Die Briten waren verblüfft, wie ein hochbetagter Rentner mit einer pfiffigen Aktion eine Riesenspende in der Corona-Krise zusammen bekam. Auf seine Enkel machte besonders Eindruck, dass er die Charts stürmte. Künftig darf sich der 100-Jährige auch noch «Sir» nennen.
Er ist ein Held und Gentleman zugleich: Der 100-jährige britische Kriegsveteran Tom Moore, der mit seinem Spendenlauf am Rollator einen Weltrekord aufgestellt hat, wird zum Ritter ernannt.
Moore habe mit seiner Aktion für das Gesundheitswesen das ganze Land inspiriert, teilte der britische Premier Boris Johnson in London mit. Der Senior habe dem Volk ein «Leuchtfeuer im Nebel des Coronavirus» beschert, schrieb Johnson, der selbst wegen der Lungenkrankheit Covid-19 auf einer Intensivstation behandelt werden musste.
Moore bedankte sich am Mittwoch ritterlich: «Ich bin absolut überwältigt. Nicht einen einzigen Moment habe ich mir vorstellen können, eine solche grossartige Ehrung zu bekommen.» Er dankte der 94-jährigen Königin Elizabeth II., Johnson und dem britischen Volk. «Ich bin Ihnen weiter zu Diensten», schrieb der Senior bei Twitter.
Johnson hat Moore für die Ehrung vorgeschlagen und die Queen hat zugestimmt. Der Rentner aus dem englischen Dorf Marston Moretaine darf somit den Titel «Sir» tragen. Wann die Zeremonie mit dem Ritterschlag nachgeholt wird, konnte eine Sprecherin des Buckingham-Palastes der Deutschen Presse-Agentur noch nicht sagen. Er hoffe, dass sich die Königin dann nicht ungeschickt mit dem Schwert anstelle, witzelte Moore im BBC-Interview. Seit vielen Wochen hat sich die Monarchin wegen der Pandemie zurückgezogen.
Begonnen hatte Moore mit einem Spendenaufruf für 1'000 Pfund. Er wolle dafür vor seinem 100. Geburtstag 100 Runden mit seinem Rollator in seinem Garten drehen, versprach Moore damals.
Doch die Spenden hörten nicht auf zu fliessen – schliesslich kamen knapp 33 Millionen Pfund (etwa 37 Millionen Euro) zusammen. Moore schaffte damit sogar einen Guinness-Weltrekord für die höchste Summe, die jemals bei einem Spendenlauf zusammenkam.
Das ganze Geld soll dem staatlichen Gesundheitsdienst National Health Service (NHS) zugutekommen. Der chronisch unterfinanzierte NHS kann die Finanzspritze gerade jetzt in der Corona-Krise gut gebrauchen. Es mangelt an Schutzausrüstungen, medizinischen Geräten und Personal.
Moore bezeichnet die Ärzte und Pfleger in den Kliniken als Helden. «Jeden Tag riskieren sie ihr Leben für uns.» Er selbst gerät ins Schwärmen, wenn er daran denkt, wie aufopferungsvoll sich Ärzte und Pfleger vor nicht allzu langer Zeit um ihn gekümmert haben. Der Veteran litt unter Hüftproblemen und hatte auch noch Hautkrebs.
Die Aktion des Seniors machte so viel Eindruck, dass nicht nur die Queen und Johnson ihm zum 100. Geburtstag im vergangenen Monat dankten. Er erhielt 125'000 Geburtstagskarten aus der ganzen Welt. Zwei Flugzeuge aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs überflogen mehrmals das Haus des Veteranen in der Nähe von Bedford.
Moore, der inzwischen vom Captain ehrenhalber zum Colonel befördert wurde, stürmte sogar die Charts mit einer eigenen Version der Fussball-Hymne «You'll Never Walk Alone». Den Song nahm er gemeinsam mit dem britischen Sänger Michael Ball und einem NHS-Chor auf. Das beeindruckte besonders seine jüngsten Verwandten: «Meine Enkelkinder können nicht glauben, dass ich die Charts anführe!»
Es gab sogar eine Petition, die den Ritterschlag für Moore forderte. Er selbst rechne nicht damit, hatte der bescheidene Senior noch vor einigen Wochen in einem Interview gesagt. Und fügte verschmitzt hinzu: «Sir Thomas Moore klingt eigentlich ganz gut.»
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