43-Jährige aufgeflogen Betrügerin mogelt sich ins offizielle Arzt-Register

phi

10.11.2023

Spital in Waldshut-Tiengen: Nachdem eine Betrügerin an der deutschen Klinik aufgeflogen ist, versuchte sie ihr Glück in der Schweiz.
Spital in Waldshut-Tiengen: Nachdem eine Betrügerin an der deutschen Klinik aufgeflogen ist, versuchte sie ihr Glück in der Schweiz.
Bild: Commons/GerhardSchuhmacher

Eine 43-jährige Frau, die nie Medizin studiert hat, wurde ins offizielle Register für Medizinalberufe eingetragen. Der Betrug flog kurz danach auf, bevor Menschen zu Schaden gekommen sind.

phi

10.11.2023

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Eine 43-Jährige ist im offiziellen Register für Medizinalberufe eingetragen worden, obwohl sie nie Medizin studiert hat.
  • Die in Litauen geborene Frau hat sich zunächst in Zürich eine gefälschte italienische Studienbescheinigung beglaubigen lassen.
  • Das Papier hat die Frau beim BAG eingereicht, wo die zuständige Kommission sie ins Register eintrug.
  • Durch eine Bewerbung mit weiteren gefälschten BAG-Dokumenten flog die Hochstaplerin auf.
  • Sie wurde nun mit einer Busse belegt und ins Strafregister eingetragen.
  • Im Frühjahr 2022 hat die Frau das Ganze schon bei einem Spital in Baden-Württemberg versucht.

Am 20. Februar 2023 erhält das Bundesamt für Gesundheit einen Brief von «einer Person». Sie will Unterlagen von einer Bewerberin überprüfen lassen, die in Italien Medizin studiert haben will. Es gibt zwar eine Anerkennung ihres Diploms, doch die Ärztin, die es unterschrieben hat, weiss von nichts. Sie arbeitet in Zürich für das BAG.

Nun wird die Behörde stutzig und überprüft die Unterlagen, berichtet der «Tages-Anzeiger». Tatsächlich steht die 43-Jährige seit gut einem Monat im offiziellen Register für Medizinalberufe. Am 17. Januar 2023 wird sie dort als staatlich anerkannte Ärztin aufgeführt. Der Eintrag erfolgt nach der Anerkennung ihres Studiums durch Behörden in Zürich und Bern.

Die Frau, die 1980 in Litauen geboren worden ist, wendet sich in der Sache zunächst an das Stadtammannamt Zürich 2: Am 13. Oktober 2022 legt sie dort eine Urkunde vor, die 2018 vom Gesundheitsministerium in Rom ausgestellt worden sein soll. Sie bescheinigt der Frau vermeintlich, in Salerno bis 2016 Medizin studiert zu haben.

Was die Sachbearbeiterin in Zürich nicht weiss: Das Dokument hat die angebliche Ärztin auf ihrem Computer erstellt. Das Papier wird beglaubigt: «Diese Kopie stimmt mit dem uns vorgelegten und heute als Original vorgelegten Schriftstück überein», zitiert der «Tages-Anzeigen» aus den Unterlagen.

«Wir können nicht überprüfen, ob das Original echt ist»

Nur einen Tag später stellt die Frau beim BAG ein Gesuch zur Aufnahme ins offizielle Register für Medizinalberufe, den die zuständige Kommission im Januar absegnet. Erst die Rückfrage einen Monat später, bei der gefälschte BAG-Dokumente beigelegt werden, lässt den Betrug auffliegen.

Wie kann es sein, dass die Frau ihrem Ziel so nahe kam? Marion Sigg, die Leiterin des Stadtammannamts Zürich 2, erfährt erst auf Nachfrage des «Tages-Anzeiger» von dem Fall. «Wir können nicht überprüfen, ob das Original echt ist oder eine Fälschung, wenn diese nicht offensichtlich ist», erklärt sie der Zeitung. Hätten sie Unregelmässigkeiten erkannt, wäre das Dokument nicht beglaubigt worden.

Das BAG lässt lediglich mitteilen, dass die Echtheit von Unterlagen geprüft würde, wenn es Zweifel gebe. Anscheinend sind im vorliegenden Fall keine aufgekommen. Im März 2023 erstattet das BAG eine Anzeige, die nun in einem Strafbefehl mündete: «Die Beschuldigte hat nie Humanmedizin studiert», hält dieser fest.

Zuvor in Deutschland Arzt-Job erschlichen

Wegen mehrfacher Urkundenfälschung und Erschleichung einer falschen Beurkundung muss die 43-Jährige nun 2000 Franken Geldstrafe und 1200 Franken für den rechtskräftigen Strafbefehl zahlen. Sollte sie sich innert der kommenden zwei Jahre etwas zuschulden kommen lassen, werden 120 Tagessätze à 80 Franken, also 9600 Franken fällig.

Tatsächlich hat die Frau die Masche zuvor bereits woanders ausprobiert: Für zwei Monate – zwischen Februar und April 2022 – hat die Frau als Assistenzärztin in der Anästhesie im Klinikum Hochrhein im deutschen Waldshut gearbeitet. Auch diesen Job hatte sie mit gefälschten Papieren erschlichen, berichtet der «Südkurier».

Bei der Einarbeitung fiel jedoch auf, dass sie nicht vom Fach ist. Die folgende Überprüfung ihrer Papiere brachte den Schwindel ans Licht. Mit Patienten hatte die Betrügerin dabei nicht zu tun. Das Klinikum hat Anzeige erstattet, die Staatsanwaltschaft Waldshut-Tiengen ermittelt.