1 Tag vs. 245 TageSo léger umgehen französische Doppelbürger Schweizer Wehrpflicht
aru
31.1.2024
Anstelle von 245 Tagen im Schweizer Militär zu dienen, ist für französische Doppelbürger ein Tag in Frankreich genug, um die Dienstpflicht zu erfüllen.
aru
31.01.2024, 11:10
31.01.2024, 11:22
aru
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Wer eine schweizerisch-französische Doppelbürgerschaft hat, der kann aussuchen, wo er seinen Militärdienst erfüllt.
In Frankreich kann der Militärdienst aber aus einem einfachen Informations-Tag bestehen.
Während in der Schweiz also mindestens 245 Diensttage absolviert werden müssen, ist es in Frankreich lediglich einer.
Rund 800 Doppelbürger entscheiden sich jährlich für diesen Weg.
In der Bundesverfassung ist vermerkt, dass jeder Schweizer verpflichtet ist, Militärdienst zu leisten. In der Regel muss man dafür 245 Diensttage absolvieren. Auch 368 Tage Zivildienst sind dabei möglich.
Doppelbürger profitieren von Sonderregeln. Sie können nämlich wählen, in welchem der beiden Länder, über deren Staatsangehörigkeit sie verfügen, der Militärdienst absolviert wird.
Schweiz akzeptiert dies als gleichwertige Leistung
Dies freue besonders schweizerisch-französische Doppelbürger, wie der «Tages-Anzeiger» schreibt. Die Zeitung verweist auf den Fall von Yann R., der nach einer kurzen Reise nach Paris seinen Militärdienst erledigt hat. Denn dort ist die Militärpflicht schon nach einem Tag erfüllt und die Schweiz akzeptiert dies als gleichwertige Leistung.
Von dieser Option erfahren habe Yann R. durch das französische Konsulat. «In Frankreich hat der Tag eine schlechte Reputation, er gilt als langweilig», so Yann. So seien ihm die vielen unmotivierten Teilnehmer aufgefallen.
In erster Linie habe das Militär für sich selbst geworben, Sporttests habe es keine gegeben. Klingt also ganz einfach, insbesondere wenn man in der Schweiz dafür erst die Rekrutenschule und dann die Wiederholungskurse besuchen muss. Auch einen Wehrpflichtersatz muss man in Frankreich nicht entrichten.
Schweizer Armee hat weniger Personalauswahl
In den letzten fünf Jahren hätten sich jeweils rund 800 Männer für einen Ausflug nach Paris entschieden, anstelle der Schweizer Wehrpflicht. Bei jährlich 20'000 eindrückenden Rekruten fallen die 800 Franko-Schweizer ins Gewicht, denn die Schweizer Armee hat weniger Personalauswahl.
In dieser Frage hat die Schweiz jedoch ein Abkommen mit Frankreich abgeschlossen. Demnach gilt, dass ein Doppelbürger seine militärischen Pflichten in jenem Land erfüllen muss, in welchem er am 1. Januar des Jahres, in dem er 18. Jahre alt wird, seinen ständigen Wohnsitz hat.
Eine Ausnahmeklausel besagt jedoch: «Er kann indessen vor Erreichen des 19. Altersjahres erklären, seine militärischen Pflichten gegenüber dem andern Staat erfüllen zu wollen.» Und diese «militärische Pflicht» gelte laut Abkommen auch dann als erfüllt, wenn jemand die militärische Vorbereitung absolviert – unabhängig von der Dauer.
Warum hat die Schweiz diese Regelung akzeptiert? Armeesprecher Mathias Volken sagt zur Zeitung: «Aktuell gibt die Regelung eine Rechtssicherheit für Doppelbürger.» Wie Deutschland und Italien habe Frankreich die Wehrpflicht nicht abgeschafft, sondern nur sistiert. Bestehe Bedarf könne sie jederzeit wieder aktiviert werden.
Wie viele schweizerisch-französische Doppelbürger ihren Dienst in der Schweiz absolvieren, weiss die Armee nicht, weil sie ihre Doppelbürger nicht erhebt.
«Tiefergelegene Gebiete werden aber Probleme bekommen»
Verteidigungsministerin Viola Amherd spricht im Interview mit blue News über die Erhöhung des Armeebudgets, den Kampfjet-Kauf und die künftigen Herausforderungen für den Wintersport.