JemenStarkregen zerstört historische Gebäude in Altstadt von Sanaa
dpa
11.8.2022 - 05:39
Die Altstadt von Sanaa gehört zum Weltkulturerbe. Doch heftiger Regen hat zuletzt etliche der pittoresken Häuser in sich zusammenfallen lassen und Dutzende weitere beschädigt. Die Huthi-Rebellen bitten um Hilfe.
11.08.2022, 05:39
dpa/sob
Anhaltender Starkregen hat in der Altstadt von Sanaa in den vergangenen Tagen zehn historische Gebäude zum Einsturz gebracht. Dies teilten am Mittwoch die Huthi-Rebellen mit, die die jemenitische Hauptstadt seit Ausbruch des Bürgerkriegs vor mehr als acht Jahren kontrollieren. Mindestens 80 weitere Bauten im Herzen Sanaas seien schwer beschädigt worden und bedürften einer dringenden Reparatur. Angaben zu möglichen Toten oder Verletzten machten die Aufständischen nicht.
Die Unesco zählt Sanaas Altstadt zum Weltkulturerbe. Die vermutlich seit mehr als zwei Jahrtausenden bewohnte Gegend besticht mit einer einzigartigen Architektur. Die Fundamente und ersten Stockwerke der Häuser wurden aus Stein gebaut, die restlichen Stockwerke aus Lehm. Sie gelten als eine der ersten Hochhäuser der Welt. Die Turmbauten mit den kunstvollen weissen Ornamenten erinnern an Lebkuchenhäuser. Viele werden als Privatresidenzen genutzt, einige der Häuser sind mehr als 500 Jahre alt.
Zwar haben sie damit also Jahrhunderte überdauert, doch haben sich heftige Regenfälle als zu grosse Belastung für die Bauten erwiesen. Zwischen noch stehenden Häusern türmen sich Lehmziegel und Holzbalken zu grossen Trümmerhaufen auf.
Abdullah Al-Kabsi, Kulturminister in der Huthi-Verwaltung, sagte, die Rebellen arbeiteten mit internationalen Organisationen zusammen, um dem Verfall etwas entgegenzusetzen. Zudem habe man weitere Hilfen angefordert. Al-Kabsi wies der Unesco eine Teilverantwortung für Rettung und Renovierung der Bauten zu und bezog sich dabei auf die Geschichte der Gegend. Auch Jahre der Nachlässigkeit unter der Vorgängerregierung machten sich nun bemerkbar.
Eine Rolle beim Niedergang von Saanas Altstadt spielt ausserdem der Jemen-Konflikt, der seit 2014 andauert. Damals besetzten die vom Iran gestützten schiitischen Huthis die Hauptstadt und zwangen damit die international anerkannte Regierung zunächst zur Flucht in Richtung Süden und dann ins Exil nach Saudi-Arabien. Eine saudisch geführte Militärallianz trat Anfang 2015 in den Krieg ein, um die Rückkehr der Regierung zu erreichen. Inzwischen hat sich der Konflikt zu einem Stellvertreterkrieg zwischen den Regionalmächten Saudi-Arabien und dem Iran ausgewachsen und die jemenitische Zivilbevölkerung nach UN-Angaben in eine der weltweit grössten humanitären Katastrophen gestürzt.
Einige Beobachter berichten, dass Luftangriffe auf Sanaa durch das saudisch geführte Militärbündnis vermutlich auch die historischen Altstadt-Bauten in ihren Grundfesten erschüttert und für Schäden gesorgt hätten. Doch seien ausbleibende Renovierungen das grösste Problem, sagte Mohammed Al-Hakeemi, Leiter der lokalen Organisation Grüner Traum. Die Gruppe beschäftigt sich schwerpunktmässig mit Jemens Umweltproblemen. Immerhin wurden 2021 im Rahmen einer Initiative Hunderte der historischen Häuser saniert und ein Dutzend wieder aufgebaut – es waren die ersten richtigen Reparaturen seit Beginn des Krieges.
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