«American Factory»-RegisseurinUS-Dokumentarfilmerin Julia Reichert gestorben
dpa
2.12.2022 - 19:27
Die amerikanische Dokumentarfilmerin und Oscar-Gewinnerin Julia Reichert ist im Alter von 76 Jahren gestorben. Reichert erlag am Donnerstagabend in Ohio einem Krebsleiden, wie ihre Familie am Freitag mitteilte.
DPA
02.12.2022, 19:27
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Bei ihr war im April 2018 Harnleiterkrebs diagnostiziert worden. Reichert wurde oft als «Patin des unabhängigen amerikanischen Dokumentarfilms» bezeichnet. Sie erzählte in ihren Arbeiten die Geschichte gewöhnlicher Amerikanerinnen und Amerikaner.
Ihre Themen reichten von Autoarbeitern, die mit Werksschliessungen («The Last Truck: Closing of a GM Plant», 2009) und ausländischen Investoren («American Factory», 2019) zu kämpfen haben, über Mitglieder der Kommunistischen Partei Amerikas («Seeing Red», 1983) bis hin zu weiblichen Gewerkschaftsaktivisten in den 1930er Jahren («Union Maids», 1976). In den 50 Jahren ihrer Karriere gewann Reichert zwei Primetime Emmy Awards und war vier Mal für einen Oscar nominiert. Einen gewann sie 2020 mit ihrem Partner Steven Bognar für «American Factory». In ihrer Dankesrede zitierte sie aus dem «Kommunistischen Manifest» und sagte: «Die Dinge werden besser werden, wenn sich die Arbeiter der Welt vereinigen.»
In ihrem ersten Film, «Growing Up Female», erzählte sie vom Leben von sechs Frauen im Alter von vier bis 35 Jahren und ihrer Sozialisation. Das Projekt kostete damals 2000 Dollar. Als sie und ihr Partner Jim Klein keinen Verleih fanden, gründeten sie ihr eigenes Unternehmen New Day Films, das bis heute aktiv ist. Im Jahr 2011 wurde «Growing Up Female» in das Nationale Film Archiv der Bibliothek des US-Kongresses aufgenommen und gilt als der erste Dokumentarfilm der modernen Frauenbefreiungsbewegung.