Somalia vor der Hungerkatastrophe USA rufen internationale Gemeinschaft zu Spenden auf

dpa

29.1.2023 - 20:43

Ein Kind wird in einem Flüchtlingslager in Somalia gewogen.
Ein Kind wird in einem Flüchtlingslager in Somalia gewogen.
Bild: Jerome Delay/AP/dpa

UN-Botschafterin Thomas-Greenfield spricht angesichts der Not von einem schweren Versagen der internationalen Gemeinschaft. Der UN-Repräsentant nennt Zahlen.

29.1.2023 - 20:43

Die USA haben an die internationale Gemeinschaft appelliert, mehr für das von einer Hungersnot durch eine anhaltende Dürre bedrohte Somalia zu spenden. Die amerikanische UN-Botschafterin Linda Thomas-Greenfield sagte am Sonntag in Mogadischu, dem Land am Horn von Afrika drohe «fast sicherlich» eine schlimmere Hungerkatastrophe als 2011, als eine Viertelmillion Menschen starben. Sie sprach beim ersten Besuch eines US-Kabinettsmitglieds in Somalia seit 2015 von einem schweren «Versagen der internationalen Gemeinschaft».

Der höchste UN-Repräsentant in Somalia, Adam Abdelmoula, sagte bei einem Treffen mit Thomas-Greenfield, die «traditionellen Spender» konzentrierten sich derzeit auf die Ukraine. Während die US-Botschafterin in ihrem Aufruf für mehr Hilfe niemanden offen «benennen und beschämen» wollte, wurde Abdelmoula deutlicher: 

EU beteiligt sich nur mit 10 Prozent

Die Europäische Union beispielsweise habe 2022 gerade mal 10 Prozent des humanitären Reaktionsplans für Somalia finanziert. Die EU hat nach UN-Daten 74 Millionen Dollar gegeben und Grossbritannien 78 Millionen. Die USA finanzierten mit 1,3 Milliarden Dollar rund 80 Prozent seit Beginn des Haushaltsjahrs 2022. Japan gab 27 Millionen Dollar und Saudi-Arabien 22 Millionen.

Thomas-Greenfield sagte im Interview der Nachrichtenagentur AP, die USA könnten nicht weiter in diesem Umfang helfen, «selbst wenn es keine Ukraine gäbe». Washington würde es begrüssen, wenn Staaten der nahe gelegenen Golfregion mehr für Somalia spendeten.

«Zutiefst alarmiert»

Sollte das nicht bis April geschehen, gäbe es keine Lebensmittelhilfe für 4,6 Millionen Menschen in Somalia mehr. Bis dahin wäre in Sonmalia das sechste Mal in Folge die Regenzeit ausgefallen. Die USA seien über die Situation «zutiefst alarmiert».

Durch die Dürre sind bereits Zehntausende Menschen gestorben. Die Trockenheit betrifft auch Regionen in Äthiopien und Kenia. Die limitierte Hilfe im vergangenen Jahr hat gerade noch verhindert, dass in Somalia nach der dafür gesetzten Benchmark offiziell eine Hungersnot erklärt werden musste. Nach Angaben von UN und USA ist das Schlimmste nur verzögert worden. Ein Mitarbeiter humanitärer Dienste in Somalia sagte, fast zwei Millionen Menschen seien an dem Krisenpunkt angelangt, an dem «Körper beginnen, sich selbst zu verzehren». Es seien 2,7 Millionen mehr Menschen auf Hilfe angewiesen als bei der letzten Hungersnot 2011. Seinen Namen wollte der Mitarbeiter nicht genannt wissen.

dpa