Wechselhaftes Wetter Warum macht der April, was er will?

Von Anne Funk

12.4.2021

Obstblüten recken sich im April in die Sonne – und werden vom Schnee überrascht.
Obstblüten recken sich im April in die Sonne – und werden vom Schnee überrascht.
Bild: Keystone/Urs Flueeler

Kaum konnte man die milden Temperaturen am Wochenende geniessen, schon hat wieder Kälte und Niederschlag die Schweiz im Griff.  Überraschend ist das allerdings nicht.

Von Anne Funk

12.4.2021

Schnee, Nässe und niedrige Temperaturen – die aktuelle Wetterlage macht wenig gute Laune. Dabei waren wir doch bereits auf Frühling eingestellt: Noch am Wochenende freute man sich vielerorts über wohlige Wärme, in Föhngebieten erreichten die Temperaturen zum Teil 20 Grad.

Die Kaltfront stand allerdings bereits am Sonntagnachmittag in den Startlöchern. Und so begann der Montag mit Temperaturen, die sich so gar nicht nach Frühling anfühlen. «Die neue Woche startet stark bewölkt und nass», schreibt auch MeteoNews auf Twitter. Auch tagsüber bleibt es kühl.

Überraschend ist das nicht, heisst doch die altbekannte Bauernregel «April, April, der macht, was er will». Denn das tut er tatsächlich: Am Gründonnerstag gab es lokal bereits bis zu 25 Grad, schon am Dienstag nach Ostern wiederum Frost und Schnee bis ins Flachland. In der Walliser Gemeinde Visp im Rhonetal wurde in der Nacht zum vergangenen Donnerstag gar ein Temperatur-Minusrekord verzeichnet: Mit -6,1 Grad war es dort seit dem Messbeginn 1959 noch nie zuvor so kalt zu dieser Jahreszeit.

In der Achterbahn durch den April

Von einer «Achternbahnfahrt» sprechen da auch die Meteorologen und kündigten den erneuten Temperatursturz am Sonntag bereits an. «Gibt es heute noch knapp 20 Grad, sind es morgen nur noch um 5 Grad mit Flocken bis fast ins Flachland. Die Temperatur-Achterbahnfahrt im April geht weiter», schrieb MeteoNews.

Doch warum ist ausgerechnet der April so wechselhaft? Der Grund dafür liegt in der unterschiedlich schnellen Erwärmung von Wasser- und Landmassen. So sind im Frühjahr die Meere und Polargebiete noch kalt, schreibt MeteoSchweiz. Die Sonne steht aber bereits hoch und scheint länger, sodass sich die Erdoberfläche erwärmt.

Kalte Polarluft drängt nach Mitteleuropa und nimmt dabei über dem Nordmeer Feuchtigkeit auf. Am Tag erwärmt sie sich über dem Land und steigt nach oben, wo sie dann wieder abkühlt. Quellwolken entstehen und fallen schliesslich als Regen oder Schnee herab. 

Polarluft kommt nach Europa

Dort, wo die Luft aufsteigt, fliessen absinkende Luftmassen aus der Umgebung nach. Das hat zur Folge, dass die Luft austrocknet und die Wolken sich an diesen Stellen auflösen. So entsteht der Wechsel zwischen heiterem Sonnenschein und Niederschlägen.

Genau dies ist in den vergangenen Wochen passiert, wie auch Stephan Bader, Klimatologe bei MeteoSchweiz, dem Tages-Anzeiger erklärt. Grund für dieses Wetter seien günstige Druckverhältnisse – ein Tief über Skandinavien und gleichzeitig ein stabiles Hochdruckgebiet über Nordwesteuropa oder dem nahen Atlantik. So sei die Polarluft direkt nach Mitteleuropa geflossen.

Konkret bedeutete das für die aktuelle Lage in der Schweiz: Im Laufe des Sonntags näherte sich laut MeteoNews von Frankreich eine Kaltfront, in deren Vorfeld uns zunächst noch einmal ein Schwall sehr milder Luft erreichte. Das Temperaturniveau stieg noch einmal an.



Zu Beginn der Woche erhöht sich dann der Luftdruck an der Rückseite der Kaltfront markant, über Westeuropa baut sich ein Hoch auf. Während sich gleichzeitig am Golf von Genua ein Tief bildet, wird aus der Kaltfront eine stationäre Luftmassengrenze. Es entsteht eine Gegenstromlage: In den unteren Schichten der Atmosphäre fliesst aus Norden immer kältere Luft ein, in der Höhe weht der Wind aber noch aus südlichen Richtungen.

Wandert das Aprilwetter in den März?

Ob das Aprilwetter allerdings in Zukunft auch weiterhin in dieser Form auftreten wird, bleibt fraglich. Forscher vermuten, dass der Klimawandel dazu führen wird, dass diese Wetterlage bereits im März auftreten könnte. Zwar lassen sich bisher die physikalischen Einflüsse des Klimawandels noch nicht in einer Statistik abbilden.

Doch die Abwesenheit langer Kaltluftperioden in den vergangenen Wintern sei durchaus auffällig, erklärt auch Urs Neu vom Forum für Klima und globalen Wandel der Schweizerischen Akademie für Naturwissenschaften dem «Tages-Anzeiger».

Aufgrund der starken Erwärmung der Arktis könnte sich die Polarfront bis zum Ende des 21. Jahrhunderts weiter nach Norden verschieben, wie Klimaforscher in Computermodellen in dem Fachmagazin «Geophysical Research Letters» zeigten. 



Für die kommenden Tage müssen sich die Schweizer auf eine nachhaltig kühlere Periode einstellen, Temperaturen wie am vergangenen Wochenende seien laut MeteoNews erst einmal nicht in Sicht. Ab Dienstag gelangt weiterhin kühle, wechselnd feuchte und labil geschichtete Luft zur Alpennordseite.

Vielerorts beginnt der Tag kalt und frostig, tagsüber sind Höchstwerte zwischen 6 und 9 Grad zu erwarten. Bis zum Wochenende wird das Temperaturniveau langsam ansteigen, wobei morgens weiterhin mit Frost gerechnet werden muss. Auf erneute warme Frühlingstemperaturen im ganzen Land müssen wir noch ein bisschen warten.