». Und er mindere die Sicherheit der Menschen, etwa wenn Strassen verschüttet und Schienen durch Hitze verformt würden.
Aus der Studie gehe klar hervor, dass Bund und Kantone in Zukunft mehr tun müssen, um die Infrastrukturen vor den Folgen zu schützen. Die Uvek-Vorsteherin kündigte an, dem Bundesrat einen Aktionsplan zur Anpassung an den Klimawandel vorzulegen. Dieser beinhalte Massnahmen zum Schutz der Infrastrukturen.
So unerlässlich diese Anpassungen auch seien, der Kern der Klimapolitik bleibe die Reduktion von CO2, betonte Sommaruga. «Die günstigste und die wirksamste Lösung gegen Schäden an der Infrastruktur ist die Reduktion der CO2-Emissionen», lautete das Fazit der Bundesrätin. Das sei für sie die wichtigste Schlussfolgerung aus der Studie.
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