Neuer Richtplan«Zürich wird noch urbaner, da passen Hochhäuser ins Stadtbild»
Von Lukas Meyer
12.4.2021
Die höchsten Häuser von Zürich
Der Prime Tower beim Bahnhof Hardbrücke ist mit 126 Metern das höchste Gebäude in Zürich.
Bild: KEYSTONE
Das Getreidesilo von Swissmill an der Limmat ist 118 Meter hoch.
Bild: KEYSTONE
Die beiden höheren Türme der Hardau-Hochhäuser sind mit 95 und 86 Metern das dritt- und fünfthöchste Gebäude der Stadt.
Bild: KEYSTONE
Das Hochhaus Hagenholzstrasse in Seebach ist 88 Meter hoch.
Bild: KEYSTONE
Das Swissôtel-Hochhaus am Bahnhof Oerlikon ist 85 Meter hoch.
Bild: KEYSTONE
Der Mobimo Tower in Zürich-West ist 81 Meter hoch.
Bild: KEYSTONE
Die geplanten Hochhäuser beim neuen Hardturm-Stadion sollen 137 Meter hoch werden.
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Die höchsten Häuser von Zürich
Der Prime Tower beim Bahnhof Hardbrücke ist mit 126 Metern das höchste Gebäude in Zürich.
Bild: KEYSTONE
Das Getreidesilo von Swissmill an der Limmat ist 118 Meter hoch.
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Die beiden höheren Türme der Hardau-Hochhäuser sind mit 95 und 86 Metern das dritt- und fünfthöchste Gebäude der Stadt.
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Das Hochhaus Hagenholzstrasse in Seebach ist 88 Meter hoch.
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Das Swissôtel-Hochhaus am Bahnhof Oerlikon ist 85 Meter hoch.
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Der Mobimo Tower in Zürich-West ist 81 Meter hoch.
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Die geplanten Hochhäuser beim neuen Hardturm-Stadion sollen 137 Meter hoch werden.
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Zürich könnte bald 500'000 Einwohner haben. Der Gemeinderat debattiert derzeit den neuen Richtplan und fordert mehr Hochhäuser. Wäre das eine sinnvolle Lösung?
Für kontroverse Diskussion sorgt etwa der Vorschlag des Stadtrates, private Gärten und Terrassen für die Allgemeinheit zu öffnen. Die Bürgerlichen wittern grossangelegte Enteignungspläne, die Linke will dabei auf Kooperation setzen und niemanden zwingen.
Der Gemeinderat forderte am Mittwochabend zudem, dass künftig Hochhäuser, die mehr als 80 Meter hoch sind, in Clustern erlaubt werden. Bisher benötigen solche Bauten Sonderbauvorschriften. Nur eine Handvoll Gebäude ist höher, etwa der Prime Tower mit 126 Metern (die weiteren Beispiele in der Bildstrecke oben).
Wie Meret Peter vom Amt für Städtebau erklärt, gilt weiterhin der gleiche Bewilligungsprozess. Hochhäuser über 80 Meter sind demnach nur im Gebiet I entlang den Gleisen möglich (siehe unten). Die Richtlinien für den Bau von Hochhäusern in der Stadt Zürich werden momentan überarbeitet, jedoch unabhängig vom im Gemeinderat debattierten Richtplan. Sie verspricht: «Es wird keinen Wildwuchs bei den Hochhäusern geben.»
Hochhäuser in Cluster zusammenzustellen sei besser als eine «Stachelschwein-Silhouette», argumentierte Ann-Catherine Nabholz von der GLP im Rat. Im Gespräch mit «blue News» führt sie aus: «Man sollte das Instrument richtig anwenden und nicht überall Hochhäuschen verteilen.» Hochhäuser über die ganze Stadt zu ziehen, ergebe keinen Sinn: «Es braucht nicht überall einen Prime Tower.» Dafür solle man die Hochhäuser in bestimmten Gebieten eng zusammenstellen und so in die Höhe verdichten.
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Soll Zürich höher hinaus?
Das Interesse sei auf jeden Fall da, zumal auch die Stadt und Genossenschaften Hochhäuser bauten und die Leute gern darin wohnten. Die Stadt werde weiter wachsen und könnte bald mehr als eine halbe Million Bewohner haben, so Nabholz: «Zürich wird noch urbaner, da passen Hochhäuser ins Stadtbild.»
Ein 85-Meter-Haus für eine Genossenschaft
Die Allgemeine Baugenossenschaft Zürich (ABZ) etwa baut auf dem Kochareal ein 85 Meter hohes Hochhaus mit 204 Wohnungen. Der Bezug ist ab 2025 geplant, eine 4,5-Zimmer-Wohnung soll im Schnitt 1600 Franken kosten. «Es ist eine Ergänzung zu unserem Wohnungsangebot und eine gute Chance für mehr bezahlbaren Wohnraum», sagt ABZ-Präsidentin Nathanea Elte. Zentral seien die Wohn- und Lebensqualität sowie die Gemeinschaft und Nachbarschaft: «Dies wollen wir nun mit neuen Konzepten auch in der Vertikalen umsetzen.»
Bei einem Hochhaus sei auch wichtig, wie man auf den Boden komme: «Hier haben wir eine Verantwortung gegenüber dem Quartier, darum sind öffentlich zugängliche Räume und Nutzungen wichtig.» Die Planung des Erdgeschosses erfolge eng abgestimmt mit den anderen Bauträgern im Kochareal.
Eine Herausforderung seien die Finanzen, denn ein Hochhaus kostet schnell 10 bis 20 Prozent mehr, so Elte. «Erst eine Höhe ab 70 bis 80 Metern und eine genügend grosse Grundfläche machen ein Hochhaus finanziell tragbar.» Sie kann sich vorstellen, dass es mehr Hochhäuser geben wird: «Bauträger werden sich das aber immer sehr gut überlegen und nicht einfach einer Mode folgen.»
Hochhäuser entstehen nach und nach
Im Gespräch mit «P.S.» betonte der zuständige SP-Stadtrat André Odermatt, dass die Stadt den Bau von Hochhäusern nicht übermässig vorantreibe: «Die erhöhte Nachfrage nach Hochhäusern bei Privaten wie auch bei Genossenschaften ist schlicht eine Tatsache. Damit der Bau von Hochhäusern bewilligt werden kann, müssen sie besonders gut gestaltet sein, und sie müssen ins Quartier und ins Ortsbild passen.»
Er verspricht, dass in den kommenden Jahren nicht einfach alle Hochhäuser hingestellt würden, die man gemäss den Richtlinien bauen könnte. «Sie entstehen nach und nach, und es kann sein, dass sich wie in Altstetten an der Hohlstrasse langsam Cluster bilden», so Odermatt. Zürich werde auch in Zukunft nicht von Hochhäusern überfahren.
«Der Gemeinderat will etwas, das nicht geht»
Kritisch gegenüber Hochhäusern ist der Architekt Horst Eisterer, der sich mit Gleichgesinnten zur Arbeitsgruppe Städtebau + Architektur Zürich (asaz) zusammengetan hat. «Die derzeitige Diskussion im Gemeinderat schockiert mich. Sie ist selektiv und lässt den Blick aufs Ganze vermissen. Man holt sich im ‹Gemischtwarenladen›, was man gerade für nützlich betrachtet», sagt er auf Anfrage von «blue News». «Wir hoffen sehr, dass der Richtplan im Herbst dem Volk zur Abstimmung vorgelegt wird.»
«Der Gemeinderat will etwas, das nicht geht: viel Freifläche und extreme Verdichtung», so Eisterer weiter. Er sieht Hochhäuser allenfalls in Zentren oder Knotenpunkten, aber auf keinen Fall zum Wohnen. «Das Hochhaus-‹Stoppelfeld› in den Stadtkreisen 4 und 5 – meistens ohne städtebauliche Begründung – sollte den Menschen klarmachen, dass unser Stadtbild zerstört wird.»