ArmeeWas Sie zum neuen Cyberkommando des Bundes wissen müssen
aka/SDA
8.10.2020
Der Bundesrat will die Cyberabwehr stärken. Der Landesregierung schwebt dazu ein Cyberkommando vor, ähnlich wie die Luftwaffe oder das Heer. Die wichtigsten Fragen und Antworten dazu.
Längst werden Konflikte und Kriege auch digital ausgetragen, und nicht mehr nur in der Luft, auf dem Boden und auf dem Wasser. Hackerangriffe auf Staudämme, Banken oder Systeme der Armee sind keine unrealistischen Szenarien. Doch auch das Internet und die sozialen Medien können durch bewusste Falschinformationen der Kriegsführung dienen.
Der Bundesrat macht deshalb einen Effort. Er will die Cyberabwehr des Bundes stärken, hierfür soll ein Cyberkommando geschaffen werden.
Was heisst das?
Die heutige Führungsunterstützungsbasis (FUB) soll auf Anfang 2024 in ein Kommando Cyber weiterentwickelt werden, wie der Bundesrat gestern Mittwoch mitteilte. Dieses würde damit zu einem einsatzorientierten Kommando – ähnlich wie die Luftwaffe oder das Heer.
Was könnte dieses?
Das neue Kommando Cyber würde demnach militärische Schlüsselfähigkeiten in den Bereichen Lagebild, Cyberabwehr, Kryptologie oder elektronische Kriegsführung umfassen.
Gemäss dem erläuternden Bericht des Bundesrats ist die Zahl der gezielten Cyberangriffe auf strategisch relevante Ziele stark angestiegen. Kommt dazu, dass etwa die US-Streitkräfte oder die Bundeswehr diesen Schritt bereits gemacht haben.
Und die andere Seite der Medaille?
Vernetzung bedeutet auch mehr potenzielle Angriffsfläche. Laut Medienberichten gibt es in der Armee offenbar gravierende Mängel bei der IT-Sicherheit. Zusätzlich zum Cyberkommando will das VBS nun auch die Personalbestände in diesem Bereich aufstocken. Auf den 1. Januar 2022 soll auch ein Cyberbataillon und ein Cyberfachstab gebildet werden. Der Milizbestand wird dafür mehr als verdoppelt, von heute 206 auf 575 Angehörige der Armee.
Und das alles kann einfach so beschlossen werden?
Nein, dafür braucht es eine Änderung des Militärgesetzes und der Armeeorganisation. Die Vorschläge des Bundesrates gehen jetzt in die Vernehmlassung. Parteien, Kantone und weitere Player wie Verbände haben bis zum 22. Januar 2021 Zeit, sich dazu zu äussern. Die Botschaft des Bundesrates kommt danach ins Parlament.
Wie steht es um die Ausbildung?
Seit zwei Jahren gibt es einen Cyberlehrgang. Die Ausbildungsqualität jener Miliz-Cyberspezialistinnen und -spezialisten soll nun weiter erhöht werden. Dazu wird die Ausbildung innerhalb der Armee mit einem Praktikum bei externen Partnern ergänzt. Dadurch liessen sich die erlernten Fähigkeiten vertiefen, erweitern und anschliessend in die Armee zurückführen, wie das Verteidigungsdepartement (VBS) in einer Pressemitteilung schreibt.
Werden durch den Aufbau des Cyberkommandos andere Bereiche abgebaut?
Hack-Spezialisten ersetzen die herkömmlichen Truppen nicht. Sie ergänzen diese. Eine «umfassenden Vernetzung aller Systeme» sei bedeutsam, so das VBS. Die Digitalisierung und die damit verbundene Modernisierung und Vernetzung sämtlicher Systeme der Armee schreite rasch voran. Wegen dieser Entwicklungen brauche es standardisierte IT-Anwendungen. Mit der zunehmenden Vernetzung seien die Herausforderungen an den Cyberschutz zudem deutlich gestiegen. Das macht auch deshalb Sinn, weil beispielsweise alle modernen Kampfflugzeuge zu einem grossen Teil aus Elektronik bestehen.
Und wie teuer wird das alles?
Die Kosten für die Schaffung des Kommandos Cyber und die Aufstockung des Personals seien im Rahmen der Umsetzung der Weiterentwicklung der Armee (WEA) bereits budgetiert. Es würden keine weiteren finanziellen Kosten erwartet, schreibt der Bundesrat.