Neurologie Babys lernen durch «Trockenübungen» im Hirn

SDA

25.6.2020 - 12:56

Schon bevor Babys motorisch zu einer Handlung in der Lage sind, können sie beim Beobachten durch Spiegeln im Hirn bereits durchführen. Explizite Instruktionen benötigen sie nicht. (Symbolbild)
Schon bevor Babys motorisch zu einer Handlung in der Lage sind, können sie beim Beobachten durch Spiegeln im Hirn bereits durchführen. Explizite Instruktionen benötigen sie nicht. (Symbolbild)
Source: Keystone/AP/MATTHIAS RIETSCHEL

Beobachten Babys den Umgang mit Gegenständen durch andere Personen, ist auch ihr eigenes motorisches System im Gehirn aktiv. Sie lernen die Handlung, selbst wenn sie noch nicht in der Lage sind, die Bewegung selber auszuführen.

Im Rahmen einer Studie zeigten Forscher, dass das sogenannte Spiegelneuronensystem beim sozialen Lernen von Bewegungen schon eingebunden ist, wenn das Kind diese Handlungen noch gar nicht selbst ausführen kann, berichtet das Team im Fachblatt «NeuroImage».

Dass schon Babys ihr für das Ausführen von Bewegungen zuständige Netzwerk an Nervenzellen nutzen, wenn sie andere Menschen bei für sie neuen Handlungen beobachten, wurde bereits vielfach vermutet. Als Grundlage für diese Spielart des sozialen Lernens wurden bereits vor einigen Jahren sogenannte Spiegelneurone identifiziert, die beim Beobachten einer Tätigkeit diese quasi im Trockentraining im Gehirn nachahmen, ohne dass sich dies zwingend in Bewegungen ausdrückt.

Erklärungen nicht nötig

Das internationale Forschungsteam ging im Rahmen seiner Untersuchung der Frage nach, inwiefern das Spiegelneuronensystem beim Erlernen von neuen Handlungen schon bei Babys beteiligt ist. Dazu führten die Wissenschaftler in der Gegenwart von 10 Monate alten Babys und 20 Monate alten Kleinkindern für die Kleinen neue Bewegungen, wie etwa das Bewegen einer Massagerolle über die Hand aus.

Auch bei den ganz kleinen Beobachtern zeigte sich im EEG sehr ähnliche Aktivität im fraglichen Gehirnbereich. Das deuten die Wissenschaftler als Hinweis dafür, dass dort schon eifrig Verhalten gespiegelt, verarbeitet und somit sozial gelernt wird, bevor das Kind die Voraussetzungen hat, sie auch wirklich auszuführen.

Ob die Kinder beim Beobachten direkt angesprochen wurden, hatte zur Überraschung der Psychologen keinen Einfluss auf das Verhalten oder die beobachtete Gehirnaktivität im Motorkortex. Das zeige, wie eingehend Kinder mitunter Handlungen auch dann beobachten und spiegeln, wenn niemand versucht, ihnen das Verhalten wortreich beizubringen.

*Fachartikellink https://doi.org/10.1016/j.neuroimage.2020.116958

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