Fahrplan Strom-MangellageWann Tempolimit, 18-Grad-Regel und Abschaltungen kommen
Philipp Dahm
23.11.2022
«Sparen, sparen, sparen»: Mit Kontingenten und Verboten gegen Strommangel
Der Bundesrat will bei einer Strommangellage notfalls mit Verboten,
Kontingenten und Notabschaltungen reagieren. Ziel ist es, die
Netzstabilität und damit die Stromversorgung zu gewährleisten. Die
Massnahmen sollen kaskadenartig erfolgen.
23.11.2022
Der Bund hat seine Pläne für den Ernstfall vorgelegt: Wie würden im Falle einer Strom-Mangellage Wirtschaft und Gesellschaft gefordert? Hier die wichtigsten sechs Fragen und Antworten.
Philipp Dahm
23.11.2022, 19:56
phi
Wie will der Bund in einer etwaigen Strom-Mangellage reagieren? Oberstes Ziel ist es, einen Blackout zu verhindern, sagt Bundesrat Guy Parmelin am 23. November in Bern. Die entsprechenden Verordnungsentwürfe gehen bis am 12. Dezember in eine verkürzte Vernehmlassung.
Was passiert auf der untersten Stufe?
An erster Stelle stünde der Aufruf «Sparen, sparen, sparen», wie Guy Pamelin es ausdrückt. Dabei gelte wie bei allen Eskalationsstufen, dass durch die Massnahme härte Schritte verhindert werden sollten.
Wann gibt es Vorschriften?
Auf tieferem Niveau betreffen die ersten etwaigen Vorschriften den «Komfort-Bereich», drückt es Parmelin aus. So könnte etwa die Kochwäsche verboten werden, die Werbe-Aussenbeleuchtung könnte eingeschränkt oder ganz unterbunden werden. Die maximale Heiztemperatur on öffentlichen Gebäuden könnte sinken.
Was wären schärfere ökonomische Schritte?
In einer nächsten Stufe könnten Massnahmen beschlossen werden, die das Gewerbe einschränken. So könnten Ladungsöffnungszeiten gekürzt werden. Der Bundesrat könnte ausserdem eine Kontingentierung des Stromes für Grossverbraucher beschliessen. Das würde 34'000 Betriebe treffen, die mehr als 100 Megawatt-Stunden im Jahr verbrauchen. Entschädigungen sind sind dabei nicht vorgesehen.
Und bei Privathaushalten?
Die Raumtemperatur könnte auf 18 Grad gesenkt werden. Aber: «Da muss vorher schon viel passiert sein», sagt Bastian Schwark von SwissGrid. Eine Heizpolizei werde es aber nicht geben, versichert gleichzeitig Parmelin.
Eine andere Massnahmen könnte eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf Autobahnen von 100 km/h sein. Das würde zwar auch Lenker*innen von Benzin- oder Dieselfahrzeugen treffen, doch Treibstoff könne über Generatoren auch zur Stromgewinnung genutzt werden. Zudem wäre so eine Regelung praktikabler und einfacher zu kontrollieren.
Was ist die «Ultima Ratio»?
Der Worst Case: Um ein Zusammenbrechen des Stromnetzes zu verhindern, müssten im äussersten Fall Teilnetze stundenweise abgeschaltet werden. Rettungskräfte, Polizei und Gesundheitswesen sollten – wenn technisch möglich – davon ausgenommen werden.
Warum kommt der Plan erst jetzt?
Der Notfallplan für eine Gas-Mangellage steht schon länger. Das hat Gründe, erklärt Schwark: Beim Gas habe die Schweiz keinen Puffer. Ein Ausfall würde das Land plötzlich treffen, weshalb schnell reagiert werden musste.
Beim Strom profitiert der Bund von seinen heimischen Stromspeichern. Eine Mangellage sei ohnehin nicht vor Februar zu erwarten, sofern der Ernstfall überhaupt eintritt.
Bei Gasmangel darf nur noch bis 20 Grad geheizt werden
Begrenzung der Raumtemperatur auf 20 Grad in mit Gas beheizten Innenräumen, keine zusätzlichen Ausnahmen für Unternehmen von der Kontingentierung des Gasbezugs: Der Bundesrat hat mehrere Massnahmen für den Fall einer Gasmangellage konkretisiert.