Arbeitsplatz am meisten betroffen Über 700 dokumentierte Rassismus-Vorfälle im letzten Jahr 

SDA/amo

23.4.2023 - 10:00

Mehrere Tausend Menschen nehmen im Juli 2020 in Genf an einer Anti-Rassismus-Demonstration teil. 
Mehrere Tausend Menschen nehmen im Juli 2020 in Genf an einer Anti-Rassismus-Demonstration teil. 
KEYSTONE/Salvatore Di Nolfi

In der Schweiz sind im letzten Jahr mit über 700 so viele Fälle von rassistischer Diskriminierung dokumentiert worden wie nie zuvor. Die Zunahme zeige aber eine erhöhte Bereitschaft der Bevölkerung, sich aktiv gegen Rassismus zu engagieren.

Keystone-SDA, SDA/amo

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  • Beim Schweizer Beratungsnetz für Rassismusopfer sind im letzten Jahr 708 Fälle rassistischer Diskriminierung gemeldet worden. 
  • Das sind fast 80 mehr als im Vorjahr.
  • Der Arbeitsplatz ist mit 133 Fällen am meisten betroffen.
  • Anti-Schwarzer-Rassismus sowie Ausländer- und Fremdenfeindlichkeit seien die am häufigsten genannten Diskriminisierungsmotive.

Im letzten Jahr sind in der Schweiz 708 Fälle rassistischer Diskriminierung dokumentiert worden. Die Zunahme um 78 Fälle zeige eine erhöhte Bereitschaft der Schweizer Bevölkerung, sich aktiv gegen Rassismus zu engagieren, so das Beratungsnetz für Rassismusopfer.

Der Arbeitsplatz sei mit 133 Fällen am meisten betroffen, zeige der Auswertungsbericht 2022. Darauf folge mit 116 Fällen der Bildungsbereich. Zum Beispiel würden in Schulen an Toilettentüren rechtsextreme Symbole oder das «N-Wort» eingeritzt. In solchen Fällen suchten teilweise Schulleitungen Unterstützung bei der Beratungsstelle.

Mit dem Begriff N-Wort wird heute eine früher gebräuchliche rassistische Bezeichnung für Schwarze umschrieben.

Weitere stark betroffene Bereiche seien die Verwaltung mit 96, die Nachbarschaft und das Quartier mit 82 sowie öffentliche Angebote von Privaten mit 67 dokumentierten Vorfällen.

Anti-Schwarzer-Rassismus mit 276 sowie Ausländer- und Fremdenfeindlichkeit mit 275 Nennungen seien die am häufigsten genannten Diskriminisierungsmotive. Dies habe sich meistens durch Benachteiligung, Beschimpfung und herabwürdigende Behandlung gezeigt, wie es weiter hiess.

Andere Erscheinungsformen von Rassismus träten jedoch ebenfalls häufig auf. So habe das Beratungsnetz auch 47 Fälle von Feindlichkeit gegen Menschen aus dem arabischen Raum verzeichnet sowie 44 Meldungen in der Kategorie antimuslimischer Rassismus. Feindlichkeit gegen Menschen aus dem asiatischen Raum weise 40 Meldungen auf.

Hohe Dunkelziffer

Die Zahlen des Auswertungsberichts blieben gegenüber den Vorjahren in den verschiedenen Bereichen auf hohem Niveau stabil. Die EKR und humanrights.ch gehen davon aus, dass die Dunkelziffer von rassistischen Vorfällen in der Schweiz auch im Jahr 2022 hoch bleibt.

Der Bericht zeige mit Fallbeispielen, wie ideologische Einstellungen und oft unbewusste Haltungen sowie unsichtbare Strukturen und Praktiken Menschen auf verschiedenste Weise benachteiligen. Das Beratungsnetz appelliert an Arbeitgebende, Organisationen, Bildungsinstitutionen und Verwaltungsstellen, Gegenmassnahmen zu ergreifen.