BankenCS stärkt Vermögensverwaltung und Risikomanagement
ys
4.11.2021 - 07:35
Die Credit Suisse baut ihre Organisation um und legt dabei nach der jüngsten Serie an Skandalen den Fokus auf das Risikomanagement. Die bisher auf drei Divisionen verteilte Vermögensverwaltung wird in einer Geschäftseinheit zusammengefasst.
ys
04.11.2021, 07:35
04.11.2021, 09:06
SDA
Wer diese künftig leiten wird, hat die Grossbank noch nicht bekanntgegeben. Gleichzeitig soll sich die Investment Bank auf Bereiche mit weniger Risiken konzentrieren.
Die Credit Suisse will ihr Geschäftsmodell vereinfachen und in nachhaltiges Wachstum investieren, wobei das Risikomanagement im Mittelpunkt stehen soll, wie die Bank am Donnerstag in einer Mitteilung schrieb. Mit den Massnahmen will der seit April amtierende Verwaltungsratspräsident António Horta-Osório die CS nach dem milliardenteuren Zusammenbruch des US-Hedgefonds Archegos und dem Debakel um die Greensill-Anlagefonds aus der Krise führen.
Dabei spielt die Unternehmenskultur eine grosse Rolle: Rechenschaftspflicht und Verantwortung sollen im Fokus stehen, hiess es. Und: Die Bank wolle ihr Risikomanagement in den Mittelpunkt all ihrer Handlungen stellen sowie in Daten-, Infrastruktur- und Berichterstattungskapazitäten sowie in Compliance investieren. Das Risikomanagement sei «stets von grösster Wichtigkeit», liess sich Horta-Osório in der Mitteilung zitieren.
Management in der Verantwortung
Auch der neue Gruppenaufbau hat damit zu tun. Mit einer globalen und einer regionalen Struktur werde die divisionsübergreifende Aufsicht des Managements gestärkt. Dieses soll künftig «über alle vier Divisionen hinweg klare Entscheidungen» treffen. Wie die neue Führung aussehen wird, will die Bank jedoch erst zu einem späteren Zeitpunkt bekanntgeben.
Mit dem Umbau soll die Bank effizienter werden mit geringeren Schwankungen bei den Erträgen und einer stärkeren Orientierung an den Märkten, wie es hiess. Das Geschäftsmodell soll mit einer Matrixorganisation vereinfacht werden: Konkret wird die Gruppe ab Januar 2022 neu in die vier Divisionen Wealth Management, Investment Bank, Swiss Bank und Asset Management und in die vier Regionen Switzerland, Europe, Middle East and Africa (EMEA), Asia-Pacific (APAC) und Americas gegliedert. Zusammen mit weiteren Massnahmen wird der Umbau gleichzeitig «strukturell» Kosten einsparen.
Die eingesparten Mittel sollen in Technologie und in Wachstum investiert werden. Bis 2024 sind Investitionen im Umfang von 1 bis 1,5 Milliarden Franken vorgesehen. Um das Wachstum anzukurbeln, soll zudem das Kerngeschäft gestärkt und zusätzliches Kapital in Höhe von rund 3 Milliarden zur Wealth-Management-Division verlagert werden. Das entspreche einer Erhöhung von 25 Prozent, hiess es.
Vermögensverwaltung überall im Fokus
Ausserdem sollen bis 2024 in der Vermögensverwaltung rund 500 zusätzliche Kundenberater eingestellt werden. Bis 2024 soll so das Kundengeschäftsvolumen auf etwa 1,6 Billionen ansteigen und die verwalteten Vermögen auf rund 1,1 Billionen (+200 Mrd Fr.). Zudem werden höhere wiederkehrende Erträge von mehr als 1 Milliarden Franken angepeilt.
Gleichzeitig kommt der Investmentbank weniger Gewicht zuteil. Das zugewiesene Kapital soll von 2021 bis 2022 um über 3 Milliarden US-Dollar oder rund 25 Prozent sinken – hauptsächlich als Folge des Ausstiegs aus den Prime Services sowie der Verringerung der Kredite an Firmenkunden. Investiert werden soll nur in Geschäftsbereiche, wo die CS Wettbewerbsvorteile hat, und in solche, die beratungsorientiert, weniger kapitalintensiv und/oder mit dem Wealth Management vernetzt sind.
Das Asset Management, bei dem jüngst wiederholt über einen möglichen Verkauf spekuliert worden war, verbleibt derweil bei der Bank. Aber auch hier will man sich fokussieren auf den Vertrieb in ausgewählten europäischen und asiatischen Märkten. Ausserdem soll der Bereich stärker mit dem Wealth Management vernetzt werden. «Nicht-Kernanlagen» und «nicht-wesentliche Partnerschaften» werden beendet. Die Division war im April nach dem Debakel mit den Greensill-Fonds aus der damaligen Division «International Wealth Management» ausgegliedert worden.
Finanzziele bis 2024
Auf Gruppenebene setzt sich die Credit Suisse zum Ziel, bis 2024 eine Rendite auf dem materiellen Eigenkapital von mehr als 10 Prozent zu erreichen und ein bereinigte Aufwand/Ertrags-Verhältnis von rund 70 Prozent. Mit Blick auf die Kapitalisierung soll die Quote des harten Kernkapitals (CET1) mehr als 14 Prozent und die Leverage Ratio des harten Kernkapitals (CET1) rund 4,5 Prozent betragen. 2022 sollen zudem rund 25 Prozent des Reingewinns an die Aktionäre ausgeschüttet werden.
Die Reorganisation wird der Credit Suisse auch wehtun: Zwischen dem vierten Quartal 2021 und 2022 rechnet die Bank mit einem um rund 400 Millionen Franken höheren Aufwand für Restrukturierungskosten. Es können ausserdem Wertberichtigungen entstehen für Geschäftsbereiche, aus denen die CS aussteigen will, wie es hiess.
«Dank dieser strategischen Überprüfung haben wir eine klare und überzeugende Stossrichtung festgelegt, die auf bestehenden Stärken aufbaut und das Wachstum in wesentlichen strategischen Geschäftsbereichen beschleunigt», liess sich CEO Thomas Gottstein zitieren.
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