Eine "femme maison" von Louise Bourgeois in der Galerie der frühen Moderne.
Das "Twosome"-Monster von Louise Bourgeois im Durchgang vom Alt- zum Neubau des Kunstmuseums Basel.
Begegnung zweier Grandes Dames der US-Kunst im Kunstmuseum Basel - Gallery
Eine "femme maison" von Louise Bourgeois in der Galerie der frühen Moderne.
Das "Twosome"-Monster von Louise Bourgeois im Durchgang vom Alt- zum Neubau des Kunstmuseums Basel.
Jenny Holzer hat im Kunstmuseum Basel eine Ausstellung mit Werken ihrer 2010 verstorbenen Kollegin Louise Bourgeois kuratiert. Das Resultat dieses Star-Meetings ist die Annäherung an ein Werk, das keine inhaltlichen und stilistischen Grenzen zu kennen scheint.
Beim Gang durch die Ausstellungsräume wähnt man sich zuweilen in einer Ausstellung mit Werken von Jenny Holzer. Die amerikanische Konzeptkünstlerin ist mit ihren subversiven und provokanten Textwerke berühmt geworden. Die Text-Bilder und -Zeichnungen stammen aber nicht von ihr, sondern von Louise Bourgeois (1911-2010). Aber ausgewählt und platziert worden sind sie von Holzer, die damit ihre Wahlverwandtschaft zum Ausdruck bringt.
Es sind Textbilder der unterschiedlichsten Form und Art sowie mit den verschiedensten Inhalten versehen: Es sind auf Stoffbilder gestickte Textpassagen, die von einer grossen, intimen Verletzlichkeit zeugen, in Metallplatten eingeritzte absurde Sprüche oder mit Bleistift auf Aquarellbilden hingekritzelte subversive sowie politische Botschaften.
Das ist aber nur ein kleiner Zeil des schier grenzenlosen Universums von Bourgeois' Schaffen: Darunter finden sich seltsam amorphe und zugleich doch figurative Marmorskulpturen (zum Beispiel die wörtlich genommenen Haus-Frauen beziehungsweise «Femmes maisons"), hängende Körper aus Stoff, Fledermäuse aus Metall, Köpfe aus Stoff, Kissenstapel mit alten Gobelin-Motiven, Zeichnungen, Bilder, eine unheimliche Höhle und viel mehr. Nur eine Spinne, die zum populären Markenzeichen von Bourgeois' Schaffen wurde, ist nicht dabei.
Intuitive persönliche Beziehung
Das Kunstmuseum Basel hat Holzer bei der Zusammenstellung der Ausstellung mit Werken ihrer nicht minder berühmten Freundin Louise Bourgeois freie Hand gelassen. «Ich glaube nicht, dass eine andere Institution diese Toleranz aufgebracht hätte», sagte sie am Donnerstag am Mediengespräch.
Das aussergewöhnliche Projekt «Louise Bourgeois x Jenny Holzer – The Violence of Handwriting Across a Page» hat eine längere Vorgeschichte. Kunstmuseumsdirektor Josef Helfenstein hatte es zusammen mit der Künstlerin bereits an seinem früheren Arbeitsort, der Menil Collection and Foundation in Houston, angedacht. Dort kam es nicht zustande, also kam nun Basel zum Zug.
Es ist eine Ausstellung, die sich nicht über einen akademischen Weg erschliessen lässt. Es ist vielmehr eine sehr persönlich gefärbte sinnliche Zusammenstellung von unterschiedlichsten Kunstwerken, die überdies nicht angeschrieben sind, und an die man sich entsprechend auf sinnlichem Weg annähern muss. Ausgewählt habe sie Werke, die sie besonders mochte, solche, die noch nicht so oft zu sehen waren und natürlich Schriftbilder, sagte Holzer.
Und an einem besonderen Ort, ist ein besonders grosses Werk zu erleben, das für einmal seinen Namen tragen darf: Es ist dies die selten gezeigte kolbenartige Monstermaschine, oder mit Holzers Worten das «terrifying dirty peace» «Twosome». Sie beherrscht mit ihrer unheimlichen Erscheinung den unterirdischen Durchgang von Neu- zum Altbau des Museums.
Auch im Altbau, genauer in den Galerien der Alten Meister und der frühen Moderne, hat Holzer auf subversiv-witzige Art Bourgeois-Werke platziert. So zum Beispiel das Faksimile einer Penis-Zeichnung (das Original ist im Neubau zu sehen) neben Tobias Stimmers im 16. Jahrhundert entstandenen Bildnis eines Zürcher Bannerträgers in einem damals offenbar verbreiteten sehr penisbetonenden Beinkleid.
Projektionen im Aussenraum
Wie es sich für einen Auftritt von Jenny Holzer gehört, sprengt die Ausstellung die Mauern des Museums. So werden an verschiedenen Hausfassaden (unter anderem am Rathaus oder an der Alten Universität am Rhein) Projektionen von Schriften zu sehen sein. Bespielt wird natürlich auch der Schriftfries am Kunstmuseums-Neubau. Dazu gibt es eine Augmented-Reality-App für das Smartphone, die es erlaubt, Worte von Bourgeois überall hin platzieren zu können.
Die Ausstellung «Louise Bourgeois x Jenny Holzer – The Violence of Handwriting Across a Page» dauert bis 15. Mai.