Grünspargel in Gefahr? So setzen Schnee und Frost der Schweizer Landwirtschaft zu

Tobias Benz

24.4.2024

Sogenannte Frostkerzen spenden in bitterkalten Nächten Wärme.
Sogenannte Frostkerzen spenden in bitterkalten Nächten Wärme.
Bild: Keystone

Erst sommerliche Wochenenden, dann Schnee bis in tiefe Lagen: Hat der heftige Wetterumschwung Konsequenzen für die Schweizer Landwirtschaft? Das Kompetenzzentrum des Bundes (Agroscope) klärt auf.

Tobias Benz

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Nach einem meteorologischen Kurzausflug in den Sommer Anfang April wird die Schweiz seit mehreren Tagen von einer Kältewelle heimgesucht.
  • Mögliche Schäden in der Landwirtschaft lassen sich noch nicht vollständig abschätzen, heisst es seitens des Bundes. 
  • Bei Spargel und Rhabarber besteht aufgrund des Wetters eine knappe Versorgung mit einheimischer Ware.

Schneeschaufeln statt Rasenmähen. Grosse Gebiete der Schweiz wurden in den letzten Tagen von Schnee und Frost heimgesucht. Hat das auch landwirtschaftliche Auswirkungen? Könnte der Wetterumschwung zu Engpässen bei Schweizer Gemüse oder Früchten führen? Das Kompetenzzentrum des Bundes für landwirtschaftliche Forschung (Agroscope) klärt auf.

«Ein Risiko besteht bei allen Obstsorten»

Grundsätzlich ist Schnee im April nichts Ungewöhnliches. Das bestätigt MeteoNews-Experte Klaus Marquardt gegenüber blue News. Aussergewöhnlich ist aber, dass es in der ersten Aprilhälfte so warm war. Das wiederum könnte der Landwirtschaft zusetzen. Zumindest im Obstbau.

«Generell führen Wärmephasen im Frühjahr zu einer früheren Blüte der Obstbäume, weshalb das Risiko für Schäden durch Spätfrost ansteigt», erklärt Andreas Naef von Agroscope gegenüber blue News.

Ein Risiko bestehe grundsätzlich bei allen Obstsorten: «Heikel ist Frost während der Blüte und bei jungen Früchten. Frühblüher wie Aprikosen und Zwetschgen hatten beim Kälteeinbruch junge Früchte. Kirschen, Birnen und Äpfel blühten vielerorts gleichzeitig und sind in den meisten Lagen am Ende der Blüte oder vollständig abgeblüht.»

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Mögliche Schäden lassen sich noch nicht abschätzen

Allfällige Kälteschäden werden von vielen verschiedenen Faktoren beeinflusst, heisst es seitens Agroscope. Dabei spielten Dauer der Kälteperiode, Luftfeuchtigkeit, Niederschlag und Wind eine Rolle. Entscheidend sei auch der Entwicklungsstand der Bäume. Zudem könnte die Bestäubung der Obstkulturen etwas geringer sein, weil weniger Insekten fliegen.

Für eine Aussage zum Ertrag in diesem Jahr sei es aber noch zu früh, erklärt Naef: «Man wird nach der Kältephase einige Tage bis sogar Wochen warten müssen, bis man die Menge der sich effektiv entwickelnden Früchte abschätzen kann. Ob es wirklich Schäden gibt, kann man noch nicht abschätzen.»

Ausfälle bei Schweizer Spargel und Rhabarber

Und wie sieht es beim Gemüse aus? «Gesamthaft betrachtet sind jetzt noch kaum Engpässe absehbar», sagt Reto Neuweiler von Agroscope. «Gesäte Kulturen wie Zwiebeln oder Karotten weisen eine Kulturdauer von fünf bis sechs Monaten auf, sodass das im Vegetationsverlauf rasch kompensiert ist.»

Folgen hat die aktuelle Wetterlage jedoch für einheimische Spargel- und Rhabarberkulturen. «In diesem Jahr hat die Ernte zwar erfreulich früh angefangen», verrät Neuweiler, warnt aber: «Leider bremsen die tiefen Temperaturen bei diesen klassischen mehrjährigen Freilandkulturen den Zuwachs an Spargelstangen (v. a. Grünspargel) und Rhabarberstängeln erheblich, sodass zurzeit eine knappe Versorgung mit einheimischer Ware besteht.»

Hobbygärtner*innen legt Neuweiler grundsätzlich ans Herz: «Tomaten und andere wärmeliebende Fruchtgemüsearten sollten allgemein nicht vor Mitte Mai ins Freiland gepflanzt werden, da sonst Nachtfröste zu Ausfällen führen können. Nur in Kleingewächshäusern kann früher begonnen werden.» Kleine Obstbäume sollte man bei Frost mit einem Vlies schützen.

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