Gefahr für Tiere und Bauernhöfe Tessin bereitet sich auf die Ankunft der Schweinepest vor

pab/smi

25.1.2024

Noch ist das Schweinepest-Virus nicht in der Schweiz angekommen: Übung für den Ernstfall des Bundesamts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen 2021 in Galm (FR).
Noch ist das Schweinepest-Virus nicht in der Schweiz angekommen: Übung für den Ernstfall des Bundesamts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen 2021 in Galm (FR).
Keystone

In Norditalien grassiert die Schweinepest seit Längerem. Nun nähern sich die für Wild- und Hausschweine tödlichen Viren dem Tessin. Es drohen drastische Massnahmen wie ein Betretungsverbot der Wälder.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Die in Italien seit mehreren Jahren grassierende Schweinepest nähert sich dem Tessin.
  • Das Virus ist für Wild- und Hausschweine tödlich, für Menschen aber ungefährlich.
  • Ein grosses Problem ist das Virus für landwirtschaftliche Betriebe mit Schweinen.
  • Werden in der Schweiz Fälle von Schweinepest nachgewiesen, können Wälder und Felder für Menschen gesperrt werden.
  • Menschen können das Virus über Kleider und Fahrzeuge weitertragen.

Die Afrikanische Schweinepest (ASP) ist für Wild- und Hausschweine fast immer tödlich. 90 bis 95 Prozent der infizierten Tiere sterben. Im Unterschied zur klassischen Schweinepest oder Schweinegrippe, die vergleichsweise harmlos ist.

Mit ASP infizierte Schweine bleiben auch nach ihrem Tod ansteckend, da die Viren während Monaten weiterleben.

In Norditalien grassiert die ASP seit Jahren. In Ligurien, dem Piemont und der Lombardei sind Fälle bekannt. Und die Seuche nähert sich dem Tessin.

Der Tessiner Kantonstierarzt Luca Bacciarini erklärt, ein Wildschwein bewege sich in einem Monat bis zu fünf Kilometern fort. Die nächstgelegenen Ausbrüche seien 60 Kilometer von der Landesgrenze entfernt bestätigt. Folglich könnte das Virus in einem Jahr die Schweiz erreichen.

Gefahr für Schweinezüchter

Die Befürchtung ist, dass die Wildschweine das Virus in die Schweiz bringen. Dort transportieren es die Menschen unwissentlich weiter, bis es schliesslich in Schweineställen gelangen kann. Das wäre für die betroffenen Betriebe verheerend.

Laut dem italienischen Forscher Vittorio Guberti sterben die meisten Schweine innert 48 Stunden. Eine kleine Zahl aber lebt noch sieben bis zehn Tage länger, mit schwer erkennbaren Symptomen, und stecken dabei ihre Artgenossen an.

In Norditalien sind wegen der Schweinepest in den letzten Jahren auch schon Waldgebiete komplett gesperrt worden. Für die dortige Fleischindustrie wäre ein breiter Ausbruch der Seuche ein Desaster. 

Ein vergleichbar grosser Schaden droht im Tessin laut Kantonstierazrt Bacciarini nicht, dafür sei die Branche zu klein. Dennoch wollen die Behörden, darunter auch das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV), verhindern, dass sich das Virus in der Schweiz ausbreitet. 

Es drohen Betretungsverbote im Wald

Wenn es Anzeichen dafür gibt, dass die Schweinepest in ein bestimmtes Gebiet eingedrungen ist, werden Gegenmassnahmen eingeleitet, erklärt Bacciarini beim Tessiner Radio und Fernsehen RTS.

Bacciarini präzisiert: «Wenn PSA bei Wildschweinen auftritt, werden wir nicht mehr in die Wälder gehen können, wir werden nicht mehr jagen können. Es wird eine Reihe von Vorschriften geben, und die werden auch wirtschaftliche Auswirkungen haben.»

Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) schreibt auf seiner Website: «Das Virus kommt im Blut, Kot, Urin, Speichel sowie in der Muskulatur und in den Organen eines erkrankten Tieres vor. Es kann im Fleisch, im Tierkadaver oder in der Umwelt lange überleben.»

Übertragen wird das Virus einerseits direkt von Tier zu Tier, aber auch indirekt, indem beispielsweise Menschen Viren über die Kleidung oder Fahrzeuge weitertragen. Fleischabfälle von infizierten Tieren können das Virus ebenfalls weiterverbreiten.

Kanton Tessin hat eine Taskforce

Sem Genini, Sekretär der Unione Contadini Ticinesi, bestätigt dies gegenüber RSI: «Wir sind auf jeden Fall besorgt, wir diskutieren schon seit ein paar Jahren darüber. Wir versuchen, uns darauf vorzubereiten, das, was wir können, in die Praxis umzusetzen.»

«Es gibt Schweinezuchten, aber wir machen uns auch Sorgen um die Betriebe auf den Alpen, die vielleicht nur eine begrenzte Anzahl von Schweinen haben, aber die Probleme haben werden. Wir hoffen, dass wir die Schweinepest so gut wie möglich eindämmen können», fährt Genini fort, der der vom Kanton Tessin 2022 eingerichteten Taskforce angehört.

Die Bevölkerung soll mithelfen

Um die Einschleppung der ASP zu vermeiden, muss auch die Bevölkerung ihren Teil dazu beitragen. Der Kanton Tessin hat deshalb beschlossen, die Bevölkerung zu sensibilisieren.

So bittet er die Bevölkerung, keine Lebensmittelabfälle in der Natur zu verteilen oder sie als Futter für Wildtiere und Schweine zu verwenden. Zudem rät er davon ab, Fleischprodukte aus Gebieten in die Schweiz zu bringen, in denen die ASP vorkommt. Welche das sind, ist beim BLV in Erfahrung zu bringen.

Schliesslich fordert der Kanton Tessin dazu auf, den Fund von Wildschweinkadavern umgehend dem Kantonstierarzt zu melden. Das Gleiche gilt für Verdachtsfälle in Schweinemastbetrieben.

Einziger Trost: Für Menschen ist der Erreger der Afrikanischen Schweinepest völlig ungefährlich.