Digital Learning statt Präsenzunterricht Australische Uni schafft Vorlesungen ab

Jan-Niklas Jäger

13.9.2024

Ab 2026 soll es an der University of Adelaide keine traditionellen Vorlesungen mehr geben.
Ab 2026 soll es an der University of Adelaide keine traditionellen Vorlesungen mehr geben.
Bild: IMAGO/Xinhua

«Digitale Lernaktivitäten» statt dem Besuch von Vorlesungen: In Australien hat die erste grosse Universität eine Abkehr vom traditionellen Campusleben verkündet. Mitarbeiter*innen reagieren mit Entsetzen.

Jan-Niklas Jäger

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • 2026 wird in Australien eine neue, aus zwei grossen Unis entstandene Universität eröffnet.
  • Dort soll es keinen Präsenzunterricht mehr geben: Vorlesungen werden mit Digital Learning ersetzt.
  • Die südaustralische Gewerkschaft der Beschäftigten im akademischen Betrieb zeigt sich von den Plänen entsetzt: Sie würden den «Tod der Campuskultur» bedeuten.

In Australien werden derzeit zwei der grössten Universitäten zusammengeführt: Aus der University of Adelaide und der University of South Australia wird die Adelaide University. 2026 soll der Prozess abgeschlossen sein und die neue Uni offiziell ihre Pforten eröffnen.

Es ist jedoch fraglich, wie viele Menschen überhaupt durch jene Pforten schreiten werden. Denn die Administration der Universität hat sich zu einem drastischen Schritt in Richtung digitales Lernen entschieden: Traditionelle Lesungen sollen auf dem Campus keine mehr stattfinden.

Ersetzt werden sollen sie, so berichtet der «Guardian», von «reichhaltigen digitalen Lernaktivitäten», deren «Lehrumfang äquivalent mit dem von traditionellen Lesungen» sein soll.

Gewerkschaft warnt vor «Tod der Campuskultur»

Dabei würden die Studierenden selbständig arbeiten. Für das Programm würden «hochqualitative digitale Ressourcen verwendet, auf die Studierende jederzeit und überall zugreifen können». Begründet wird der Schritt damit, dass «die meisten Studierenden» ohnehin keine Lesungen mehr persönlich besuchen würden.

Dr. Andrew Miller, ein Vertreter der südaustralischen Gewerkschaft für Angestellte des Hochschulwesens beschrieb die Reaktion des betroffenen Lehrpersonals als «extrem wütend». Die Gewerkschaft forderte eine sofortige Umkehr der Entscheidung, die, so Gewerkschaftspräsidentin Dr. Alison Barnes, «den Tod der Campuskultur» bedeute.

«So viele Studierende haben sich vor oder nach den Lesungen mit Fragen an mich gewandt», so Barnes. «Was ist denn eine ‹reichhaltige digitale Lernaktivität›? Die Entfernung des Menschlichen aus dem Unterricht?» Die Abschaffung traditioneller Lesungen bedeute eine «Aushöhlung akademischer Integrität».