Löhne Travail.Suisse pocht auf gleiche Löhne

SDA

30.4.2018 - 12:33

Die Frauen an diesem Tisch sollen für ihre Arbeit nicht weniger Lohn erhalten als ihre Kollegen. Das fordert der Dachverband Travail.Suisse. (Themenbild)
Die Frauen an diesem Tisch sollen für ihre Arbeit nicht weniger Lohn erhalten als ihre Kollegen. Das fordert der Dachverband Travail.Suisse. (Themenbild)
Source: KEYSTONE/CHRISTIAN BEUTLER

Unternehmen, die ihre Löhne nicht freiwillig auf Diskriminierung überprüfen, sollen auf eine Schwarze Liste gesetzt werden. Travail.Suisse, der Dachverband der Arbeitnehmenden, macht Druck für gleiche Löhne für Männer und Frauen.

Das Prinzip "Gleicher Lohn für gleiche Arbeit" müsse in den Unternehmen zwingend durchgesetzt werden, schrieb Travail.Suisse. Deshalb werde eine Schwarze Liste ins Auge gefasst, auf der die Namen von Unternehmen veröffentlicht werden sollen, die ihre Löhne nicht freiwillig und mit einer anerkannten Methode überprüfen lassen.

Katalog von 28 Forderungen

Die Schwarze Liste ist eine von 28 Forderungen, die Travail.Suisse am Montag - einen Tag vor dem Tag der Arbeit - in Bern den Medien präsentierte. Unerklärte Lohnunterschiede möchte auch der Bundesrat angehen, mit einer Revision des Gleichstellungsgesetzes.

Auf eine Schwarze Liste von säumigen Arbeitgebern verzichtete er nach Kritik in der Vernehmlassung. Im Februar sprach sich der Ständerat dann dagegen aus, dass Unternehmen mit über 50 Angestellten regelmässig ihre Lohne überprüfen lassen müssen. Die Mehrheit forderte, Alternativen zu prüfen, und schickte die Vorlage an die vorberatende Kommission zurück.

Die Lohndiskriminierung für Frauen beginne nach der Berufslehre, kritisierte Sabri Schumacher, Leiterin der Fachstelle Gleichstellung der Gewerkschaft Syna, laut Redetext vor den Medien. Um die sieben Prozent betrage der Lohnunterschied ohne objektiven Grund. Die Ungleichheit habe bis ins hohe Rentenalter Konsequenzen.

Frauenlöhne sichtbar machen

Um die gleichen Löhne durchzusetzen, will Travail.Suisse die Individualbesteuerung unterstützen. "Das heutige Steuersystem ist das Erbe einer patriarchalischen Gesellschaft, in der davon ausgegangen wurde, dass der Mann allein die Familie ernährte", sagte Präsident Adrian Wüthrich laut Redetext.

Der Lohn der Ehefrau werde zum Lohn des Mannes gezählt und verschwinde damit vom Radar. Füllten jedoch Mann und Frau je eine Steuererklärung aus, würden die einzelnen Einkommen sichtbar und würden auch so versteuert, statt dass das Paar mit zusammengezählten Löhnen in eine höhere Einkommensklasse gelange.

Individualbesteuerung würde laut Wüthrich bewirken, dass mehr Frauen eine Erwerbsarbeit aufnehmen oder mit höherem Pensum arbeiten. Dies könne Verluste durch die Einführung der Individualbesteuerung zum Teil aufwiegen. Durch die Einführung der Einzelbesteuerung dürften keine Steuerverluste entstehen, hält der Verband fest.

Steuerliche Nachteile für Ehepaare will auch der Bundesrat beseitigen, mit einer neuen Paarbesteuerung. Im März überwies er den Räten seine Vorlage. Allerdings müssten Konkubinatspaare mit Kindern mit der Vorlage mehr bezahlen. 2016 wurde eine CVP-Initiative zur Beseitigung der Heiratsstrafe an der Urne abgelehnt.

Forderungen zur Care-Arbeit

Auch Care-Arbeit, die Betreuung von Kindern und Angehörigen, hat Travail.Suisse in den Forderungskatalog aufgenommen. 1,9 Millionen Menschen in der Schweiz leisteten diese Arbeit heute ohne Entschädigung, meist für Kinder, aber von knapp 600'000 Personen auch für Erwachsene. Meist leisten Frauen diese Arbeit.

Travail.Suisse widmet Care-Arbeit gleich mehrere Forderungen. Diese reichen von einem aus der Erwerbsersatzordnung bezahlten Vaterschaftsurlaub, einem Recht auf Teilzeitarbeit für Eltern, einem Anspruch auf mindestens zwei Krippentage pro Woche pro Kind bis zum Urlaub in Notsituationen für pflegende Angehörige.

Der Bundesrat bestellte Anfang 2017 beim Innendepartement eine Vorlage für einen Betreuungsurlaub. Die Volksinitiative für einen mindestens vierwöchigen Vaterschaftsurlaub, die Travail.Suisse und andere Organisationen eingereicht haben, lehnt der Bundesrat ab. Er argumentierte mit den Kosten für die Wirtschaft.

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