Integration im Thurgau Eltern sollen für Deutschunterricht im Kindergarten zahlen

tsha

12.2.2019

Viele Kindergärtler können nicht richtig Deutsch sprechen. Das hat Auswirkungen auf das spätere Berufsleben. (Symbolbild)
Viele Kindergärtler können nicht richtig Deutsch sprechen. Das hat Auswirkungen auf das spätere Berufsleben. (Symbolbild)
Getty Images/iStockphoto

Wenn sich Eltern nicht genug um die Deutschkenntnisse ihrer Kinder bemühen, sollen sie künftig zur Kasse gebeten werden. Das fordert das Thurgauer Kantonsparlament. Doch es gibt verfassungsrechtliche Bedenken.

Die Zahlen aus der Thurgauer Kantonshauptstadt Frauenfeld sind eindeutig: Mehr als ein Drittel aller Kindergärtler musste dort im Jahr 2014 wegen mangelhafter Sprachkenntnisse zum Deutschunterricht. Den Gemeinden entstehen durch den Extraunterricht zusätzliche Kosten, die das Thurgauer Kantonsparlament jetzt auf die Eltern der schlecht integrierten Kindergärtler umlegen will. Das berichtet der «Tagesanzeiger».

Urs Schrepfer, Schulleiter und SVP-Kantonsparlamentarier, ist treibende Kraft hinter dem Vorhaben. Ihm gehe es nicht darum, Kosten zu sparen oder Ausländer abzustrafen, sondern um die bessere Integration von Kindergärtlern. Man dürfe erwarten, dass Kinder von Eltern, die schon seit Jahren in der Schweiz leben, Deutsch sprächen. «Flüchtlinge und erst kürzlich Zugewanderte wären ausgenommen», erklärt Schrepfer. Mangelnde Sprachkenntnisse seien ein Hindernis, das sich ein Leben lang negativ auswirke. 

«Standesinitiative verstösst gegen die Verfassung»

In seiner Heimatgemeinde Sirnach hätten doppelt so viele Kinder die vorschulische Sprachspielgruppe besucht, als den Eltern eine Kostenbeteiligung im Kindergarten angedroht wurde, so Schrepfer. Schulleiter Ki­lian Imhof (CVP) betont, dass Sprachförderung in den Familien stattfinden müsse, nicht nur in Kindergarten oder Schule.

Im Januar verabschiedete das Kantonsparlament eine Motion, die den Regierungsrat mit einer Standesinitiative beauftragt, um die Bundesverfassung zu ändern. Denn die Verfassung sieht vor, dass Volksschulunterricht generell kostenfrei sein muss. Das betont auch Lehrerverbandspräsident Beat W. Zemp: «Die Standesinitiative verstösst gleich zweifach gegen die Verfassung: Schule muss unentgeltlich sein. Und niemand darf wegen seiner Sprache diskriminiert werden.»

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