Die Staatsanwaltschaft glaubt den zehn Beschuldigten kein Wort: Im Bild ein junger Moschee-Besucher, der zugab, die beiden "Verräter" bespuckt zu haben. Gewalt habe es aber keine gegeben.
Source:KEYSTONE/LINDA GRAEDEL
Die Staatsanwältin im Winterthurer An'Nur-Prozess hat in ihrem Plädoyer klar gemacht, worum es ihr in diesem Fall geht: Man müsse ein Zeichen setzen gegen Schattensysteme, die sich über den Schweizer Rechtsstaat hinwegsetzten.
"Wir führen einen Prozess gegen Menschen, die ihre Religion über das Rechtssystem in diesem Land stellen", sagte sie in ihrem Plädoyer. Dies sei nicht zu akzeptieren. In diesem Land gebe es keinen Raum für Schattensysteme. Es gebe auch keinen Platz für Selbstjustiz gegen angebliche "Verräter".
"Selbstjustiz gegen Personen auszuüben, die ein Verbrechen gegen den Rechtsstaat publik machen, ist nicht zu tolerieren", sagte sie. Hier habe immer noch der Staat die Strafhoheit, nicht eine Gruppe, die sich in ihrer religiösen Weltanschauung verletzt fühlt.
10 Jahre Landesverweis
Die Staatsanwältin fordert für die acht jungen Muslime, ihren Imam und den Vereinspräsidenten teilbedingte Freiheitsstrafen von bis zu drei Jahren. Die Ausländer unter ihnen sollen zudem für 10 Jahre des Landes verwiesen werden.
Einen Härtefall, der eine Abschiebung verunmöglichen würde, erkennt sie nicht. Auch der Afghane könne in seine Heimat zurückgeschafft werden. Kabul gelte als sicher, so die Staatsanwältin.
Den zehn tief gläubigen Muslimen wird vorgeworfen, im November 2016 zwei vermeintliche "Spitzel" verprügelt, mit dem Tod bedroht und eingesperrt zu haben. Sie waren überzeugt, dass die beiden einen Journalisten mit Informationen versorgt hatten.
Wegen dieser Informationen wurde ein 25-jähriger Vorbeter der An'Nur-Moschee schliesslich verurteilt und des Landes verwiesen. Er hatte zu Gewalt an "schlechten Muslimen" aufgerufen.
Nur geredet, nicht geprügelt
Die Beschuldigten streiten jedoch alle Vorwürfe ab. Sie hätten lediglich mit den beiden geredet. Vereinzelte von ihnen hätten sie auch angespuckt. Zu Gewalt sei es jedoch nicht gekommen.
Diese Aussagen seien alle unglaubwürdig, sagte die Staatsanwältin. Es sei um Rache und Bestrafung gegangen. Als Mob mit aggressiver Gruppendynamik seien sie auf die beiden "Verräter" losgegangen.
Der Vereinspräsident und der Imam hätten in ihrer Funktion als Respektspersonen eigentlich die Gelegenheit gehabt, den Mob zu beruhigen, so die Staatsanwältin weiter. Dies hätten sie aber nicht getan. Stattdessen hätten sie die beiden im Büro eingesperrt, ein Geständnis aus den Opfern herausgepresst und es aufgenommen.
Schadenersatz und Genugtuung
Der Geschädigte, der eine Hirnerschütterung davontrug, leidet gemäss seinem Anwalt bis heute. Er sei immer noch im Gewaltschutzprogramm der Polizei, habe bis jetzt sieben Mal die Wohnung gewechselt und fühle sich nach wie vor nicht sicher in seinen vier Wänden.
Der Anwalt fordert von den Beschuldigten, dass sie dem Nordafrikaner solidarisch 20'000 Franken Genugtuung und 118'000 Schadenersatz zahlen. Der andere Geschädigte stellt keine Forderungen. Er will lieber nicht mehr an die Sache erinnert werden.
Am Nachmittag beginnen die zehn Anwälte der Beschuldigten mit ihren Plädoyers. Weil es am Dienstag zeitlich nicht für alle reicht, wird der Prozess am Mittwoch fortgesetzt.
Turin, 18.04.2025: Unwetter in Italien: Im Norden des Landes sind mindestens drei Menschen ums Leben gekommen. In der Nähe von Valdagno, auf halber Strecke zwischen Venedig und dem Gardasee, wurden laut Behördenangaben, ein Vater und sein erwachsener Sohn in ihrem Auto von den Wassermassen mitgerissen.
Am Donnerstag war bereits ein 92 Jahre alter Mann in seinem Haus nahe Turin ertrunken aufgefunden worden.
Am Freitag entspannt sich die Lage etwas. Allerdings sind immer noch viele Flüsse über die Ufer getreten, viele Strassen überschwemmt.
Mehrere Dutzend Menschen müssen von den Rettungskräften in Sicherheit gebracht werden. Auch die Stromversorgung ist vielerorts noch unterbrochen.
19.04.2025
Zehn Minuten Ausnahmezustand: Bezos schiesst Katy Perry ins All
Zuerst ein Ständchen aus dem all und dann ein Kuss für den amerikanischen Boden: Popstar Katy Perry und Lauren Sánchez, die Partnerin von Milliardär Jeff Bezos, haben einen Kurztrip ins All gemacht – mit einer Rakete des Amazon-Gründers.
16.04.2025
Bald auf dem Thron: Dänemarks neues Königspaar Frederik und Mary
König Frederik X. und Königin Mary – schon bald soll wieder ein Königspaar auf dem Thron in Dänemark sitzen.
03.01.2024
Unwetter in Italien: Mindestens drei Tote
Zehn Minuten Ausnahmezustand: Bezos schiesst Katy Perry ins All
Bald auf dem Thron: Dänemarks neues Königspaar Frederik und Mary