Eiseskälte im April Der Frost bringt die Obstbauern ins Schwitzen

uri, mit Material von SDA

9.4.2021

Die Kaltfront über der Schweiz sorgt für Minusrekorde im April – und für heisse Köpfe bei den Obstbauern. Sie versuchen mit verschiedenen Mitteln, ihre Bäume vor dem Frost zu schützen. 

Das Flachland hat vielerorts bereits die vierte Frostnacht in Folge hinter sich. Die aktuelle Kältewelle stellt vor allem Winzer und Obstbauern vor grosse Probleme. Die Situation sei angespannt, erklärt Beatrice Rüttimann, Mediensprecherin des Schweizer Obstverbandes Swissfruit.

Die Produzenten würden derzeit alles unternehmen, um die Frostschäden möglichst klein zu halten, sagte sie der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Frostkerzen kämen zum Einsatz, zudem würden viele Produzenten die Foliendächer über ihren Kulturen schliessen. Das sei allerdings aufgrund von Schnee und Wind heikel. 

Zwetschgen, Kirschen und Aprikosen besonders gefährdet

Bereits in vier der letzten fünf Jahre habe es im April Frost gegeben, sagt Rüttimann, wobei die Lage im Vorjahr noch kritischer gewesen sei. Damals sei die Vegetation nämlich noch weiter fortgeschritten gewesen.

Momentan seien Steinfrüchte wie Zwetschgen, Kirschen und Aprikosen am weitesten gediehen und entsprechend anfällig für die Kälte. Bei Temperaturen unter minus 7 Grad könnten allerdings auch Apfelkulturen leiden, wenn sie noch nicht blühten, sagt die Verbandssprecherin.

Brennende Frostkerzen werden im Mai 2019 auf einer Kirschenplantage in Opfershofen gegen die grosse Kälte eingesetzt. (Archiv)
Brennende Frostkerzen werden im Mai 2019 auf einer Kirschenplantage in Opfershofen gegen die grosse Kälte eingesetzt. (Archiv)
Bild: Keystone

Laut Meteonews bekamen die Obstbauern in den letzten Jahren immer häufiger Probleme mit spätem Frost. Es sei häufig bereits früh im Jahr sehr mild bis warm geworden, sodass die «Vegetationsentwicklung durchschnittlich immer weiter fortgeschritten» sei und die «Fröste im April grössere Schäden verursachen» könnten. Es handle sich dabei wohl auch um eine Folge des Klimawandels. Die Probleme würden sich «in Zukunft wohl noch weiter häufen».

Nächste Woche kommt die nächste Kaltfront

Um blühende Obstbäume vor Frost zu schützen, könnten kleinere Exemplare mit einer Decke oder einem Vlies bedeckt werden, empfiehlt der Wetterdienst. Bei Niederstammkulturen sei es zudem möglich, Blachen über die Anlagen zu ziehen. Diese Schutzmassnahme kommen allerdings bei grösseren Bäumen, starken Winden und Schneefall kaum infrage.

Helfen könne auch eine Kronenberegnung mittels Sprinkleranlagen. Hierdurch werde Wärme freigesetzt und die Blüten würden «durch einen entstehenden Eispanzer geschützt». Die optisch effektvollste Massnahme ist hingegen sicherlich der Einsatz von Feuern und Frostkerzen. In der Nähe der Pflanzen aufgestellt, können sie ein Absinken der Temperaturen in den Minusbereich verhindern. Allerdings funktioniert auch diese Methode nur, wenn es kaum windet. Andernfalls werde die Wärme zu rasch abgeführt, so Meteonews.

Wenigstens am Wochenende können die Obstbauern laut der Wetterprognose durchatmen, dann sollen auch die Nächte frostfrei werden. Tagsüber soll es mit über 15 Grad sogar «frühlingshaft mild» werden. Warm anziehen müssen sich die Obstbauern allerdings schon wieder zu Beginn der neuen Woche – dann wird die nächste Kaltfront erwartet.

Frostkerzen erleuchten am 28. April 2016 einen Rebberg in Fläsch. (Archiv)
Frostkerzen erleuchten am 28. April 2016 einen Rebberg in Fläsch. (Archiv)
Bild: Keystone