Vorwurf aus dem Spital Temporärfirmen sollen Fachkräftemangel verstärken

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5.9.2023

Spitäler stellen vermehrt Pflegekräfte via Personalvermittler an. (Archiv)
Spitäler stellen vermehrt Pflegekräfte via Personalvermittler an. (Archiv)
Bild: Gaetan Bally/Keystone

Spitäler suchen händeringend nach Personal im Pflegedienst und greifen dabei auch auf temporäre Einsatzkräfte zurück. In Basel ist nun eine Debatte darüber entflammt, ob Personalvermittler den Fachkräftemangel zusätzlich anheizen.

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  • Der Fachkräftemangel ist im Gesundheitswesen besonders gross.
  • Immer mehr Spitäler rekrutieren ihr Personal daher bei Temporärfirmen, inzwischen auch tageweise.
  • Die Personalvermittler zögen dabei das noch vorhandene Fachpersonal noch zusätzlich ab, so die Befürchtung.
  • Flexible Arbeitszeiten und die Möglichkeit zu längeren Pausen zwischen den Einsätzen haben ihren Reiz.

Der Fachkräftemangel stellt insbesondere Spitäler vor grosse Probleme. Es können nicht alle vorhandenen Betten belegt werden, Operationen müssen verschoben werden, Patienten bleiben unversorgt.

Das Freiburger Spital hat die Öffnungszeiten seiner Permanence in Tafers verkürzt. Manchmal müssen deshalb gar ganze Abteilungen schliessen, so geschehen im Kanton Bern, wo die Insel-Gruppe das Spital Münsingen und das Tiefenau-Spital in der Stadt Bern dichtgemacht hat.

Personal fehlt an allen Ecken und Enden: im Pflegedienst, im Labor, in der Radiologie, für Therapien, in der Administration. Immer öfter rekrutieren die Spitäler ihr Personal daher bei Temporärfirmen – zu deutlich höheren Kosten als Festanstellungen verursachen würden.

Das Universitäts-Kinderspital beider Basel (UKBB) hat die Mehrkosten am konkreten Beispiel von medizinisch-technischen Radiolog*innen ausgerechnet. «Dabei kamen wir auf ein Plus von 75 Prozent», sagt Fabienne Thiévent dem «SRF». Was der Personalverantwortlichen des UKBB aber beinahe noch mehr zu schaffen macht: «Die Temporärfirmen ziehen das fehlende Fachpersonal zusätzlich ab.»

Viele Arbeitssuchende gerade im Gesundheitsbereich heuern demnach nämlich lieber bei Personalvermittlern an, als sich im Spital fest anstellen zu lassen. So umgehen sie den steigenden Leistungsdruck und drohenden Überstunden aufgrund von Personalmangel, und können auch einmal längere Arbeitspausen einlegen. 

Alain Meyer, Geschäftsführer von Careanesth, dem grössten Personalvermittler im Gesundheitsbereich, hält nichts vom Vorwurf, den Spitälern Fachkräfte wegzuschnappen: «Wir sorgen dafür, dass nicht noch mehr Fachkräfte ihren Beruf aufgeben», sagt er dem «SRF». Gerade die Möglichkeit, flexibler zu arbeiten, halte die Leute bei der Stange.

Die Spitäler jedenfalls leihen Fachkräfte inzwischen auch gerne tageweise aus. Es bleibt ihnen kaum etwas anderes übrig.