Bislang 134 Fälle in der SchweizDeshalb stecken sich auch Geimpfte mit dem Virus an
Von Maximilian Haase
20.5.2021
Trotz vollständiger Impfung haben sich in der Schweiz bisher 134 Menschen mit dem Coronavirus infiziert. 41 von ihnen mussten ins Spital. An der Wirksamkeit der Impfstoffe besteht laut Experten dennoch kein Zweifel.
Von Maximilian Haase
20.05.2021, 15:53
20.05.2021, 16:20
Maximilian Haase
Die Corona-Zahlen in der Schweiz sinken täglich weiter. Grössten Anteil daran hat die im Januar gestartete Impfaktion, die vor wenigen Tagen mit einer grossen Werbekampagne in die zweite Phase ging. 1,24 Millionen Menschen sind mittlerweile vollständig geimpft.
Und doch infizieren sich manche von ihnen mit dem Virus: 134 Personen haben sich laut aktuellen BAG-Zahlen seit Januar trotz Impfung angesteckt, 41 mussten gar ins Spital. Die Statistik weist zudem zwölf Todesfälle aus, davon fünf Frauen und sieben Männer, alle im Alter von über 80 Jahren.
Die Betroffenen sind vor allem älter und weiblich, 75 der Infizierten sind über 80 Jahre alt, davon 49 Frauen. Bei fast zwei Dritteln der gemeldeten Hospitalisationen handelt es sich um Menschen über 80. Auch einzelne Personen unter 40 finden sich in der Statistik.
Jedoch: «Da bisher vor allem ältere Menschen geimpft wurden, ist die Zahl der Infektionsfälle nach der Impfung bei älteren Menschen höher», erklärt BAG-Mediensprecherin Maria Foursouva «blue News» und verweist somit darauf, dass man die Altersklassen nicht ohne Weiteres miteinander vergleichen könne. Andererseits könne die Wirksamkeit eines Impfstoffs «in hohem Alter weniger stark sein. Wir werden die Entwicklungen nahe verfolgen», so die Sprecherin.
Zu den zwölf Verstorbenen würden keine weiteren Detailinformationen kommuniziert, so Foursouva. «Es gibt aber durchaus eine Wahrscheinlichkeit, dass bei Menschen über 80 Jahre Vorerkrankungen existieren.»
Schlechtere Immunantwort bei Älteren möglich
Christoph Berger, Präsident der Eidgenössischen Kommission für Impffragen (EKIF), wird von «20 Minuten» mit den Worten zitiert, dass die betroffenen älteren Menschen durch «Vorerkrankungen eine schlechtere Immunantwort auf die Impfung gehabt haben» könnten.
Auch Swissmedic-Sprecher Lukas Jaggi bestätigt «blue News»: «Die Physiologie von älteren Personen kann dazu führen, dass das Immunsystem ‹langsamer› reagiert als bei Jüngeren.» Das bedeute, dass die Immunreaktion verzögert oder reduziert erfolgen könne.
Dass vor allem Ältere der Gefahr unterliegen, sich trotz Impfung zu infizieren, könne man Jaggi zufolge jedoch «so generell nicht sagen». Die Schutzwirkung der Impfstoffe sei bei älteren Personen, gerade auch in Relation zu den Risiken einer Covid-Erkrankung, sehr gut.
Die Zahlen – ein infizierter Geimpfter auf 10'000 Personen – bestätigten, dass die Impfungen sehr gut wirksam und ein grosser Erfolg seien, betont auch EKIF-Präsident Berger gegenüber «20 Minuten».
Kein hundertprozentiger Schutz
Laut dem Informationsportal «Infovac» besitzen die in der Schweiz eingesetzten Impfstoffe von Pfizer/Biontech und Moderna eine geschätzte Wirksamkeit von 95 Prozent eine Woche nach der zweiten Dosis. «Kein Impfstoff ist zu 100 Prozent wirksam», so BAG-Sprecherin Foursouva. Es sei «davon auszugehen, dass Infektionsfälle bei vollständig geimpften Personen auftreten können».
Wie die klinischen Studien zeigten, «wirken Covid-19 Impfstoffe nicht zu 100 Prozent», bestätigt auch Lukas Jaggi gegenüber «blue News». «Dementsprechend kann es trotz Impfung auch zu Hospitalisationen und Todesfällen kommen.»
Möglich sei es Jaggi zufolge auch, «dass eine Covid-19 Erkrankung in zeitlichem Zusammenhang mit der Impfung gemeldet wird». Da geimpfte Personen vor der Impfung nicht getestet würden und der Schutz vor einer Erkrankung vom Körper zuerst aufgebaut werden müsse, könne es vorkommen, «dass eine Infektion vor der Impfung eine Covid-19-Erkrankung nach erfolgter Impfung auslösen kann».
Stehen die Fälle von Hospitalisationen und Todesfällen in zeitlichem Zusammenhang mit einer Impfung oder wird ein Zusammenhang mit der Impfung vermutet, sind diese meldepflichtig und sollen Swissmedic gemeldet werden.