Impf-Offensive Wieso belohnt der Bundesrat nicht einfach die Geimpften mit Geld?

Lia Pescatore

1.10.2021

Neu gibt es für die Überzeugungsarbeit sogar Geld: Der Bundesrat zieht alle Register, um mehr Menschen von der Impfung zu überzeugen. (Symbolbild)
Neu gibt es für die Überzeugungsarbeit sogar Geld: Der Bundesrat zieht alle Register, um mehr Menschen von der Impfung zu überzeugen. (Symbolbild)
Keystone/Laurent Gillieron

Der Bundesrat fokussiert sich darauf, möglichst viele Menschen zu impfen, Fachpersonal, aber auch die Bevölkerung soll mithelfen – gegen Geld.

Lia Pescatore

Warum verstärkt der Bundesrat die Impfoffensive?

«Die Impfung ist der beste Weg aus der Krise», sagte Alain Berset an der Medienkonferenz. Doch nach wie vor seien zu viele Menschen noch nicht immunisiert, gerade auch im Vergleich mit anderen Ländern.

Nach heutigem Wissensstand bräuchte es bei den über 65-Jährigen eine Impfrate von 90 bis 95 Prozent, schreibt der Bundesrat in seinem Konsultationspapier. Aktuell sind es erst 88,5 Prozent. Bei dem Rest der erwachsenen Bevölkerung sei eine Impfrate von rund 80 Prozent nötig, bei dieser Gruppe liege sie bei 71 Prozent.

Worauf setzt der Bundesrat genau?

Er will niederschwellige Zugänge zu Informationen und zur Impfung fördern. So plant er einen starken Ausbau von mobilen Impfangeboten, etwa in Form von Impfbussen.

Während einer nationalen Impfwoche sollen zudem Kantone, Gemeinden, Vereine und Kirchen Informationsveranstaltungen durchführen, um mehr Leute über die Wirksamkeit, Sicherheit, aber auch über die Risiken und Nebenwirkungen aufzuklären.

Gibt es dafür auch mehr Personal?

Ja, der Bundesrat will 1700 Beratungspersonen einstellen, die gezielt den Kontakt zu ungeimpften Personen suchen sollen: per Telefon, auf Social Media, aber auch persönlich. Er setzt nicht nur auf geschulte Leute, sondern will auch die Bevölkerung motivieren, Überzeugungsarbeit zu leisten.

Und wie soll das genau ablaufen?

Wer eine Person, sei es der Nachbar, ein Arbeitskollege oder die Tante, zur Impfung bewegen kann, erhält 50 Franken als Gutschein fürs Restaurant oder fürs Kino – das hängt vom Kanton ab.

Warum belohnt der Bundesrat nicht die Geimpften?

«Wir sehen das nicht als gangbaren Weg», sagte BAG-Rechtsexperte Amedeo Cianci an der Medienkonferenz dazu. Und Alain Berset fügte an, dass dadurch Personen, die schon länger geimpft sind, ausgeschlossen würden. Dies sei mit der vorgeschlagenen Variante nicht der Fall. Grundsätzlich könne jede Person, die jemanden wesentlich beim Entschluss zur Impfung beeinflusst habe, einen Gutschein erhalten, unabhängig vom Impfstatus.

Und wie komme ich an diesen Gutschein?

Kommt der Vorschlag des Bundesrats durch die Vernehmlassung, kann jede neu geimpfte Person angeben, welche Person bei ihrem Entscheid, sich impfen zu lassen, ausschlaggebend war. Wie das genau abläuft, wird in der Vernehmlassung geklärt. Der Gutschein würde dann per Post an die angegebene Person zugestellt.

Wie geht es mit den Tests weiter?

Der Bundesrat hält an seinem Standpunkt fest: Die Tests werden grundsätzlich kostenpflichtig. Ausgenommen sind weiterhin symptomatische Personen sowie solche, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können.

Zudem hat er zwei weitere Ausnahmen vorgeschlagen: Für Personen, die sich bereits einmal impfen lassen haben, sollen die Tests bis Ende November kostenlos bleiben. Unter 16-Jährige könnten ohne zeitliche Beschränkung kostenlos Tests beziehen.

Und für alle anderen: Gibt es einen anderen Weg zu einem kostenlosen Zertifikat?

Der Bundesrat stellt Betrieben, die repetitiv testen, in Aussicht, dass der Bund die Kosten für die Ausstellung von Zertifikaten übernehmen wird. Das heisst: Falls dein Arbeitgeber repetitive Tests anbietet und dieser sich bereit erklärt, auch Zertifikate auszustellen, kannst du so regelmässig ein gültiges Zertifikat erhalten.

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