18 Millionen Stück VBS kauft falsch deklarierte Masken 

tafu

2.9.2020

Falsch deklarierte Masken sind auch Detailhandel häufig zu finden. (Symbolbild)
Falsch deklarierte Masken sind auch Detailhandel häufig zu finden. (Symbolbild)
Bild: Keystone

Um Engpässe bei der Versorgung mit Schutzmasken zu vermeiden, kaufte das Verteidigungsdepartement Masken in China ein. Diese entsprechen allerdings nicht dem Qualitätsstandard, der auf der Verpackung versprochen wird.

Maske ist nicht gleich Maske: Der Bedarf an Mund-Nasen-Schutzmasken ist im vergangenen halben Jahr aufgrund der Coronakrise massiv gestiegen. So ist es nicht verwunderlich, dass es während des Höhepunkts der Pandemie durchaus zu Engpässen bei der Versorgung mit Masken gekommen ist.

So habe das VBS im April 18 Millionen Masken in China eingekauft und sie zum Selbstkostenpreis an Apotheken und Detailhandel weitergegeben, wie das Konsumentenmagazin «Kassensturz» berichtet. Allerdings erfüllten die Masken nicht ihren eigentlichen Zweck und seien nicht geeignet zur optimalen Virusbekämpfung.



Die betreffenden Masken sind mit einem CE-Siegel gekennzeichnet. Dies bedeutet, dass die Maske in Europa zertifiziert wurde und höchsten Qualitätsansprüchen genügt. Diese Bedingung erfüllen die Typen I, II und IIR. Für Konsumenten bedeutet das, sie können diese Masken im Schutz gegen Corona bedenkenlos einsetzen.

Masken nicht für medizinische Verwendung geeignet

Die CE-Kennzeichnung der betreffenden Masken habe somit zwar den Anschein erweckt, die Maske entspreche den europäischen Anforderungen, erklärt Dr. Margit Widmann, Dozentin for Qualitätsmanagement von Medizinprodukten an der Luzerner Hochschule gegenüber «Kassensturz». «Im Kleingedruckten entdecke ich dann einen chinesischen Standard, der gegen Luftverschmutzung ist. Und da frage ich mich, ob diese Masken geeignet gegen Covid-19 sind.»

Sind sie offenbar nicht, zumindest nicht für den Einsatz bei medizinischem Personal: Die Masken werden nach Recherchen von «Kassensturz» fälschlicherweise als Typ II verkauft. Auch wenn das VBS keinen Einblick in die Prüfberichte ermöglichte, deckte das Konsumentenmagazin auf, dass die Masken nicht hätten mit dem CE-Siegel gekennzeichnet werden dürfen. Stattdessen müssten sie mit dem Hinweis «non medical» oder «nicht für die medizinische Verwendung» gekennzeichnet sein.

Immer wieder falsch deklarierte Masken im Verkauf

Und nicht nur die VBS-Masken sind von der falschen Deklarierung betroffen, laut «Kassensturz» seien die wenigsten Masken korrekt ausgezeichnet. Swissmedic habe mehr als 100 Meldungen über nicht konforme medizinische Gesichtsmasken erhalten.



«Für den Konsumenten ist die Lage unübersichtlich», so Michel Pürro, der dort für die Kontrolle der Medizinprodukte zuständig ist. Wer falsch deklarierte Masken entdecke, solle das an Swissmedic melden. Das Heilmittelinstitut setze sich mit Marktüberwachungsmassnahmen dafür ein, dass in Zukunft vermehrt Medizinprodukte auf den Markt kommen.

Falsch deklarierte Masken seien unter anderem bei Lidl, Manor und Spar in den Verkauf gekommen. Lidl habe das CE-Kennzeichen inzwischen überklebt. Manor erklärt gegenüber «Kassensturz», «die Unstimmigkeiten auf der Verpackung werden in Kürze mit einem Aufkleber korrigiert, mittelfristig mit einer überarbeiteten Verpackung.» Spar wolle lediglich bei der nächsten Auflage die Verpackung inklusive Hinweis anpassen. «Die aktuellen Verpackungen sind dennoch für den Verkauf freigegeben worden.»

VBS räumt Fehler ein

Unterdessen räumt auch das VBS Fehler ein. Der für die Beschaffung zuständige Brigadier Markus Näf erklärt gegenüber «Kassensturz», dass die Deklaration als Medical-Face-Maske nicht korrekt sei. «Sie ist im Rahmen der Anschubverteilung, bei der die Masken über Grossverteiler verteilt werden, irrtümlich falsch deklariert worden.»



Die Maske erfülle aber die Kriterien und stelle keine Gefährdung für die Bevölkerung dar, so Näf. Sollten noch Bestände der betreffenden Masken vorhanden sein, diskutiere man darüber, ob man sie mit einem Hinweis versehen werde, der besagt, dass die Produkte nicht für den medizinischen Gebrauch geeignet sind.

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