Sonne gibt's oben Wie die Bise den goldenen Oktober in die Berge vertreibt

Von Andreas Fischer

8.10.2021

Wer keine Lust auf einen grauen Himmel hat, muss am Wochenende in die Berge: Dort gibt es Sonne satt und gute Fernsicht, wie hier in Aeschiried oberhalb von Spiez. (Symbolbild)
Wer keine Lust auf einen grauen Himmel hat, muss am Wochenende in die Berge: Dort gibt es Sonne satt und gute Fernsicht, wie hier in Aeschiried oberhalb von Spiez. (Symbolbild)
KEYSTONE

Wegen der Bise gibt es im Flachland am Wochenende kaum Sonnenschein. Für gute Fernsicht bei klarem Himmel musst du am Samstag höher hinauf als am Sonntag.

Von Andreas Fischer

Wer am Wochenende die Sonne geniessen will, muss hoch hinaus. Während der Himmel im Mittelland verbreitet grau in grau ist, scheint in den Bergen die Sonne. Verantwortlich dafür ist die Bise. Doch warum bildet sich bei einer Bisenlage Hochnebel über dem Mittelland, während in den Bergen schönste Fernsicht herrscht? blue News hat bei Daniel Gerstgrasser nachgefragt.

«Dafür müsste ich eigentlich eine Meteorologie-Vorlesung halten», lacht der Meteorologe von MeteoSchweiz. Er erklärt: «Hochnebel ist ein typisches Phänomen im Winterhalbjahr, das aufgrund des tiefen Sonnenstandes ungefähr von Oktober bis Januar auftritt.» Rein physikalisch gibt es zwischen Hochnebel und tiefen Wolken übrigens keinen Unterschied, erläutert Gerstgrasser. «Die Entstehungsweise ist unterschiedlich. Bein Hochnebel haben wir ein Hochdruckgebiet, tiefe Wolken können auch bei anderen Wetterlagen entstehen.»

Die Bise treibt den Nebel nach oben

«Die Luft sinkt in einem Hochdruckgebiet grossflächig ab. Dadurch erwärmt sie sich und wird abgetrocknet. Aus diesem Grund haben wir bei diesen Wetterlagen in den Bergen eine gute Fernsicht. Dort sind wir nämlich über der Inversion, und die Luft ist sehr trocken.» Bei einer Inversionswetterlage liegt die kältere Luftmasse unter der wärmeren, also genau umgekehrt zum Normalfall.

«Unterhalb der Inversionsschicht ist die Luft feuchter, entsprechend kann sich dort Hochnebel bilden», erklärt der Meteorologe. Bei der Bise sei nun etwas speziell: «Wenn wir wenig Wind haben bei einer Hochdrucklage, dann ist der Hochnebel im Flachland eher aufliegend, sprich in Bodennähe. Je mehr Bise wir haben, umso höher steigt die Obergrenze.»



Wer am Wochenende schönes Wetter geniessen will, muss also in die Berge gehen: «Am Samstag ist es oberhalb von 1400 bis 1700 Metern sonnig. Am Sonntag muss man nicht mehr ganz so hoch hinauf, dann reichen 1000 bis 1400 Meter.»

Nächste Woche wird es unbeständig

Dass die Hochnebelgrenze in den nächsten Tagen sinkt, hängt mit der nachlassenden Bise zusammen. «Am Freitag ist die Bise recht stark, mit Böen um die 40 oder 50 km/h, auf Samstag lässt das nach und auf Sonntag noch mehr. Entsprechend beginnt die Obergrenze des Hochnebels abzusinken», erklärt Gertsgrasser.

Auch wenn man in den Bergen die Fernsicht geniessen kann, vom Mittelland sieht man freilich nicht viel. Das liegt unter einem «Nebelmeer, wie wir es nennen», sagt Gertsgrasser. «Die Nebelschicht ist nicht ganz glatt, sondern sie wellt sich auch etwas durch den Wind. Wie eine Meeresoberfläche eben.»

Das goldene Oktoberwetter in den Bergen verabschiedet sich ab Montag sukzessive. Die Bise wird von einem Westwind abgelöst, und die Temperaturen gehen zurück. Ab Dienstag wird es dann unbeständig. Die Schneefallgrenze sinkt auf 1000 bis 1200 Meter.