Kurioser Prozess Weil er seine Hecke zu stark stutzte: Landwirt zu Busse verurteilt

tafu

29.10.2019

EIn Mann muss eine Busse zahlen, obwohl die Hecke intakt geblieben ist. (Symbolbild)
EIn Mann muss eine Busse zahlen, obwohl die Hecke intakt geblieben ist. (Symbolbild)
Bild: AFP/Marc Chatelain/Biosphoto

Einst hat ein pensionierter Landwirt seiner Gemeinde sogar Land geschenkt. Und nun muss er sich vor Gericht verantworten und eine Busse zahlen – weil er seine eigene Hecke zu sehr geschnitten hat.

Zu einem kuriosen Prozess kam es am Montag vor dem Regionalgericht Bern-Mittelland: Ein Landwirt wurde zu einer dreistelligen Geldbusse verurteilt, weil er seine eigene Hecke zu stark geschnitten hatte.

Wie «20 Minuten» berichtet, hatte der Mann 2017 mehr als die Hälfte seiner aus verschiedenen Gewächsen bestehenden Hecke, die er selbst vor 40 Jahren auf seinem Grundstück gepflanzt hatte, abgeschnitten. Doch obwohl er sie seither selbst bewirtschaftet habe, habe er damit gegen das Naturschutzgesetz des Kanton Berns verstossen.

«Ich wurde verurteilt, weil ich keine Bewilligung hatte, um meine eigene Hecke zu schneiden», sagte der Mann. Diese wäre allerdings zwingend notwendig gewesen.

Busse trotz Verbesserung

Besonders eigenartig: Der Hecke geht es jetzt, zwei Jahre nach dem Beschnitt, bedeutend besser. Das bestätigte auch ein Heckenspezialist des Natur- und Vogelschutzvereins Wohlen vor Gericht. «Ich setze mich seit über 40 Jahren mit dem Thema auseinander und muss sagen, dass die Hecke in einem guten Zustand ist.»

Der Spezialist begründet seine Aussage damit, dass sich in der besagten Hecke inzwischen eine Rotrückenwürger-Familie eingenistet habe – eine Vogelart, die ausschliesslich dort nistet, wo es eine grosse Auswahl an Insekten gebe. Dies deute darauf hin, dass die Biodiversität der Hecke intakt sei.



Die Richterin konnte durch die Aussage allerdings nicht überzeugt werden. Für sie zähle lediglich der Zeitpunkt der Behandlung der Hecke im Jahr 2017. Zwar habe der Landwirt die Äste nicht beschädigt, doch bleibe es bei der Widerhandlung gegen das Naturschutzgesetz des Kantons Bern. Aus diesem Grund muss er nun eine Busse im dreistelligen Bereich bezahlen.

Für den pensionierten Landwirt ist die Busse besonders ärgerlich, da er dem Dorf noch vor einigen Jahren einen Gefallen getan hatte. Weil die Gemeinde eine Strasseneinmündung sanieren wollte, schenkte er ihr laut «20 Minuten» 60 Quadratmeter Land. «Dieselbe Behörde bringt mich nun wegen einer gestutzten Hecke vor Gericht», sagte der Mann frustriert.

Ob er das Urteil weiterziehen wird, darüber ist sich der Landwirt noch nicht sicher. «Ich bespreche das Ganze mit meiner Frau. Ich persönlich möchte dieses Kapitel jedoch ein für allemal schliessen.» 

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