SUV rast in Menschenmenge Der Fahrer befand sich womöglich auf der Flucht

SDA

22.11.2021 - 11:32

Ein Geländewagen rast in einen vorweihnachtlichen Umzug in der US-Kleinstadt Waukesha. Unter den Opfern befinden sich viele Kinder. Die Hintergründe sind noch unklar, doch womöglich war der Lenker bereits auf der Flucht. 

Keystone-SDA

Es sollte ein fröhlicher Nachmittag mit vorweihnachtlicher Stimmung werden und endete in einem Alptraum. In den USA ist am Sonntag ein Auto in eine Strassenparade gerast und hat mindestens fünf Menschen in den Tod gerissen. Mehr als 40 Personen wurden verletzt, als ein roter Geländewagen in die Menschenmenge in der US-Kleinstadt Waukesha im Bundesstaat Wisconsin steuerte, wie die Polizei in der Nacht zum Montag (Ortszeit) mitteilte.

Auch zahlreiche Kinder kamen nach Behördenangaben zu Schaden. Angaben zum Alter der Toten machte die Polizei noch nicht. Die Hintergründe der Tat waren zunächst unklar. Laut Medienberichten, die sich auf Ermittlerkreise stützen, befand sich der Fahrer aber womöglich auf der Flucht vor der Polizei.

Waukesha Police Department auf Facebook

Für die Waukesha Christmas Parade hatten Menschen im Zentrum der Stadt am Sonntagnachmittag beide Seiten der Strasse gesäumt. Die Veranstaltung im Vorort der Grossstadt Milwaukee lockt jedes Jahr Tanzgruppen, High-School-Bands, Politiker und zahlreiche Zuschauer an. Im vergangenen Jahr war sie pandemiebedingt ausgefallen.

Geländewagen durchbrach plötzlich die Absperrungen

Auch viele Familien mit Kindern besuchten die Parade am Sonntag und bestaunten Weihnachtsfiguren, Tänzer und Musiker, als plötzlich ein roter Geländewagen Absperrungen durchbrach und in hohem Tempo über die Hauptstrasse mit der Parade jagte.

Absperrbänder der Polizei in Waukesha. 
Absperrbänder der Polizei in Waukesha. 
Bild: Keystone

Augenzeugin Angela O'Boyle, die die Parade vom Balkon ihrer Wohnung im fünften Stock aus beobachtete, sagte dem Sender CNN: «Das Nächste, was ich hörte, waren Schreie, und als ich mich umdrehte, sah ich, wie das Auto kam und in die Musikkapelle pflügte, die zu diesem Zeitpunkt gerade an meinem Balkon vorbeiging.» Dann habe sie gehört, wie Eltern die Namen ihrer Kinder riefen.

«Mit voller Geschwindigkeit» über die Paradestrecke

«Überall waren Pompons und Schuhe und verschüttete heisse Schokolade», berichtete Corey Montiho der Zeitung «Milwaukee Journal Sentinel». «Meine Frau und meine Tochter sind fast getroffen worden.» Angelito Tenorio, der zeitweise auch selbst an der Parade teilgenommen hatte, sagte dem Blatt, das Auto sei «mit voller Geschwindigkeit» über die Paradestrecke gerast. «Und dann hörten wir einen lauten Knall und ohrenbetäubende Schreie von Menschen, die von dem Fahrzeug getroffen wurden», sagte Tenorio. «Und dann sahen wir, wie die Leute wegliefen oder weinend stehen blieben, und da waren Leute auf dem Boden, die aussahen, als wären sie von dem Fahrzeug getroffen worden.»

Die Feuerwehr teilte mit, Einsatzfahrzeuge hätten zwölf Kinder und elf Erwachsene in Spitäler gebracht. Laut Polizei fuhren einige Menschen mit Verletzungen auch selbst in Kliniken oder wurden privat dorthin gebracht.

Das Erzbistum Milwaukee teilte mit, unter den Verletzten seien Schüler der katholischen Schule in Waukesha und ein Priester. Eine Senioren-Tanzgruppe aus Milwaukee, die «Milwaukee Dancing Grannies» (auf Deutsch etwa: die tanzenden Omas von Milwaukee), schrieb auf ihrer Facebook-Seite, mehrere ihrer Mitglieder seien bei dieser «schrecklichen Tragödie» ums Leben gekommen.

Chaotische und verstörende Szenen

Auf zahlreichen, zunächst nicht zu verifizierenden Videoclips, die sich in sozialen Medien verbreiteten, waren chaotische und verstörende Szenen zu sehen: Aus diversen Perspektiven wurde in verschiedenen Momentaufnahmen ein Geländewagen gefilmt, der erst an Teilnehmern der Parade vorbeirast, an anderer Stelle diverse Menschen in dem Strassenzug rammt und überfährt und schliesslich Strassenabsperrungen durchbricht und davonjagt. Auf den Videoaufnahmen sind schreiende und rennende Menschen zu sehen. In einer Szene rast der Wagen nur knapp an einem auf der Strasse tanzenden Kind vorbei.

Eine verdächtige Person sei in Gewahrsam, teilte die Polizei mit. Auch das mutmassliche Tatfahrzeug sei gefunden worden. Augenzeugen beschrieben einen männlichen Fahrer, die Polizei bestätigte dies zunächst nicht.

Zunächst raste das Auto noch an Personen vorbei

Fuhr die Person, die hinter dem Steuer sass, absichtlich in die Menschenmenge? Könnte die Tat einen terroristischen Hintergrund geben? All diese Fragen sind bislang unbeantwortet. Mehrere US-Medien, darunter die Sender CBS und CNN, berichteten am Montag unter Berufung auf Ermittlerkreise, es gebe Hinweise, dass die Person am Steuer auf der Flucht gewesen sei. Dazu würden Videoaufnahmen im Netz passen, die zeigen, wie der Wagen zunächst seitlich an den Menschen auf der Paradestrecke vorbeiraste und erst später in die Menge steuerte, als die Teilnehmer der Parade auf der gesamten Breite der Strasse versammelt waren. Die Ermittlungen laufen aber noch.

Der Gouverneur von Wisconsin, Tony Evers, äusserte sich einem Tweet bestürzt und sprach von einer «sinnlosen Tat». Die Sprecherin des Weissen Hauses, Jen Psaki, schrieb auf Twitter, US-Präsident Joe Biden sei über die Lage unterrichtet worden. Das Weisse Haus beobachte die Situation in Waukesha und habe Unterstützung angeboten.