Afghanistan-ÜberblickBiden trifft Familien der bei Anschlag getöteten Soldaten
red/agenturen
29.8.2021
red/agenturen
29.08.2021, 19:41
29.08.2021, 21:58
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Zeitgleich zum laufenden Abzug der US-Truppen aus der afghanischen Hauptstadt Kabul spitzt sich dort jetzt auch der Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zu. Das US-Militär griff am Sonntag nach eigenen Angaben mit einer Drohne ein Auto des örtlichen IS-Ablegers in Kabul an. Nach dem Anschlag vom Donnerstag mit Dutzenden Toten wurde damit möglicherweise ein weiterer schwerer Terrorangriff verhindert. US-Präsident Joe Biden warnte, dass die Lage in Kabul «extrem gefährlich» bleibe.
Der Überblick in Kürze:
Das US-Militär hat nach eigenen Angaben in der afghanischen Hauptstadt einen Drohnenangriff auf ein mit Sprengstoff beladenes Fahrzeug in Kabul ausgeführt, um eine «unmittelbare Bedrohung» für den Flughafen Kabul durch Terroristen abzuwenden.
Wer wird den Flughafen Kabul nach dem Abzug der US-Truppen kontrollieren? Diese Frage ist für die Taliban genauso wichtig wie für den Westen, der künftig weitere Menschen aus Afghanistan ausfliegen will. Entsprechend laufen hinter den Kulissen intensive Verhandlungen.
Frankreich möchte sich mit Grossbritannien für die Schaffung einer UN-Sicherheitszone in Kabul einsetzen, um von dort aus Evakuierungen nach dem Abzug der Amerikaner fortsetzen zu können.
Kurz vor dem Ende der militärischen Evakuierungsmission in Afghanistan sind binnen 24 Stunden rund 2900 Menschen aus Kabul ausgeflogen worden.
Frühere Bildungsverantwortliche und Dozenten afghanischer Universitäten haben die Taliban aufgerufen, das Bildungssystem des Landes zu bewahren und auszubauen anstatt ein neues zu schaffen.
Frau aus Afghanistan bringt bei Evakuierungsflug Baby zur Welt
Eine Frau aus Afghanistan hat bei einem Evakuierungsflug nach Grossbritannien ein Baby zur Welt gebracht. Wie die Fluggesellschaft Turkish Airlines mitteilte, war die 26-Jährige zuvor aus der afghanischen Hauptstadt Kabul nach Dubai evakuiert worden. Von dort sollte sie ins englische Birmingham weiterreisen. Doch als sich der Flieger über Kuwait befand, setzten die Wehen ein. Da kein Arzt an Bord war, musste die Crew als Geburtshelfer einspringen. Noch bevor die Maschine zwischenlanden konnte, war das Mädchen namens Havva bereits auf die Welt gekommen. Das Flugzeug konnte später seine Reise fortsetzen. Der Fluggesellschaft zufolge sind Mutter und Tochter wohlauf.
19.34 Uhr
Biden trifft Familien der bei Anschlag getöteten Soldaten
US-Präsident Joe Biden hat sich mit Hinterbliebenen der 13 bei dem Terroranschlag in Kabul getöteten US-Soldaten getroffen. Im Anschluss wohnten Biden, First Lady Jill Biden, Aussenminister Antony Blinken, Verteidigungsminister Lloyd Austin und ranghohe Vertreter der Streitkräfte am Sonntag der Ankunft der Särge der getöteten Soldatinnen und Soldaten bei. Bidens Gespräch mit den Angehörigen fand hinter verschlossenen Türen statt.
Anwesenden Journalisten zufolge wurden elf der Särge öffentlich entladen, zwei Familien hatten sich eine nicht-öffentliche Überführung gewünscht.
19.20 Uhr
Krisensitzung der ständigen UN-Sicherheitsratsmitglieder
Die fünf ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrats kommen am Montag zu einer Krisensitzung zusammen, um über die Lage in Afghanistan nach der Machtübernahme der radikalislamischen Taliban und dem Abzug der letzten US-Soldaten zu beraten. Einberufen wurde die Sitzung der ständigen Ratsmitglieder Grossbritannien, Frankreich, Russland, China und USA von UN-Generalsekretär António Guterres. Grossbritannien und Frankreich arbeiten derzeit an einer Resolution zur Afghanistan-Krise.
Nach Angaben von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron wollen sich Paris und London bei der Krisensitzung für die Schaffung einer «sicheren Zone» in der afghanischen Hauptstadt Kabul einsetzen. Eine solche Zone würde laut Macron humanitäre Helfer schützen und der internationalen Gemeinschaft zugleich ermöglichen, «Druck auf die Taliban aufrechtzuerhalten». Am Dienstag geht die internationale Evakuierungsmission, die nach der Machtübernahme der Taliban Mitte August eingeleitet wurde, mit dem Abzug der letzten US-Soldaten offiziell zu Ende.
18.01 Uhr
Kritik an britischer Regierung nach Ende von Evakuierungsflügen
Die britische Regierung gerät angesichts ihres eiligen Truppenabzugs und des Endes der Evakuierungsflüge aus Afghanistan im eigenen Land zunehmend in die Kritik. Einem Bericht der Zeitung «Observer» zufolge wurden tausende E-Mails an das Aussenministerium mit Hinweisen zu gefährdeten Afghanen nicht geöffnet. Kritiker werfen der Regierung von Premierminister Boris Johnson vor, nicht genug schutzbedürftige Menschen gerettet zu haben.
Das Aussenministerium entgegnete im «Observer», sein Krisenteam habe rund um die Uhr eingehende E-Mails und Anrufe bearbeitet. «Wir haben immer darauf hingewiesen, dass die Sicherheitssituation in Afghanistan bedeutet, dass wir nicht alle werden evakuieren können, die es wollen», hiess es weiter.
Verteidigungsminister Ben Wallace hatte am Freitag eingeräumt, dass bis zu 150 Briten und zwischen 800 bis 1100 Afghanen nicht ausgeflogen werden konnten. Die «Sunday Times» schrieb unter Berufung auf anonyme Quellen, die tatsächliche Zahl der zurückgelassenen schutzbedürftigen Afghanen könne bei bis zu 9000 liegen.
Kurz bevor die letzten britischen Soldaten nach 20 Jahren Militäreinsatz am Samstagabend Afghanistan verliessen, war auch der letzte Evakuierungsflug aus Kabul gestartet. In den vergangenen Wochen brachten die britischen Streitkräfte auf diesem Weg rund 15'000 Menschen in Sicherheit, davon rund 8000 afghanische Ortskräfte.
In einem Video im Onlinenetzwerk Twitter verteidigte Premierminister Boris Johnson am Sonntag das Ende der Evakuierungsflüge, «obwohl wir uns gewünscht hätten, nicht auf diese Weise» das Land zu verlassen.
Noch rund 250 ausreisewillige Amerikaner in Afghanistan
In Afghanistan befinden sich nach Angaben des US-Aussenministeriums noch rund 250 amerikanische Staatsbürger, die das Land verlassen wollen. Die Bemühungen, sie in Sicherheit zu bringen, liefen rund um die Uhr, erklärte das Ministerium am Sonntag. Am Samstag hatte die Regierung noch von 350 verbliebenen und ausreisewilligen Staatsbürgern gesprochen. Bislang seien seit der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban Mitte August insgesamt 5500 US-Bürger aus Afghanistan evakuiert worden, hiess es.
Die US-Diplomaten stehen zudem weiter mit rund 280 Menschen in Afghanistan in Kontakt, die sich als US-Bürger ausgegeben haben, aber bislang keine Informationen zu ihrer geplanten Abreise gemacht haben oder angegeben haben, vor Ort bleiben zu wollen, wie das Ministerium weiter erklärte. Der Evakuierungseinsatz des US-Militärs am Flughafen Kabul soll am Dienstag zu Ende gehen.
17.35 Uhr
Taliban sichern geordnete Ausreise von Ortskräften zu
Die militant-islamistischen Taliban haben mehreren Ländern versichert, dass ihre Staatsbürger und Ortskräfte aus dem Land ausreisen dürfen. Man habe von den Taliban Zusicherungen erhalten, dass «alle ausländischen Staatsangehörigen und alle afghanischen Staatsbürger mit einer Reisegenehmigung aus unseren Ländern sicher und geordnet zu Abflugorten sowie aus dem Land reisen dürfen», hiess es in einer am Sonntag veröffentlichten gemeinsamen Erklärung von mehr als 20 Ländern, darunter die USA und auch Deutschland.
Man werde bestimmten Afghanen weiterhin Reisedokumente ausstellen, und man habe die klare Erwartung und Zusage der Taliban, dass diese in die jeweiligen Länder reisen könnten, heisst es in der Erklärung weiter. Man nehme zudem die öffentlichen Erklärungen der Taliban zur Kenntnis, die dieses Verständnis bestätigten.
17.19 Uhr
Ramstein: Bisher mehr als 21'000 Evakuierte gelandet
Mehr als 21'000 Evakuierte aus Afghanistan sind bis Sonntag auf der Air Base Ramstein in Rheinland-Pfalz gelandet. Das teilte der weltweit grösste US-Luftwaffenstützpunkt ausserhalb Amerikas und das US-Konsulat in Frankfurt mit. Ramstein nahe Kaiserslautern ist seit dem 20. August ein US-Drehkreuz für Geflüchtete aus Afghanistan. Mehr als 6000 Evakuierte seien von dort bereits weitergeflogen.
«Wir versuchen so viele Leute möglich von Afghanistan in Sicherheit zu bringen», sagte ein Sprecher des US-Generalkonsulats in Frankfurt. Des weiteren werde versucht, die Weiterreise von Ramstein in die USA möglichst schnell abzuwickeln.
Schutzsuchende wie etwa ehemalige Ortskräfte der USA in Afghanistan und ihre Familien, die aus Angst vor den Taliban ihre Heimat verlassen, kommen zunächst in Zelten und Flugzeughangars der Air Base unter. Sie werden registriert und bei Bedarf medizinisch behandelt. In der US-Militäranlage Rhine Ordnance Barracks in Kaiserslautern werden Menschen aus Afghanistan ebenfalls vorübergehend beherbergt.
16.45 Uhr
US-Militär fliegt Luftangriff gegen IS-Terroristen in Kabul
Das US-Militär hat nach eigenen Angaben in der afghanischen Hauptstadt einen Drohnenangriff auf ein mit Sprengstoff beladenes Fahrzeug in Kabul ausgeführt, um eine «unmittelbare Bedrohung» für den Flughafen Kabul durch Terroristen abzuwenden. Die Drohne habe erfolgreich auf ein Auto des örtlichen Ablegers der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) gefeuert, erklärte das US-Militär am Sonntag. Weil es nach dem Raketeneinschlag zu «bedeutenden sekundären Explosionen» kam, sei davon auszugehen, dass in dem Fahrzeug eine grosse Menge Sprengstoff gewesen sein müsse, hiess es weiter. Es werde geprüft, ob es bei dem Angriff zivile Opfer gab. Bislang gebe es aber keine dahingehenden Hinweise, hiess es.
16.33 Uhr
Diplom. Vertretung in Afghanistan unwahrscheinlich
Die Vereinigten Staaten werden ab September aller Voraussicht nach erst einmal keine diplomatische Vertretung in Afghanistan haben. Dies sei «nicht wahrscheinlich», sagte US-Aussenminister Antony Blinken am Sonntag im Interview mit dem TV-Sender NBC.
Ähnlich äusserte sich der nationale Sicherheitsberater von Präsident Joe Biden, Jake Sullivan, gegenüber dem Sender CBS: Der gegenwärtige Plan sei es, keine Botschaft in Kabul zu haben. Aussenminister Blinken betonte jedoch, dass die USA über den September hinaus Menschen dabei helfen würden, Afghanistan zu verlassen.
15.37 Uhr
Studentinnen auf Weg aus Afghanistan blockiert
Auf der Flucht von Kabul nach Italien sitzen nach Angaben einer römischen Universität Dutzende Studentinnen in Afghanistan fest. In der Gruppe mit etwa 80 afghanischen Studentinnen seien auch vier bis fünf Kinder, sagte Bruno Botta, Vizedirektor für internationale Zusammenarbeit an der Sapienza Universität in Rom, am Sonntag dem Radiosender Rai GR1. Sie seien letzte Woche auf dem Weg zum Flughafen gewesen, als wegen der Selbstmordattentate alles «viel komplizierter» geworden sei. Sollten sie in die Stadt Herat zurückkehren müssten, aus der sie gekommen seien, bestehe für sie grosse Gefahr.
Italien hat nach Angaben von Aussenminister Luigi Di Maio rund 5000 afghanische Zivilisten aus dem Land gebracht. Italien sei damit das Land in der EU, das am meisten Menschen evakuiert und vor den Taliban in Sicherheit gebracht habe. Am Samstag hatte Di Maio Diplomaten am Flughafen in Rom empfangen, die bisher noch in Afghanistan geblieben waren und mit dem vorerst letzten Militärflieger zusammen mit Zivilisten gelandet waren.
15.10 Uhr
Erneute Explosion in der afghanischen Hauptstadt Kabul?
In der afghanischen Hauptstadt Kabul sind die Geräusche von mindestens einer Explosion gehört worden. Journalisten der Nachrichtenagentur AFP berichteten am Sonntag von einem lauten Explosionsgeräusch in der Stadt. Ein Beamter der ehemaligen afghanischen Regierung sagte, die Explosion sei von einer Rakete verursacht worden, die nach ersten Informationen «ein Haus getroffen» habe.
Mehrere Nutzer schrieben auf Twitter, sie hätten eine «starke» Explosion gehört. Gleichzeitig wurden Bilder und Videos geteilt, auf denen eine grosse, schwarze, aufsteigenden Rauchsäule zu sehen war. Diese Angaben liessen sich nicht unabhängig überprüfen.
Erst am Donnerstag waren bei einem Anschlag der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) am Flughafen Kabul mindestens 13 US-Soldaten und -soldatinnen sowie zwei Briten ums Leben gekommen. Die Angaben über die afghanischen Todesopfer schwanken, Sender wie CNN sprachen von bis zu 200 Toten.
US-Präsdent Joe Biden hatte am Sonntag vor möglichen weiteren Anschlagen gewarnt. Die US-Armee, die gerade vom Flughafen Truppen ausfliegt und in Sicherheit bringt, hatte aber auch angekündigt, dass es wohl weitere Sprengungen von Ausrüstung geben werde.
14.49 Uhr
USA und Verbündete fliegen fast 3000 Menschen aus
Kurz vor dem Ende der militärischen Evakuierungsmission in Afghanistan sind binnen 24 Stunden rund 2900 Menschen aus Kabul ausgeflogen worden. Eine Sprecherin des Weissen Hauses teilte mit, bis zum Sonntagvormittag (Ortszeit Kabul) habe die US-Luftwaffe mit 32 Flügen rund 2200 Menschen in Sicherheit gebracht, neun Flugzeuge von Verbündeten hätten rund 700 Menschen evakuiert. Seit dem Start des Einsatzes Mitte August hätten die USA und ihre Partner damit insgesamt gut 114'000 Menschen ausgeflogen.
Die Zahl der pro Tag ausgeflogenen Personen ist zuletzt wegen des beginnenden US-Abzugs und der Einstellung von Rettungsflügen durch Verbündete deutlich zurückgegangen. Von Dienstag auf Mittwoch zum Beispiel waren innerhalb von 24 Stunden noch etwa 19'000 Menschen evakuiert worden. Die Zahl der Flüge der US-Luftwaffe ging indes nur geringfügig zurück, was nahelegt, dass nun verstärkt auch US-Soldaten und Ausrüstung ausgeflogen werden. Das US-Militär will bis Dienstag vom Flughafen der afghanischen Hauptstadt abziehen. Damit wird der Einsatz zur Evakuierung westlicher Staatsbürger und früherer afghanischer Mitarbeiter ausländischer Truppen und Behörden enden.
14.28 Uhr
Biden trifft Familien der bei Anschlag getöteten Soldaten
US-Präsident Joe Biden trifft sich mit Hinterbliebenen und Angehörigen der 13 bei dem Terroranschlag in Kabul getöteten US-Soldaten. Biden flog am Sonntagmorgen (Ortszeit) zum Luftwaffenstützpunkt Dover im Bundesstaat Delaware, um die Familien zu treffen und der Ankunft der Särge beizuwohnen, wie das Weisse Haus mitteilte. Sein Zeitplan sah für das Treffen mit den Angehörigen fast zweieinhalb Stunden vor.
Die getöteten Soldatinnen und Soldaten waren zwischen 20 und 31 Jahre alt. Unter den Opfern waren elf Marineinfanteristen und je ein Soldat des Heeres und der Marine, wie das Verteidigungsministerium bekanntgab. Fünf der Marineinfanteristen waren gerade mal 20 Jahre alt. Unter den Opfern waren auch eine 23 sowie eine 25 Jahre alte Soldatin.
Der Anschlag vom Donnerstag nahe des Flughafens in Kabul, bei dem auch Dutzende Zivilisten getötet wurden, markierte für das US-Militär den schwersten Verlust in Afghanistan seit einem Jahrzehnt.
14.18 Uhr
Verhandlungen über die Zukunft des Flughafens Kabul
Bisher hatten Nato-Truppen die wichtigen Teile des Flughafens abgesichert und so die Luftbrücke zum Ausfliegen von Ausländern und vor den Taliban fliehenden Afghanen ermöglicht. Doch am Dienstag ist damit Schluss: «Wir verlassen das Land am 31. August und ab diesem Zeitpunkt geben wir dem afghanischen Volk den Flughafen zurück», bekräftigte am Freitag der Sprecher des US-Außenministeriums, Ned Price. Er beendete damit Spekulationen über einen möglichen weiteren Betrieb des Flughafens durch internationale Kräfte.
Was ab Mittwoch konkret passiert, ist allerdings unklar: «Einen Flughafen zu betreiben, ist kein leichtes Geschäft», sagte Price. «Es ist wahrscheinlich unsinnig zu erwarten, dass es am 1. September einen normalen Flughafenbetrieb geben wird.»
US-Außenminister Antony Blinken verwies darauf, dass die Zukunft des Flughafens bedeutend für die Taliban sei. Diese wollten sich nicht in der gleichen weltpolitisch isolierten Lage wie während ihrer Herrschaft von 1996 bis 2001 wiederfinden. Außerdem brauchen sie den Flughafen, damit die von ihnen erhoffte humanitäre Hilfe ins Land gebracht werden kann.
Aber auch für westliche Nationen bleibt der Flughafen in der afghanischen Hauptstadt immens wichtig. Sie wollen weiterhin ihre Staatsbürger sowie schutzbedürftige Afghanen ausfliegen, die nicht mittels der bis Dienstag bestehenden Luftbrücke evakuiert werden können.
Für eine Weile sah es so aus, als ob die Verantwortung für das Absichern des Geländes an die Türkei fallen würde. Die Hoffnung Ankaras und des Westens bestand darin, dass die Taliban ein kleines Soldaten-Kontingent aus der Türkei, die zugleich mehrheitlich muslimisch und Nato-Mitglied ist, akzeptieren könnten. Doch die Extremisten verkündeten mehrmals öffentlich, nach dem 31. August keinerlei ausländische militärische Präsenz mehr dulden zu wollen.
Entsprechend begann die Türkei mit dem Abzug ihrer Soldaten. Doch Ankara und die Taliban verhandelten weiter. Nach Gesprächen am Freitag verkündete der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan, dass nun ein anderer Vorschlag auf dem Tisch liege. Die radikalislamischen Kämpfer wollten selbst für die Sicherheit auf dem Flughafen sorgen - und Ankara solle den operativen Betrieb übernehmen.
Eine Entscheidung gibt es aber noch nicht. Und so ist völlig unklar, wie es ab Mittwoch auf dem Flughafen der afghanischen Hauptstadt weitergeht.
13:45 Uhr
Papst ruft zu Hilfe für Afghanistan auf
Papst Franziskus hat zu mehr Hilfe für die Menschen in Afghanistan aufgerufen. «In historischen Momenten wie diesem können wir nicht gleichgültig bleiben, das lehrt uns die Geschichte der Kirche», sagte das Katholiken-Oberhaupt am Sonntag nach dem Angelusgebet in Rom. «Als Christen sind wir in dieser Situation in der Pflicht. Deshalb appelliere ich an alle, das Gebet zu verstärken und zu fasten.»
Er verfolge die Lage in Afghanistan «mit grosser Sorge» und teile das Leid derer, die um Angehörige trauern, die bei den Selbstmordattentaten ihr Leben verloren haben. «Ich bitte alle, den Bedürftigen weiterhin zu helfen und dafür zu beten, dass Dialog und Solidarität zu einem friedlichen und brüderlichen Zusammenleben führen und Hoffnung für die Zukunft des Landes geben.»
Bei einem verheerenden Anschlag der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) waren am Donnerstag am Flughafen in der afghanischen Hauptstadt Kabul 13 US-Soldaten - und -soldatinnen sowie zwei Briten getötet worden. Rund 200 Menschen aus Afghanistan kamen nach Medienberichten ausserdem ums Leben.
12:57 Uhr
Ringen um künftiges Bildungssystem
Frühere Bildungsverantwortliche und Dozenten afghanischer Universitäten haben die Taliban aufgerufen, das Bildungssystem des Landes zu bewahren und auszubauen anstatt ein neues zu schaffen. Ein Neuanfang sei ein Fehler, den frühere Regierungen begangen hätten, sagte der ehemalige Minister für höhere Bildung Abas Basir am Sonntag bei einer von den Taliban einberufenen Konferenz zum Thema.
Der amtierende Interimsminister der Taliban für höhere Bildung, Abdul Baki Hakkani, kritisierte das von der internationalen Gemeinschaft geschaffene, aktuelle System. Religiöse Bildung werde darin als unbedeutend angesehen. Die Welt habe versucht, die Religion aus der wissenschaftlichen Bildung herauszunehmen. Das habe den Leuten geschadet. Alles, was im Bildungssystem gegen den Islam gerichtet sei, werde entfernt, fügte er hinzu.
11:00 Uhr
Sicherheitszone soll weitere Evakuierungen ermöglichen
Frankreich möchte sich mit Grossbritannien für die Schaffung einer UN-Sicherheitszone in Kabul einsetzen, um von dort aus Evakuierungen nach dem Abzug der Amerikaner fortsetzen zu können. Dies sei Ziel einer gemeinsamen Resolution bei einer Dringlichkeitssitzung des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen an diesem Montag, sagte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron der Sonntagszeitung «Le Journal du Dimanche».
«Unser Resolutionsentwurf zielt darauf ab, eine Sicherheitszone in Kabul zu definieren, die eine Fortsetzung der humanitären Operationen ermöglicht», sagte Macron. «Dies würde einen UN-Rahmen für dringende Massnahmen schaffen und vor allem alle Beteiligten vor ihre Verantwortung stellen, und der internationalen Gemeinschaft ermöglichen, den Druck auf die Taliban aufrechtzuerhalten.»
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«Was wir versuchen ist, gezielte humanitäre Einsätze für Evakuierungen organisieren zu können, die nicht über den Militärflughafen in Kabul abgewickelt werden», sagte Macron der Zeitung. «Es geht darum, diese bedrohten Afghanen zu schützen und sie in den nächsten Tagen oder Wochen aus dem Land zu bringen.» Man werde sehen, ob dies über den zivilen Flughafen von Kabul oder über die Nachbarländer geschehen kann.
Wie Macron am Samstagabend bereits gesagt hatte, diskutiert Frankreich mit den Taliban und unter Einbeziehung des arabischen Golfemirats Katar über weitere Evakuierungen aus Afghanistan nach dem geplanten Abzug der Amerikaner bis zum 31. August.
09:23 Uhr
«Angst vor Taliban ist unbegründet»
Ein Anführer der militant-islamistischen Taliban in Afghanistan hat in einem Interview mit dem «SonntagsBlick» das Interesse an guten Beziehungen zur Schweiz bekundet. Man strebe wirtschaftliche und persönliche Beziehungen zur Weltgemeinschaft an, sagte der ranghohe Funktionär Abdul Qahar Balkhi. «Wir fordern die Länder der Welt auf – einschliesslich der Schweiz –, das Selbstbestimmungsrecht des afghanischen Volkes anzuerkennen und gute diplomatische, wirtschaftliche sowie zwischenmenschliche Beziehungen zu Afghanistan zu pflegen», sagte das Mitglied der Kulturkommission der Taliban. Die Angst vor den Taliban sei unbegründet. Glaubhafte Berichte von Medien und der Vereinten Nationen über willkürliche Hinrichtungen von früheren Staatsangestellten und Journalisten seit der Machtergreifung der Taliban dementierte er. «Wir garantieren für den Schutz des Lebens aller Leute.» Der Sprecher versprach in seiner Propaganda-Botschaft: «Frauen haben das Recht auf Arbeit und Bildung.» Bedingung sei, dass sie ihren Körper bedecken müssten.
08:25 Uhr
Biden warnt vor neuen Anschlägen
Kurz vor dem Ende des Evakuierungseinsatzes in Afghanistan hat US-Präsident Joe Biden eindringlich vor weiteren Anschlägen gegen amerikanische Soldaten gewarnt. Die Lage sei weiterhin «extrem gefährlich» und das Risiko von Terroranschlägen auf den Flughafen von Kabul hoch, erklärte Biden am Samstagnachmittag in Washington(Ortszeit). Das Militär halte einen Anschlag in den nächsten 24 bis 36 Stunden für «sehr wahrscheinlich». Kurz darauf rief die US-Botschaft in Afghanistan alle Amerikaner in der Nähe des Flughafens dazu auf, das Gebiet wegen «einer spezifischen, glaubwürdigen Bedrohung» sofort zu verlassen. Die US-Truppen begannen unterdessen ihren Abzug aus Kabul. Sie sollen Afghanistan bis Dienstag verlassen.
Nach dem Vergeltungsschlag gegen Terroristen des örtlichen Ablegers der Miliz Islamischer Staat (IS) kündigte Biden weitere Luftangriffe an. «Dieser Angriff war nicht der letzte», versprach Biden am Samstag. Mit Blick auf den verheerenden Terroranschlag in Kabul vom Donnerstag fügte er hinzu: «Wir werden weiterhin alle Personen, die in diesen niederträchtigen Anschlag verwickelt waren, jagen, fassen und dafür bezahlen lassen.» Bei dem Anschlag waren 13 US-Soldaten und Dutzende weitere Menschen getötet worden. Die Soldaten und Soldatinnen waren zwischen 20 und 31 Jahre alt.