Belarus – SchweizSchweizer Doppelbürgerin Natallia Hersche in Belarus freigelassen
ot, sda
18.2.2022 - 09:54
Die schweizerisch-belarussische Doppelbürgerin Natallia Hersche ist nach 17 Monaten Haft in Belarus freigelassen worden. Dies teilte Bundespräsident Ignazio Cassis am Freitag mit. Hersche war nach einer Kundgebung gegen das Lukaschenko-Regime verhaftet worden.
ot, sda
18.02.2022, 09:54
18.02.2022, 13:22
SDA
Nach 17 Monaten Haft sei Hersche endlich freigelassen worden, twitterte Bundespräsident Cassis. Sie sei von ihrem Bruder und der Schweizer Botschafterin Christine Honegger Zolotukhin in Minsk empfangen worden. Sie werde am Freitag in die Schweiz zurückkehren. Es gehe Hersche nach der Entlassung aus dem Gefängnis den Umständen entsprechend gut, hiess es beim Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
«Ich bin froh, dass sich die diplomatischen Bemühungen der Schweiz ausgezahlt haben», twitterte Cassis weiter. Seit Beginn ihrer Festnahme im September 2020 und ihrer Verurteilung zu zweieinhalb Jahren Haft seien die zuständigen Stellen in engem Kontakt mit Hersche, ihrer Familie und den Behörden in Belarus gewesen und hätten an möglichen Wegen gearbeitet, um eine Freilassung zu erwirken.
Es sei eine grosse Freude für ihn und alle Mitarbeitenden, dass Hersche frei sei und in die Schweiz zurückkehren könne, schrieb der erleichterte Cassis.
Neue Botschafterin erst kurz im Einsatz vor Ort
Das EDA hatte die Botschafterin Honegger Zolotukhin erst diesen Monat vor Ort entsendet. Am 9. Februar traf sie sich mit den belarussischen Aussenminister Vladzimir Makei zu einem ersten Austausch und übergab ihm eine Kopie Beglaubigungsschreiben, wie das EDA auf Anfrage mitteilte. Was die Übergabe des Originals betreffe, werde das EDA zu gegebener Zeit darüber informieren.
Bei Bekanntgabe der Neubesetzung des Botschafterpostens in Minsk hiess es beim Aussenministerium Ende Januar, man sei der Überzeugung, dass die Schweiz ihre Interessen mit einer Botschafterin vor Ort besser verteidigen könne als ohne Vertretung auf höchster Stufe. Die neue Botschafterin habe den Fall Hersche auf hoher Ebene in Minsk angesprochen, teilte das EDA auf Anfrage mit.
Hersche wurde in der Zeit der Inhaftierung im Rahmen des konsularischen Schutzes betreut. Vertreter der Schweizerischen Botschaft in Minsk besuchten die Inhaftierte 14 Mal, so das EDA.
Unfaires Verfahren
Hersche hatte am 19. September 2020 in Minsk an einer Kundgebung gegen das Regime des Machthabers Alexander Lukaschenko teilgenommen und war dabei verhaftet worden. Sie wurde im Dezember 2020 zu einer Gefängnisstrafe von zwei Jahren und sechs Monaten verurteilt.
Im Februar 2021 forderten 83 Schweizer Parlamentarierinnen und Parlamentarier in einem offenen Brief die Freilassung Hersches und weiterer politischer Gefangener. Es hiess, Hersche habe mit der Teilnahme an einer Kundgebung lediglich ein demokratisches Recht wahrgenommen. Die dafür verhängte drakonische Gefängnisstrafe von 2 Jahren und 6 Monaten sei in einem unfairen Verfahren zustande gekommen. Die Strafe sei unverzüglich aufzuheben und Hersche freizulassen.
Die Menschenrechtsorganisation Libereco hatte nach der Festnahme Hersches eine Petition mit 9500 Unterschriften beim EDA eingereicht. Cassis wurde damals aufgefordert, sich direkt beim belarussischen Präsidenten Lukaschenko um die Freilassung zu bemühen.
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