Ex-SRF-Mann will Berset beerben Verhindert Aebischer eine Bundesrätin Moser?

Alex Rudolf

14.9.2023

Verhindert Aebischer eine Bundesrätin Moser?

Verhindert Aebischer eine Bundesrätin Moser?

Wer tritt die Nachfolge von Alain Berset an? Das Kandidaten-Karussell dreht bereits. Bei Matthias Aebischer könnte der Haussegen schief hängen, wenn er tatsächlich nominiert wird.

14.09.2023

Wer tritt die Nachfolge von Alain Berset an? Das Kandidaten-Karussell dreht bereits. Bei SP-Mann Matthias Aebischer könnte es auch Einfluss auf seine Beziehung haben, wenn er tatsächlich nominiert wird.

Alex Rudolf

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Der Berner SP-Nationalrat Matthias Aebischer wirft seinen Hut ins Rennen um die Nachfolge von Alain Berset.
  • Damit wird er zum dritten Kandidaten, der in die Landesregierung einziehen will.
  • Die besten Chancen für die Bundesratswahl vom 13. Dezember rechnet ein Politologe jedoch nicht Aebischer, sondern Ständerat Daniel Jositsch (ZH) und Regierungsrat Beat Jans (BS) ein.

Der Berner Nationalrat Matthias Aebischer will Bundesrat werden. Er gab am Donnerstagnachmittag seine Kandidatur für einen Sitz in der Landesregierung bekannt. Er ist damit der dritte Kandidat, der sein Interesse an der Nachfolge von Gesundheitsminister Alain Berset bekundet. Vergangene Woche warf der Zürcher Ständerat Daniel Jositsch seinen Hut in den Ring, bereits Anfang Juli gab der Basler Nationalrat Mustafa Atici seine Kandidatur bekannt.

Doch wie stehen die Chancen des Berners, auch tatsächlich in die Landesregierung gewählt zu werden? «Er hat intakte Aussenseiterchancen», sagt Oliver Strijbis, Professor für Politikwissenschaft an der Franklin University Switzerland. 

Partnerin kandidiert für den Ständerat

Ist es ein Nachteil, dass mit Albert Rösti bereits ein Berner in der Landesregierung sitzt? «Es hilft sicherlich nicht», so Strijbis. Jedoch sei es umstritten, wie wichtig die Kantonszugehörigkeit heutzutage noch sein soll. «Im Gegensatz zur Zugehörigkeit an Sprachgruppen und Geschlechtern hat das an Wichtigkeit verloren.»

Aebischer ist vielen als ehemaliges «Tagesschau»- und «Club»-Gesicht bekannt. Der bald 56-Jährige ist mit der GLP-Nationalrätin Tiana Angelina Moser liiert und Vater von vier Töchtern.

Bestehen Interessenskonflikte mit seiner ebenfalls politisierenden Partnerin? Aebischer verneint an der Medienkonferenz. Sie hätten untereinander abgemacht, dass, wer zuerst die Möglichkeit habe, für ein Exekutiv-Amt zu kandidieren, vom jeweils anderen unterstützt werde. Moser kandidiert derzeit für einen Sitz als Zürcher Ständerätin.

Fraktionschefin der GLP Tiana Angelina Moser und SP-Bundesratskandidat Matthias Aebischer.
Fraktionschefin der GLP Tiana Angelina Moser und SP-Bundesratskandidat Matthias Aebischer.
Quelle: Keystone

Was Aebischer bereits abgeklärt hat: Falls er in den Bundesrat gewählt würde, dürfte Moser weiterhin im Parlament politisieren. Einzig in die beiden Aufsichtskommissionen darf sie nicht gewählt werden, weil so Interessenskonflikte entstehen könnten.

Falls es Aebischer aufs SP-Bundesrats-Ticket schafft, würde dann eine Bundesratskandidatin Moser für die GLP verhindern, will ein Journalist wissen. «Das müssen sie die GLP und meine Frau fragen», sagt Aebischer. Dann sagt er aber: «Meine Frau Tiana unterstützt mich zu 100 Prozent.»

Wer hat die grössten Chancen?

Wer wird am 13. Dezember tatsächlich in den Bundesrat gewählt? Die grössten Chancen rechnet Strijbis Beat Jans und Daniel Jositsch aus.

Wer sonst noch seine Kandidaturen publik macht, ist derzeit noch offen. Für Cédric Wermuth sei es höchste Zeit, schreibt etwa die «NZZ». Denn er brauche bereits heute eine Ausnahmebewilligung seiner Kantonalpartei, um noch eine dritte Legislatur anhängen zu dürfen. So sagt er denn auch, dass er eine Kandidatur nicht ausschliesse, er entscheide sich aber erst nach den Wahlen.

Auch Nationalrat Jon Pult müsse sich sputen, will er seinem Bündner Kollegen Martin Candinas zuvorkommen. Dieser zählt als aktueller Nationalratspräsident zum Favoritenkreis, wenn es um die Nachfolge von Viola Amherd geht, die in drei bis fünf Jahren wohl ansteht. Kandidiert Pult jetzt nicht, dürfte es mit einem Sitz in der Landesregierung vorbei sein. Denn wenn in acht bis zwölf Jahren wieder eine SP-Männer-Vakanz ansteht, könnte bereits ein zweiter Bündner in der Landesregierung sitzen. Und zwei wären dem Parlament wohl zu viele.

«Es hat fast nur Nachteile, seine Kandidatur früh bekannt zu geben»

Für die «NZZ» steht fest: Wolle die SP-Fraktion Jositsch verhindern, muss sie ein Ticket zusammenstellen, das nicht zu links und nicht zu schwach ist. Aebischer habe daher gar nicht so schlechte Chancen, nominiert zu werden.

Das Kandidaten-Karussell nimmt Fahrt auf. Wer macht es klüger? Jene, die früh ihren Hut in den Ring werfen oder jene, die zuwarten? «Es hat fast nur Nachteile, seine Kandidatur früh bekannt zu geben», sagt Strijbis. Einzig wird dadurch auch die Werbetrommel gerührt, die es für die Wahl in den Nationalrat überhaupt braucht. Späte Bekanntgaben haben den Vorteil, dass man im Gespräch bleibt, was Wermuths Strategie sein dürfte.