Neonazi-Band Verurteilter Antisemit hetzt schon wieder gegen Juden

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27.12.2019

Nach der Verurteilung aufgrund eines antisemitischen Übergriffes hetzt Neonazi Kevin G. erneut gegen Juden. (Symbolbild)
Nach der Verurteilung aufgrund eines antisemitischen Übergriffes hetzt Neonazi Kevin G. erneut gegen Juden. (Symbolbild)
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Vor Gericht gab sich der verurteilte Sänger einer Neonazi-Band geläutert. Doch wenige Monate später verbreitet Kevin G. seine rechtsextremen und antisemitischen Ansichten schon wieder.

Nicht einmal ein Jahr ist es her, dass das Zürcher Obergericht den Sänger der Neonazi-Band Amok zu zwölf Monaten Haft verurteilte. Kevin G. aus dem Zürcher Oberland hatte 2015 gemeinsam mit Gleichgesinnten in Zürich einen orthodoxen Juden beleidigt, bespuckt und antisemitisch beschimpft. Vor Gericht gab er sich im Februar geläutert: «Ich habe es definitiv auf die Spitze getrieben. Deshalb wurde ich auch verurteilt – und zwar zu Recht.» Er habe sich vom harten Kern der rechtsextremen Szene verabschiedet, so der 32-Jährige.

Die Strafe wegen Rassendiskriminierung kann Kevin G. in Halbgefangenschaft absitzen – damit er nicht aus dem sozialen Netz falle, wie der «Tages-Anzeiger» die Begründung des Richters zitiert: «Wir haben Ihnen noch eine letzte Chance eingeräumt. Nehmen Sie sie wahr.» Heute steht fest: Der gelernte Metzger ist alles andere als geläutert. Mit seiner Band Amok hat er ein neues Album namens «Teeren & Federn» veröffentlicht, in dem weiter gegen Juden gehetzt wird. Der antisemitische Übergriff des Neonazis, für den er vor Gericht stand, wird dabei sogar offensiv verhöhnt.

Juden als Nilpferde

Bei der Tat wurde das Opfer mit «Scheissjude» oder «Wir schicken euch nach Auschwitz!» beschimpft, nur durch couragiert eingreifende Passanten konnte Schlimmeres verhindert werden. Dieser Angriff wird nun laut «Tages-Anzeiger» in einem der neuen Songs thematisiert: «Sie haben es gewagt und das am helllichten Tag. Sie spuckten, schubsten, grüssten rum, beinahe brachten sie ihn um.» Das Lied namens «Nilpferd-Jäger» codiert dabei Juden als Nilpferde und die Neonazis als Jäger: «Wir schreiten gleich zur Tat und rocken diesen Nilpferdstaat», heisst es, und: «Wir kommen alle zum Entschluss, bald rollt er wieder, der Nilpferdjäger-Bus.» 

«Dieses Lied ist gar mit einem realen physischen Angriff auf einen Menschen verknüpft», zitiert der «Tages-Anzeiger» Jonathan Kreutner, den Generalsekretär des Schweizerisch-Israelitischen Gemeindebundes. Er hält die Botschaften des Amok-Albums für erschreckend. Im Booklet, in dem sich eine Comic-Zeichnung über den Angriff lustig macht, sind zwar keine Namen der Bandmitglieder genannt. Doch ist Kevin G., der Bandgründer und Sänger, laut «Tages-Anzeiger» auf einem der Fotos zu sehen. Zudem klinge die Gesangsstimme nach jener des Verurteilten auf früheren Alben – sogar die Texte besässen Bezüge zu seinen früheren Wohnorten.

Der Verteidiger von Kevin G., Jürg Krumm, sagte gegenüber dem «Tages-Anzeiger»: «Ich gehe davon aus, dass die Texte nicht widerrechtlich sind.» Er habe von der neuen Veröffentlichung keine Kenntnis, wisse aber, dass die Band ihre Texte vor Veröffentlichung von der deutschen Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien prüfen lasse. Er wisse indes nicht, ob Kevin G., der etwa auch zum rechtsextremen Netzwerk Blood & Honour Kontakte pflegen soll, seine Haftstrafe bereits angetreten habe.

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