US-Polizei krebst nachträglich zurück 98-Jährige stirbt nach Razzia 

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23.8.2023

Vor den Räumlichkeiten der Zeitung, bei der sie seit den 1960ern gearbeitet hatte, wird an die verstorbene Joan Meyer erinnert.
Vor den Räumlichkeiten der Zeitung, bei der sie seit den 1960ern gearbeitet hatte, wird an die verstorbene Joan Meyer erinnert.
Bild: Jaime Green/The Wichita Eagle via AP/Keystone

Die Lokaljournalistin Joan Meyer empörte sich lautstark über die Präsenz der Polizei in ihrem Haus. Einen Tag später stirbt die 98-Jährige an einem Herzinfarkt – sie habe den Stress nicht überlebt, sagt ihr Sohn.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Im US-Bundesstaat Kansas hat die Polizei die Wohnung einer pensionierten Journalistin durchsucht.
  • Die 98-Jährige hat die Beamten wüst beschimpft. Am nächsten Tag starb sie an einem Herzinfarkt – wegen des Stresses, wie ihr Sohn sagt.
  • Die Durchsuchung stand im Zusammenhang mit dem Verdacht von illegalen Verhaltens eines Reporters der Zeitung, deren Mitbesitzerin die Frau war.
  • Der Verdachtsfall ist inzwischen wieder aufgehoben.

Mit diesem Widerstand hatte die Polizei wohl nicht gerechnet. «Raus aus meinem Haus», ruft ihnen eine 98-jährige Frau entgegen. «Das sind Hitler-Taktiken!» Der Vorfall ereignete sich am 11. August dieses Jahres.

In einem jetzt öffentlich gemachten Video von dem Vorfall, der sich bei einer Hausdurchsuchung im US-Bundesstaat Kansas ereignete, sieht man die aufgebrachte Frau die Beamten wüst beschimpfen.

«Hat deine Mutter dich geliebt?», fragt sie einen von ihnen. «Du bist ein A****loch!» Danach habe sie nicht mehr essen und schlafen können, sagt ihr Sohn. Am nächsten Tag starb sie völlig geschwächt an einer Herzattacke.

Polizei nahm Lokalzeitung ins Visier

In Marion County war die Frau – Joan Meyer – so etwas wie eine Legende. In den 1960er-Jahren arbeitete sie als eine von wenigen Frauen als Journalistin – bei dem Lokalblatt «Marion County Record», dessen Teilbesitzerin sie später wurde. Heute ist ihr Sohn Eric der Chefredakteur der Zeitung.

Die «Marion County Record» ist eine besondere Lokalzeitung, die «regionale Funktionäre zur Verantwortung zieht», wie der Radiosender NPR festhält. Reporter*innen der Zeitungen enthüllten etwa, dass die Stadtverwaltung wissentlich verschmutztes Wasser als Trinkwasser deklarierte.

Tatsächlich war die Polizei wegen Joans und Erics Rolle bei der Zeitung in ihrer gemeinsamen Wohnung. Die Redaktionsräume der «Marion County Record» waren am gleichen Tag ebenfalls durchsucht worden.

Durchsuchungsbefehl wieder aufgehoben

Dass eine Lokalzeitung derart in das Visier der Polizei gerät, ist unüblich. Aktivist*innen kritisieren das Vorgehen hart. Die Journalist*innen hätten eingeschüchtert werden sollen.

Die Hausdurchsuchung stand mit Vorwürfen im Zusammenhang, dass ein Reporter des Blattes illegal an Informationen gekommen sei. Die Polizeireaktion fiel ungewöhnlich harsch aus.

Die Vorwürfe hatten so wenig Bestand, dass der Durchsuchungsbefehl rückwirkend wieder aufgehoben wurde. Die Zeitung hat inzwischen alle entwendeten Gegenstände zurückerhalten und lässt derzeit prüfen, ob die Polizei sich illegal Zugang zu den darauf befindlichen Daten verschafft hat.