Temperatur-Rekorde allerortenWarmer Oktober ist wohl Vorbote eines milden Winters
Herbert Aichinger
29.10.2022
Der ungewöhnlich milde Oktober zeigt bereits unmittelbare Auswirkungen etwa auf die Laubbäume, deren Blätter dieses Jahr weniger intensiv leuchten. Wie er sich indes langfristig auf die Natur auswirkt, bleibt offen.
Herbert Aichinger
29.10.2022, 11:49
Herbert Aichinger
Seit den ersten Messungen im Jahr 1864 war es im Oktober in der Schweiz noch nie so warm wie dieses Jahr. Stephan Bader vom Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie Meteoschweiz: «Die Rekordwerte lagen lokal 1 °C über den bisherigen Höchstwerten. Die grosse Wärme wurde durch anhaltende West- und Südwestströmungen verursacht, die milde Luft zur Schweiz transportierten.»
Die Rekordtemperaturen waren in den meisten Gebieten der Schweiz spürbar. Sie lagen vielerorts 3 bis 4,5 0C über der Norm aus den Jahren 1991 bis 2020.
Dominant waren im Oktober Hochdrucklagen. Aber auch der Durchzug von Niederschlagsfronten am 8. und 9., vom 13. bis zum 15. sowie vom 20. bis zum 24. Oktober war von milder Luft aus Westen und Südwesten begleitet.
Einen Höhepunkt bildete der 23. Oktober, an dem Föhneinflüsse die Temperatur mancherorts sogar 8 bis 90 C über die Norm von 1991 bis 2020 steigen liessen. Landesweit lagen die Temperaturen durchschnittlich 3,7 0C über der Norm von 1991 bis 2020. Die bisherigen Höchstwerte im Oktober 2001 wurden damit um rund 30 C übertroffen.
Bei den Tageshöchstwerten vermeldete die Messstation in Delémont am 23. Oktober ein Maximum von 25,50 C. Damit wurde der bisherige Rekordwert von 25,10 C am 16. Oktober 2017 nur leicht überschritten. Trotzdem bot der diesjährige Oktober ein anderes Bild als noch vor zehn Jahren: Am 29. Oktober 2012 wurden vielerorts Schneehöhenrekorde gemessen.
Herbstfarben weniger ausgeprägt als in anderen Jahren
Im Oktober zeigten die Laubbäume überall bereits intensive Herbstfarben. Das ist nichts Ungewöhnliches. Auffällig war laut Stephan Bader allenfalls, dass viele Bäume gleichzeitig grüne und bereits verfärbte Blätter trugen. Im Flachland verhinderten die fehlenden kühlen Nächte, dass die Blätter intensive Herbstfarben ausbilden konnten.
Auch die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) wagt noch keine Voraussagen, wie sich der milde Herbst auf die Natur in der Schweiz auswirken wird. Es zeige sich allenfalls, dass besonders Buchen durch den trockenen Sommer 2022 bereits geschwächt waren und deshalb früher als gewöhnlich ihr Laub abwarfen.
Meteoschweiz wagt Ausblick für drei Monate
Das Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie Meteoschweiz erstellt seinen Saisonausblick immer nur für einen Zeitraum über drei Monate, geht aber zumindest bis im Januar 2023 von einem milden Winter mit überdurchschnittlichen Temperaturen aus.
Längerfristige Prognosen sind laut Stephan Bader mit einer hohen Unsicherheit behaftet: «Obwohl in den letzten Jahren mit leistungsfähigen Computern und durchgeführten Modellsimulationen deutliche Fortschritte erzielt wurden, ist die Qualität von Langfristprognostik für Mitteleuropa und somit auch für die Schweiz nach wie vor begrenzt.»
Dies liegt zum einen daran, dass sich kleine Störungen in der Atmosphäre unvorhersehbar schnell ausbreiten können. Zum anderen beeinflussen Faktoren wie die Bodenfeuchte und die Schneebedeckung der Kontinente sowie der Zustand der Ozeane auch kurzfristig die Wetterlage.