mRNA-Alternative ab Mitte Woche So kommst du an den neuen Impfstoff

Von Maximilian Haase

4.10.2021

Als dritter Corona-Impfstoff ist das Vakzin Janssen von Johnson & Johnson demnächst auch in der Schweiz verfügbar. 
Als dritter Corona-Impfstoff ist das Vakzin Janssen von Johnson & Johnson demnächst auch in der Schweiz verfügbar. 
Wolfgang Kumm/dpa (Archivbild)

Ab 8. Oktober verabreichen die ersten Kantone den Vektor-Impfstoff von Johnson & Johnson. Wie viele Dosen stehen zur Verfügung – und wie kommst du an das Vektor-Vakzin? Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Von Maximilian Haase

4.10.2021

Aller guten Dinge sind drei: Hatten impfwillige Schweizerinnen und Schweizer bisher die Wahl zwischen Moderna und Biontech/Pfizer, kommt nun ein weiteres Vakzin hinzu. Ab 8. Oktober wird in der Schweiz auch der bereits seit März zugelassene Janssen-Impfstoff der Firma Johnson & Johnson verimpft – hierzulande der erste, der nicht auf der mRNA-Technologie basiert.

Die wichtigsten Informationen für dich im Überblick.

Wie viele Janssen-Impfdosen sind in der Schweiz verfügbar?

Die Schweiz hat vorerst 150'000 Dosen des Janssen-Impfstoffs gekauft. Nachbestellungen sind möglich. Die Verteilung in die Kantone läuft über die Armeeapotheke. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) teilte auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mit, die Lieferung sei auf dem Weg zur Armeeapotheke. Diese ist für die Verteillogistik zuständig.



Der Kanton Zürich soll etwa 26'000 Dosen erhalten, Bern 18'000 Dosen, der Aargau 12'000, St. Gallen 9000, das Tessin 6000, Waadt 14'000 und Genf etwas über 8000 Dosen des Impfstoffes. Auch das Aussendepartement und die Armee sollen Dosen bekommen.

Wann werden die ersten Impfdosen verabreicht?

Gemäss Swissmedic ist der Impfstoff ab Mitte der Woche verfügbar. Einzelne Kantone haben bereits den Start der Impfkampagne mit der mRNA-Alternative kommuniziert. Demnach beginnt das Wallis als erster Kanton am Freitag, 8. Oktober mit dem Verabreichen des Vektor-Impfstoffs.

Wie ist der Zeitplan in den einzelnen Kantonen?

Noch nicht alle Kantone haben ein konkretes Startdatum für die Johnson & Johnson-Kampagne genannt. 

So wollen die Kantone Johnson & Johnson verimpfen

  • Aargau: Die Anmeldung für Personen ohne Allergien soll gemäss Terminplan ab dem 11. Oktober möglich sein.
  • Appenzell-Ausserrhoden: Wer in Ausserrhoden wohnt, kann sich am 8. und am 16. Oktober in den Impfzentren in Herisau und Heiden mit Johnson & Johnson impfen lassen. Der Kanton empfiehlt eine Voranmeldung, möglich sind aber auch spontane Impfungen mit den verschiedenen Impfstoffen. Beim Walk-in sei mit Wartezeiten zu rechnen, schreibt der Kanton. Auch Hausarztpraxen sollen einige Dosen des Impfstoffs von Johnson & Johnson erhalten.
  • Appenzell-Innerrhoden: Impfwillige Personen können sich über die Covid-19-Hotline 071 788 99 66 für einen Impftermin anmelden. Die Impfungen werden ab Samstag, 9. Oktober im Impfzentrum am kantonalen Gesundheitszentrum Appenzell durchgeführt.
  • Solothurn: Die Bevölkerung kann sich ab dem 8. Oktober 2021 mit dem Impfstoff Janssen gegen Covid-19 impfen lassen. Angeboten wird diese Impfung ausschliesslich in den kantonalen Impfzentren in Selzach (immer freitags) und Trimbach (mittwochs). Eine Online-Terminvereinbarung ist vorab erforderlich.
  • Wallis:  Der Kanton beginnt am Freitag, 8. Oktober, mit dem Verabreichen des Vektorimpfstoffs. Personen mit medizinischen Indikationen gegen die beiden mNRA-Impfstoffe oder Personen, welche die mNRA-Impfstoffe ablehnen, müssen sich beim Impfzentrum in Sitten anmelden. Ab dem 11. Oktober verabreichen alle drei kantonalen Impfzentren in Brig, Sitten und Collombey den Vektorimpfstoff täglich nach Vereinbarung.
  • Zürich: Der Impfstart ist für den 11. Oktober vorgesehen. In den ersten Tagen impft der Kanton am Referenzzentrum in Zürich nur Personen mit medizinischer Kontraindikation zu den anderen Impfstoffen. Ab dem 18. Oktober steht die Impfung auch anderen Personen ab 18 Jahren zur Verfügung. Anmelden müssen sie sich über das VacMe-Tool im Internet.

Wer soll den Impfstoff zuerst erhalten?

Vorrang haben Personen, die sich aus medizinischen Gründen nicht mit einem mRNA-Vakzin impfen lassen könnten. Personen also, bei denen allergische Reaktionen auf frühere Impfungen auftraten oder die auf Bestandteile der Moderna- oder Biontech-Impfung reagierten. Normalerweise werden sie von ihren behandelnden Ärzten an die entsprechenden Impfstellen überwiesen. Für alle anderen gilt: Impfung nur nach Voranmeldung und «zuerst angemeldet, zuerst geimpft».

Medizinisch angezeigt sei der Vektor-Impfstoff von Johnson & Johnson laut dem Chef der Impfkommission, Christoph Berger, nur für eine verschwindend kleine Minderheit der Bevölkerung. Diese vertragen die Impfstoffe von Moderna und Biontech nicht. Es seien «sehr wenige, aber wichtige Fälle, in denen von diesen Impfstoffen abgeraten wird», bestätigt im Gespräch mit «blue News» auch Charlotte Schweizer, Mediensprecherin der Verbindung der Schweizer Ärztinnen und Ärzte (FMH).



Daneben sollen sich auch mRNA-Skeptiker mit dem alternativen Vakzin impfen lassen können. Schätzungen zufolge dürften etwa 260'000 Personen der mRNA-Impfung skeptisch gegenüberstehen. Ob sich diese stattdessen einen Vektor-Impfstoff spritzen lassen, ist aber schwierig einzuschätzen.

Wie bekomme ich den Impfstoff von Johnson & Johnson – und brauche ich einen Nachweis?

Wer den Janssen-Impfstoff will, kann sich auf den Websites der Kantone informieren. Ein Attest brauche es dafür nicht, sagt Linda Nartey, Berner Kantonsärztin und Vizepräsidentin der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte. «Sie müssen keinen medizinischen Grund geltend machen. Wir geben lediglich Empfehlungen ab, das ist kein Zwang.»

Auch Charlotte Schweizer stellt klar: «Es braucht kein ärztliches Attest, um den Janssen-Impfstoff zu erhalten». Der Entscheid liege bei den Patienten. «Man soll die Präferenzen und Ängste der Patientinnen und Patienten ernst nehmen. Im Sinne der evidenzbasierten Medizin sollten die Ärztinnen und Ärzte die Wünsche der Patienten berücksichtigen».

Es wäre ihr nicht bekannt, «dass eine Auswahl getroffen wird oder eine Impfung abgelehnt würde, wenn ein Patient sich gern mit Johnson & Johnson impfen lassen würde», so Schweizer. Sie fasst zusammen: «Wenn sich also jemand mit diesem Impfstoff wohler fühlt: Das vorrangige Anliegen ist, schwere Krankheitsverläufe mit Hospitalisierungen zu vermeiden».

Kommt es nun zu einem grossen Run auf den Impfstoff?

«Wir rechnen nicht mit einem riesigen Ansturm», beurteilt Mediensprecherin Charlotte Schweizer von der FMH die Lage. Sollten die bestellten Dosen «rasch aufgebraucht werden, wird man sehen, wie es weitergeht. Es wird sich zeigen, ob impfkritische Personen diesen Impfstoff überhaupt vorziehen würden». 

Was ist das Besondere am Janssen-Impfstoff?

Während es sich bei den Impfstoffen von Moderna und Biontech um mRNA-Impfstoffe handelt, ist der Johnson&Johnson-Impfstoff ein Vektorimpfstoff, der auf einem humanen Adenovirus basiert. 

Die grösste Besonderheit aber: Anders als bei Moderna oder Biontech braucht es für eine Impfung mit dem Janssen-Impfstoff nur eine einzige Spritze. Das Zertifikat ist 22 Tage nach der Impfung gültig. Dann hat die Impfwirkung voll eingesetzt.

Wie gut schützt der neue Impfstoff?

Die Impfstoffe von Moderna und Pfizer/Biontech schützen nach zwei Impfungen zu über 90 Prozent vor einer Erkrankung, ein Wert, der bei dem neuen Impfstoff geringer ausfällt. Dabei gibt es Unterschiede je nach Altersgruppe: 18- bis 64-Jährige sind laut Zulassungsstudien zu 64 Prozent geschützt, Menschen ab 65 hingegen zu 82 Prozent. Insgesamt verhindert der Impfstoff schwere Verläufe aber zu 85 Prozent.

Auch Studien zu Impfdurchbrüchen bestätigen dieses Bild: Einer dpa-Umrechnung von Zahlen des Robert-Koch-Instituts in Deutschland zufolge gibt es bei der Janssen-Impfung etwa 2000 Durchbrüche pro Million Geimpfter, bei Pfizer/Biontech sind es 675, bei Moderna 400.



Swissmedic hat den Impfstoff von Johnson & Johnson bereits im März zugelassen. Die Eidgenössiche Kommission für Impffragen (Ekif) hat ihre Impfempfehlungen für den Impfstoff angepasst. Schwangere und Menschen mit Immundefiziten sollen sich nicht mit dem Produkt von Johnson & Johnson impfen lassen.

Nach einer Auffrischimpfung mit Johnson & Johnson nach zwei Monaten soll der Impfstoff zu 94 Prozent schützen, wie das Unternehmen selbst mitteilte. Zugelassen ist die zweite Spritze in der Schweiz aber noch nicht.

Welche Nebenwirkungen sind bekannt?

Zunächst einmal die auch von den anderen Impfstoffen bekannten häufigen Reaktionen wie Schmerzen an der Einstichstelle (40 Prozent), Müdigkeit, Kopfweh, Muskelschmerzen (über 30 Prozent), Übelkeit (mehr als 10 Prozent) und Fieber (bis 10 Prozent). 

Bei der Impfung können in seltenen Fällen bei Frauen unter 60 Jahren Thrombosen auftreten. Dieses Risiko besteht bei den mRNA-Impfungen nicht.

Mit Material von SDA