Verdiente Hunde Frankreich ehrt Helden auf vier Pfoten

Von Sylvie Corbet, AP

21.10.2022 - 19:06

Das Denkmal in der französischen Stadt Suippes.
Das Denkmal in der französischen Stadt Suippes.
Bild: Christophe Ena/AP/dpa

Seit mehr als hundert Jahren setzt die französische Armee auf vierbeinige Unterstützung. Auch bei Polizei und Rettungsdiensten leisten Hunde Aussergewöhnliches – nicht nur in Frankreich. Dort hat man den felltragenden Helden aber jetzt ein Denkmal errichtet.

DPA, Von Sylvie Corbet, AP

Vom Aufspüren Verdächtiger bei den Terrorattacken von Paris 2015 bis hin zur Bekämpfung von Extremisten in der Sahelregion: Seit mehr als einem Jahrhundert helfen Hunde französischen Soldaten, Polizisten und Rettungsteams bei der Rettung von Menschenleben. Um die vierpfotigen Partner zu ehren, hat Frankreich in dieser Woche ein Denkmal für alle «zivilen und militärischen Helden-Hunde» eingeweiht. Es besteht aus einer Skulptur des französisch-kolumbianischen Künstlers Milthon. Sie stellt einen Soldaten des Ersten Weltkriegs und seinen Hund dar.

Das Denkmal steht vor dem Rathaus in Suippes im Nordosten Frankreichs, in einem Gebiet, das im Ersten Weltkrieg Schauplatz gewaltiger Schlachten war. Die Standortwahl würdigt die wichtige Rolle, die Hunde in den Armeen der USA und europäischer Länder damals einnahmen.

550 Hunde im Militärdienst

Suippes beheimatet aber auch den grössten Militärzwinger in Europa. Hier trainieren Mitglieder des 132. Hunde-Infanterie-Regiments des französischen Heeres Hunde für den Militärdienst. Aktuell besteht das Regiment aus 650 Menschen und 550 Hunden. Das Monument als Hommage an die Helden-Hunde geht auf die Initiative des französischen Hundeverbands Centrale Canine zurück. An der Einweihungszeremonie am Donnerstag nahmen auch Tiere des Heeresregiments teil – und trugen dabei ihre militärischen Medaillen.

«Es ist (eine) sehr wichtige (Anerkennung), weil Hunde, wie menschliche Wesen, Missionen ausführen, wir sie aber nicht nach ihrer Meinung fragen. Für mich ist es also fair, ihnen eine Medaille zurückzugeben», sagt Johann, ein Adjutant in Kampfmontur. Aus Sicherheitsgründen dürfen er und die anderen menschlichen Mitglieder des Regiments nur mit dem Vornamen genannt werden.

Mut als wichtigste Fähigkeit

Das Regiment in Suippes bereitet Hunde auf Einsätze vor, in denen sie damit beauftragt werden könnten, einen möglichen Feind aufzustöbern und zu verfolgen. Einige sind auch dafür ausgebildet, Sprengstoff oder Drogen zu erschnüffeln. Jedem Hund steht ein Soldat oder eine Soldatin zur Seite.

Johann, der dem Regiment seit zwölf Jahren angehört, arbeitet mit einem Holländischen Schäferhund zusammen, der auf den Namen «Nasky» hört. Er hat noch keinen Hund im Einsatz verloren. Doch er hat Kollegen, die das durchmachen mussten. Für einen Hundeführer sei das sehr hart, sagt Johann. Man bleibe jedoch auch in diesen Momenten Infanteriesoldat und müsse in der Lage sein, weiterzumachen.

Die Rekruten des Regiments sind an Einsätzen im Ausland beteiligt, etwa in der Sahelregion, Westafrika oder im Nahen Osten. Auch im Inland kommen sie zum Einsatz oder in französischen Überseegebieten, etwa im Kampf gegen Goldschmuggel in Französisch-Guyana.

Die für das Training auserkorenen Hunde werden gelegentlich schon als Welpen ausgewählt, doch die meisten sind 18 Monate alt. Viele kommen aus Frankreich, andere aus den Niederlanden, Deutschland oder Ländern in Osteuropa. Sie durchlaufen eine Reihe von Tests, um festzustellen, ob sie «beissfreudig» sind, genügend Spieltrieb haben und sich in einer stressigen Umgebung nicht zu leicht ablenken lassen. Die wichtigste Fähigkeit sei jedoch Mut, sagen die Soldaten des Regiments.

Kriegshunde erstmals im Ersten Weltkrieg

Man setze stark auf den Geruchssinn der Tiere, ihr Sehvermögen, ihre körperlichen Fähigkeiten. «Deshalb haben wir viele Belgische, Deutsche Schäferhunde, Hunde die rennen können, die Hitze und Kälte aushalten können», sagt die Soldatin Audrey. «Sie sind sehr gute Arbeitshunde.»

Wenn die Tiere ihre Aufgaben nicht mehr erfüllen können, kommen sie in den Ruhestand. Audrey plant, ihren tierischen Partner «Moocki» bei sich zu Hause zu halten, wenn es so weit ist. Die Hundeführer seien in der besten Position, Familien für Hunde auszusuchen, die aus dem Militärdienst ausscheiden. Dies versuche man nach bestem Gewissen – «abhängig vom Hund, dem Charakter. Manche Hunde können auch eine posttraumatische Belastungsstörung haben», sagt sie.

Frankreich schuf erstmals im Ersten Weltkrieg professionelle Strukturen für die Ausbildung von Kriegshunden. Sie suchten nach verwundeten Soldaten, warnten Wachposten und transportierten Nachrichten, Lebensmittel und Munition an den Frontlinien des Krieges, der von 1914 bis 1918 dauerte.

Ehrungen von Hunden auch in anderen Ländern

Bei der Zeremonie am Donnerstag wurde besonders «Diesel» gewürdigt, ein Polizeihund, der bei einer Razzia getötet wurde, die auf den Strippenzieher der Pariser Terroranschläge von 2015 abzielte. In ähnlicher Weise wurde des Militärhunds «Leuk» gedacht, der 2019 in Mali von Extremisten getötet wurde.

Auch andere Länder haben die Kriegsbeiträge von Hunden gewürdigt. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj verlieh einem Jack Russel Terrier namens «Patron» eine Medaille, der nach dem russischen Einmarsch nach Minen suchte. Später stattete US-Aussenminister Antony Blinken «Patron» einen Besuch ab und pries ihn als «weltberühmt».

In den USA wurde das erste nationale Denkmal zu Ehren von Militärhunden 2013 in Texas am Militärstützpunkt Antonio-Lackland enthüllt – dort ist das weltweit grösste Trainingszentrum für Militärhunde beheimatet.