«Apokalypse biblischen Ausmasses» Chaos nach heftigen Unwettern in Österreich und Slowenien

dpa/tpfi

5.8.2023 - 15:11

Erdrutsche und Überschwemmungen in Österreich

Erdrutsche und Überschwemmungen in Österreich

In manchen Orten fiel innerhalb von 24 Stunden so viel Regen, wie sonst in einem Monat. Anwohner im Süden Österreichs zeigen sich beunruhigt.

05.08.2023

Nach wochenlangen Niederschlägen war der Starkregen Ende der Woche zu viel: Katastrophenalarm wegen Überschwemmungen in Slowenien und Österreich. Drei Menschen wurde das Wetter wohl zum Verhängnis.

DPA, dpa/tpfi

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  • Nach Überschwemmungen durch anhaltende heftige Regenfälle im Süden Österreichs und in Slowenien ist keine Entspannung in Sicht. 
  • Die slowenische Polizei ermittelte am Samstag noch, ob drei Todesfälle mit den Unwettern und Überschwemmungen in Zusammenhang standen.
  • Nach den verheerenden Überschwemmungen in Slowenien bereitet sich auch das Nachbarland Kroatien auf Hochwasser vor.

Starkregen und Überschwemmungen haben in Slowenien und in Österreich schwere Schäden angerichtet und dürften drei Menschen das Leben gekostet haben.

Die slowenische Polizei ermittelte am Samstag noch, ob drei Todesfälle mit den Unwettern und Überschwemmungen in Zusammenhang standen. In Österreich mussten zwei Campingplätze geräumt werden. Einwohner und Urlauber standen im Stau, weil Autobahnen und Ausweichstrassen teils gesperrt waren. Die befürchteten schlimmsten Regenfälle in der Nacht blieben aus. Der Regen ging am Samstag in ein Nieseln über.

Fünf Niederländer vermisst

Bei den schweren Unwettern in Slowenien werden mindestens fünf Niederländer vermisst. Das teilte das Aussenministerium dem Radiosender NOS mit. Zuvor war bekannt geworden, dass zwei Niederländer ums Leben gekommen sind. Weitere Einzelheiten wurden nicht mitgeteilt. 400 Niederländer mussten nach schweren Überschwemmungen einen Campingplatz verlassen.

Am Freitag waren zwei niederländische Männer im Alter von 50 und 20 Jahren ums Leben gekommen. Sie kamen aus Gouda und waren nach Medienberichten auf einer Bergwanderung beim Berg Veliki Draski. Über die genauen Umstände des Todes wurde nichts mitgeteilt. In der Stadt Kamnik, 20 Kilometer nördlich der Hauptstadt Ljubljana, starb nach Polizeiangaben eine Frau vermutlich bei Überschwemmungen.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sicherte Slowenien Hilfe zu. Die Schäden in dem Adria-Land seien «herzzerreissend», twitterte sie. Darüber wollte der EU-Kommissar für humanitäre Hilfe und Krisenschutz, Janez Lenarcic, am Samstag mit der Regierung in Ljubljana beraten.

Grösste Schäden in Slowenien seit 1991

Ministerpräsident Robert Golob sprach am Freitagabend von «wahrscheinlich grössten Schäden durch eine Naturkatastrophe in der Geschichte des unabhängigen Sloweniens», berichtete STA. Slowenien wurde 1991 unabhängig. Er bezifferte den Sachschaden am Samstag auf «mehr als 500 Millionen Euro».

In Dravograd nahe der Grenze zu Österreich mussten nach einem Erdrutsch am Samstag 110 Menschen, darunter 30 Touristen, in Sicherheit gebracht werden. Dort drohte ein weiterer Erdrutsch. Der Ort liegt am Zusammenfluss der drei anschwellenden Flüsse Drau, Meze und Mislinje. Bürgermeister Anton Preksavec sprach von einer «Apokalypse wahrhaft biblischen Ausmasses», wie STA berichtete.

Wasser strömt auf eine Strasse in Viktring bei Klagenfurt in Kärnten.
Wasser strömt auf eine Strasse in Viktring bei Klagenfurt in Kärnten.
Bild: dpa

Mindestens drei Brücken stürzten in Slowenien ein, zahlreiche Autobahn-Abschnitte und Landstrassen standen unter Wasser. Der Katastrophenschutz meldete innerhalb von 36 Stunden landesweit mehr als 3700 Einsätze. Unter anderem wurden Menschen gerettet, die sich auf Bäumen oder Hausdächern in Sicherheit gebracht hatten. Katastrophenschützer versorgten Menschen in vom Wasser abgeschnittenen Orten mit Nahrungsmitteln und Hilfe. Tankwagen mussten Trinkwasser in viele Ortschaften liefern, weil Wasserleitungen durch die Überschwemmungen beschädigt worden waren.

Weitere Überschwemmungen in Österreich

In den südlichen österreichischen Bundesländern Kärnten und Steiermark drohten nach neuen heftigen Regenfällen weitere Überschwemmungen. Mehr als 2500 Feuerwehrleute waren in jedem der Bundesländer im Einsatz, dazu Dutzende Soldaten.

In einem südlichen Vorort der Hauptstadt von Kärnten, Klagenfurt am Wörthersee, musste ein Rückhaltebecken ausgepumpt werden, damit es nicht überläuft. In Lavamünd gerieten völlig durchnässte Hänge ins Rutschen und bedrohten Wohnhäuser. In Leibnitz in der Steiermark wurde ein Seniorenheim vorsorglich geräumt. In einer anderen Ortschaft wurden Menschen mit Booten aus ihren Häusern abgeholt und in Sicherheit gebracht. Im südlichen Burgenland hat sich die Lage nach den jüngsten Niederschlägen entspannt.

Weil Autobahnen und Ausweichstrassen teils wegen der Überschwemmungen gesperrt waren, kam es am Samstagmorgen zu Staus, etwa in Richtung Slowenien auf der Karawankenautobahn A11. Auch die slowenische A1 war abschnittweise gesperrt und dürfte teils bis Sonntag nicht befahrbar sein, wie Strassenverkehrsclubs berichteten. Diese Strassen gehören zu den wichtigsten Transitrouten für Kroatien-Urlauber. Die Behörden empfahlen, Fahrten nach oder durch den Norden Sloweniens zu verschieben.

Auch Kroatien bereitet sich vor

Nach den verheerenden Überschwemmungen in Slowenien bereitet sich auch das Nachbarland Kroatien auf Hochwasser vor. In Teilen des Landes kam es zu Starkregen. Zudem wurde erwartet, dass der aus Slowenien kommende Fluss Save und dessen Nebenflüsse auf kroatischem Territorium anschwellen, berichtete das kroatische Nachrichtenportal index.hr. Mit dem Höhepunkt dieser Flut sei Samstagabend zu rechnen.

Vereinzelt mussten bereits Menschen gerettet werden. In der Gemeinde Brdovec nahe der Hauptstadt Zagreb wurden Häuser evakuiert, da sie bereits vom Wasser erfasst worden waren. Im Norden des Landes, bei Varazdin und Karlovac, errichteten die Katastrophenschützer vorsichtshalber Dämme aus Sandsäcken. Betroffen ist teilweise auch die Adria-Küste. In Split mussten nach Sturm und Starkregen Fahrzeuge aus überschwemmten Strassen in Sicherheit gebracht und Keller ausgepumpt werden.