Fluggesellschaft Droht Swiss-Mitarbeitern wegen Corona eine Kündigungswelle?

twei

13.9.2020

Nach massiven Umsatzeinbrüchen drohen bei der Swiss Stellenkürzungen. (Archivbild)
Nach massiven Umsatzeinbrüchen drohen bei der Swiss Stellenkürzungen. (Archivbild)
Bild: Keystone

Gehaltskürzungen oder Jobverlust: Tausende Mitarbeiter der Swiss stehen wegen der Folgen der Coronakrise vor einer ungewissen Zukunft. Nun äusserte sich Swiss-Unternehmenssprecher Marco Lipp – und konnte der Belegschaft nicht wirklich Mut machen.

Ein Umsatzeinbruch von 47 Prozent im ersten Halbjahr, quasi ein Stillstand im März und April und unter dem Strich ein Verlust von 27,5 Millionen Franken: Die Auswirkungen der Coronakrise auf die Geschäftstätigkeit des Zürcher Flughafens sind verheerend und stehen exemplarisch für die Krise, in der sich die Luftfahrtindustrie befindet.

Auch die Swiss ist strengen Sparmassnahmen unterworfen, alleine schon um die strengen Regeln zu erfüllen, die der Bundesrat der Fluggesellschaft in Verbindung mit dem 1,5-Milliarden-Hilfspaket auferlegt hat. Wie die «Sonntagszeitung» berichtet, wurden hinter den Kulissen der Swiss deshalb nun Sozialplanverhandlungen in Gang gesetzt.



Für die aktuell 9'500 Mitarbeiter der Fluggesellschaft sind das keine guten Neuigkeiten. Auf sie kommen wohl drastische Gehaltkürzungen zu oder möglicherweise sogar der Verlust ihres Arbeitsplatzes. Stefan Brülisauer vom Schweizerischen Verband des Personals öffentlicher Dienste (VPOD) vermutet sogar Stellenkürzungen von bis zu 15 Prozent. 1'425 von 9'500 Stellen sieht er in Gefahr.

20 Prozent der Kosten sollen eingespart werden

Zwar rief der Unternehmenssprecher Marco Lipp das Ziel aus, mit «möglichst allen Mitarbeitenden durch die Krise zu kommen», dafür seien aber «substanzielle Personalkostenreduktionen für den Zeitraum der kommenden Krisenjahre» nötig. Schon die Ankündigung von Swiss-Boss Thomas Klühr vor zwei Wochen in der «NZZ am Sonntag» hatte auf eine unsichere Zukunft seiner Mitarbeiter schliessen lassen. «Ich kann für nichts garantieren», sagte Kühr damals.

Welche Ziele die Swiss mit ihren Verhandlungen anstrebt, ist noch unklar – auch weil sich die Airline wenig auskunftsfreudig zeigte. Eines sickerte aber durch. «Wir müssen rund 20 Prozent der Kosten einsparen. Dabei setzen wir nicht nur bei den Personalkosten an, sondern in jedem Bereich des Unternehmens», hiess es.

Von den rigorosen Sparmassnahmen sind also neben dem Kabinenpersonal auch die Piloten und die Beschäftigten am Boden betroffen. Laut Lipp umfasse das auch «eine Diskussion über Sozialpläne, sollte es aller gemeinsamen Bemühungen zum Trotz doch zu Kündigungen kommen». Teilzeitregelungen oder Frühpensionierungen gelten als weitere Optionen.

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Verhandlungen mit Gewerkschaften

In der Frage um die Zukunft der Mitarbeiter sollen auch die Gewerkschaft des Kabinenpersonals, Kapers, und der Pilotenverband Aeropers einbezogen werden. Die Präsidentin von Kapers, Sandrine Nikolic-Fuss sass bereits am Verhandlungstisch, verneinte aber eine Nachfrage, ob ein Sozialplan bereits zur Debatte stehe.

Bei den Piloten streicht hingegen bis zu den ersten Gesprächen im Oktober noch etwas Zeit ins Land – auch weil der Gesamtarbeitsvertrag nicht vor dem kommenden Frühjahr auf März 2022 beendet werden kann.



Schon jetzt haben an vielen Schweizer Flughäfen Dutzende von Arbeitern ihre Jobs verloren. Am Flughafen Zürich mussten 26 Mitarbeiter ihre Sachen packen, weitere 120 Stellen stehen ebenfalls vor dem Aus. Entlassungen vollstreckten zudem Air France und KLM, die knapp die Hälfte ihrer 80 Angestellten in der Schweiz betrafen.

Zahlreiche Geschäftszweige betroffen

Neben den Airlines sehen sich auch zahlreiche andere Unternehmen, die am Tropf der Luftfahrtindustrie hängen, zu Personalreduktionen gezwungen. Das Abfertigungsunternehmen Swissport senkte seine Mitarbeiterzahl seit Anfang des Jahres bereits um 17'000 auf nunmehr 48’000.

Auch der Wartungsbetrieb SR Techniccs und der Flugverpfleger Gate Gourmet kamen um Kündigungen nicht herum. Bei Swissport erhofft man sich hingegen trotz der erwarteten Umsatzeinbrüche von bis zu 40 Prozent, dank Kurzarbeit Stellenstreichungen zu vermeiden. «Wir möchten möglichst alle Arbeitsplätze in der Schweiz erhalten», betonte Sprecherin Natalie Berchtold.

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