28 Tote in einem Jahr Bandenkrieg in Marseille fordert weitere Opfer

dpa

3.10.2022 - 13:00

Polizisten in Marseille. (Archiv)
Polizisten in Marseille. (Archiv)
KEYSTONE

Drogenbanden im südfranzösischen Marseille rechnen bei Verteilkämpfen regelmässig mit Kalaschnikow-Attacken ab. Gleich drei Tote gab es am Wochenende.

Bei zwei Angriffen mit Sturmgewehren sind im südfranzösischen Marseille am Wochenende drei Männer erschossen und zwei weitere verletzt worden. Bei den Taten, bei denen es sich mutmasslich um Abrechnungen im Drogenmilieu handelt, schossen die Täter vermutlich mit einer Kalaschnikow auf ihre Opfer, berichtete die Zeitung «La Provence».

Die zweite Attacke war möglicherweise eine Vergeltung für die erste Bluttat. Mit den drei Toten steigt die Zahl der Todesopfer im Raum Marseille bei Bandenkriegen in diesem Jahr auf 28.

Zunächst erschossen am Samstagabend zwei Männer von einem Motorroller aus einen 21-Jährigen. Zwei weitere Männer wurden verletzt, wie die Zeitung berichtete. Das Opfer, das noch versuchte, sich in eine Bar zu retten, wurde von zwei Schüssen in den Hals getroffen. Am Tatort fanden die Fahnder 36 Patronenhülsen.

Hintergründe noch unklar

Die Hintergründe sind noch unklar, der 21-Jährige war polizeibekannt. Am Sonntagabend wurde aus einem Auto heraus auf zwei Männer auf dem Bürgersteig gefeuert, sie starben im Krankenhaus an ihren Verletzungen. Das Auto der mutmasslichen Schützen wurde später ausgebrannt in der Nähe gefunden.

Letztes Jahr kamen bei 35 Auseinandersetzungen im Drogenmilieu in Marseille 30 Menschen ums Leben. Wie die Zeitung «Le Monde» unter Verweis auf die Staatsanwaltschaft berichtete, werden die Opfer immer jünger. 2021 lag deren Alter im Schnitt bei 26, in diesem Jahr bei 25 Jahren.

10'000 Euro für einen Auftragsmord

Bei Kämpfen um Drogenverkaufspunkte an den Hochhaussiedlungen am Stadtrand sind Schützen schon ab 10'000 Euro bereit, ein Mitglied der Gegenseite auszuschalten, berichtete «Le Monde». Zwei Ganoven von ausserhalb, die im Geschäft in Marseille mitmischen wollten, wurden vor drei Wochen in ihrem kugeldurchsiebten Wagen auf der Stadtautobahn gefunden, ein dritter konnte angeschossen flüchten.

Mit einem massiven Polizeivorgehen versuchten die Behörden kürzlich, den Drogenhandel in Frankreichs zweitgrösster Stadt effektiver zu bekämpfen. Mit elf zusätzlichen mobilen Einheiten will das Innenministerium auch in anderen Metropolen schon bald mit mehr Nachdruck gegen Drogenhandel und andere Kriminalität vorgehen.