Jacht-Manager der OligarchenVom FBI gesuchter gebürtiger Russe lebt unbehelligt am Zürichsee
smi
1.3.2024
Das FBI hat jüngst ein Kopfgeld auf einen russischstämmigen Schweizer ausgesetzt: Der Mann steht im Verdacht, einem Oligarchen geholfen zu haben, dessen Jacht vor US-Sanktionen zu schützen.
smi
01.03.2024, 17:43
01.03.2024, 19:24
smi
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Das FBI hat ein Kopfgeld auf einen gebürtigen Russen ausgesetzt, der seit Jahren mit seiner Familie in einer Zürcher Seegemeinde lebt.
Die Gemeinde hat ihn eingebürgert, weshalb dieser mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht ausgeliefert wird.
Der Geschäftsmann soll gegen Sanktionen verstossen haben, indem er Viktor Vekselberg geholfen hat, nicht als Besitzer seiner Jacht erkannt zu werden.
W.O.* ist alles andere als ein Phantom: Viele im Dorf kennen ihn, hat die «Zürichsee-Zeitung» herausgefunden. Sie sei ihm eben erst beim Spazieren begegnet, erzählt eine Bewohnerin der Zeitung.
Ebenfalls im Dorf bekannt ist die Tatsache, dass O. vom FBI mit einem Kopfgeld gesucht wird. Es habe sie schockiert, dessen Bild in der Zeitung zu sehen, gibt die Passantin zu Protokoll.
Vor wenigen Jahren sind O. und seine Familie eingebürgert worden. Das bietet ihm weitgehenden Schutz, denn die Schweiz liefert keine eigenen Staatsangehörigen an andere Staaten aus und stellt sie auch nicht für im Ausland begangene Straftaten vor ein inländisches Gericht – sofern die ihnen vorgeworfenen Delikte in der Schweiz nicht strafbar sind.
Das scheint im Fall des gebürtigen Russen der Fall zu sein. Die USA beschuldigen ihn des Verstosses gegen Sanktionen gegen Personen, die in engem Kontakt zu Wladimir Putin stehen. Einer, auf den dies zutrifft, lebt ebenfalls in der Schweiz: der Unternehmer Viktor Vekselberg.
Diesem soll O. geholfen haben zu verschleiern, wer der Besitzer der Superjacht «Tango» ist – Viktor Vekselberg selbst. Der am Zürichsee wohnhafte Russland-Schweizer hat mit seiner Firma laut Recherchen der «Zürichsee-Zeitung» neben Finanzdienstleistungen auch Jacht-Management angeboten.
Dass die Jachten russischer Oligarchen mit Verbindung zu Putin konfisziert wurden, gehört zu den auffälligeren Sanktionen der westlichen Unterstützer der Ukraine.
Mit verschiedenen Tricks, unter anderem einem falschen Schiffsnamen, sollen O. und seine Leute dazu beigetragen haben, dass Vekselberg weiterhin mit seiner Jacht übers Meer kreuzen konnte. Die «Tango» hiess während Monaten «Fanta», wann immer der Schiffsname angegeben werden musste.
Irgendwann ist der Schwindel aber aufgeflogen: Vor Mallorca beschlagnahmte die spanische Polizei das Schiff und muss es seither auf eigene Kosten unterhalten.
Die USA können die Schweiz ersuchen, O. stellvertretend vor Gericht zu stellen. Ob ein entsprechendes Gesuch bei der zuständigen Stelle eingegangen ist, habe das Bundesamt für Justiz nicht beantwortet, schreibt die «Zürichsee-Zeitung».
Wie der Schweizer Anwalt von O. gegenüber blue News schriftlich mitgeteilt hat, kooperiere O. vollumfänglich mit den US-amerikanischen Strafverfolgungsbehörden. Es gilt die Unschuldsvermutung.
*Name der Redaktion bekannt.
Transparenz-Hinweis: In einer früheren Version dieses Artikels stand fälschlicherweise, O. sei russisch-schweizerischer Doppelbürger. Die Redaktion bittet um Entschuldigung für diesen Fehler.