Schock-Videos im InternetDie Lust am Tod – warum wir Menschen beim Sterben zusehen
tsch
17.10.2018
Völlig ungefiltert: Auf der Reddit-Seite «Watch People Die» teilen 425'000 Abonnenten Clips von schrecklichen und tragischen Todesfällen. Seit wann beobachten so viele von uns den Tod?
Einen schrecklichen Unfall ansehen? Das mag eigentlich niemand. Aber nicht hingucken – das kann auch keiner. Die Lust am Morbiden gehört zum Wesen des Menschen. In Zeiten von Smartphones und Internet, kann man sie auch teilen. Immer mehr Menschen machen das, wie der «Guardian» berichtet.
Die britische Tageszeitung hat sich mit «Watch People Die» beschäftigt, einer Unterkategorie der Social-News-Seite Reddit. Auf Reddit können User alle erdenklichen Inhalte teilen und bewerten: Texte und Links, Fotos und Videos. Bei «Watch People Die» ist der Name Programm, hier kann man Menschen beim Sterben zusehen.
Nicht etwa am Ende eines langen Lebens im heimischen Bett oder im Krankenhaus. Nein, die Menschen werden geköpft, erschossen, verbrannt, ertränkt, gesteinigt, totgeschlagen, überfahren, zerfleischt. Nutzer laden Videos von tödlichen Verkehrsunfällen hoch, teilen Clips von Raubüberfällen, Luftangriffen, Suiziden. Ohne Filter, alles ist zu sehen.
Obsession mit dem Tod – so alt wie die Menschheit selbst
Für die meisten Menschen sind die Filme und GIFs kaum zu ertragen, mehr als 425'000 aktive User machen trotzdem mit und sorgen immer wieder für Nachschub. Die Dunkelziffer, also wie oft die Filme von nicht registrierten Reddit-Nutzern angeschaut werden, ist nicht bekannt.
Woher kommt diese Lust am Morbiden? «Alle Menschen haben sadistische Triebe, masochistische Triebe, voyeuristische Triebe», zitiert der «Guardian» den US-amerikanischen Psychiatrie-Professor Dr. Gail Saltz. Allerdings: Auch wenn die Obsession mit dem Tod schon so existiert, wie die Menschheit selbst, wird sie erst seit ein paar Jahrzehnten voll ausgelebt. Verantwortlich dafür: die Technik.
Vor vierzig Jahren etwa erschien der Film «Gesichter des Todes» («Faces of Death»), eine semi-dokumentarische Ansammlung echter Todesszenen. Der Film wurde ein weltweiter Renner, die Videokassetten gingen viral. Als in den 1990er-Jahren das Internet-Zeitalter begann und Digitalkameras in Mode kamen, dauerte es nicht lange, bis Seiten wie «rotten.com» entstanden: verstörende Sammlungen von morbiden und schockierenden Alltäglichkeiten. Todesfälle, Krankheiten, sexuelle Handlungen – schon damals gab es im Internet alles zu sehen, was in vieler Augen schrecklich anzusehen ist. Fast jeder kannte die Seite, geschadet hat sie den wenigsten.
«Watch People Die» will laut Selbstbeschreibung die «verstörende Realität des Todes beobachten und dokumentieren». Die Community solle die sehr reale Realität des Todes sehen und darüber nachdenken. «Wir versuchen, einen Service zu bieten, indem wir diese Inhalte präsentieren.» Ein «diskussionsfähiges Motiv», wie Dr. Saltz im «Guardian» anmerkt.
«Zeigen, wie der Tod wirklich ist»
Auch Dr. Roxane Cohen Silver, Psychologieprofessorin an der Universität von Kalifornien in Irvine, sieht keine psychologischen Vorteile darin, sich diese Filme immer und immer wieder anzusehen. «Die Neugierde wird wahrscheinlich dadurch befriedigt, dasss man sich solche Clips einmal ansieht. Warum man das öfter tun sollte, ist für mich schwer vorstellbar,» sagte sie dem «Guardian».
Doch was ist nun eigentlich schlimm an «Watch People Die»? Und warum sehen sich User Videos von jungen Frauen an, die bei Versuch ein Nacktselfie aus einem fahrenden Auto zu machen, ihren Kopf verlieren, an? «Ich denke, dass der Tod und das Sterben im Fernsehen romantisiert werden. Es ist wichtig, das die Menschen sehen, wie es wirklich ist, um sich darüber klarzuwerden, was der Tod eigentlich bedeuted», zitiert der «Guardian» einen User-Kommentar. Andere fühlen sich «lebendiger, weil man sieht, wie schnell man eigentlich sterben kann.»
Für Gail Saltz sind die rationalen Erklärung eine Art «Schutzbehauptung. Wir tragen in uns viele dunkle Gedanken, für die wir uns eigentlich schämen.» Aber müssen wir das? Oder sollten wir am Ende des Tages selbst entscheiden, wie viel Lust am Morbiden wir uns zugestehen?
Knapp die Hälfte der Weltbevölkerung ist inzwischen online. Und wenn rund vier Milliarden Menschen im Internet surfen, fallen eine Menge Daten und verblüffende Statistiken an. Das passiert in einer Internet-Minute:
Bild: iStock
Auf Google werden pro Minute 3,5 Millionen Suchanfragen gestartet...
Bild: iStock
In den App-Stores von Google und Apple werden 342'000 Apps heruntergeladen...
Bild: iStock
...und beim Online-Shopping 751'552 Dollar ausgegeben.
Bild: iStock
In einer Minute schauen YouTube-Nutzer 4,1 Millionen Videos an...
Bild: Keystone
Auf der Streaming-Plattform Netflix werden kumulierte 70'017 Stunden Filme und Serien geschaut...
Bild: Keystone
Und beim Musik-Dienst Spotify werden pro Minute zusammengenommen 40'000 Stunden Lieder gehört.
Bild: Keystone
Minütlich werden 16 Millionen Text-Nachrichten über die verschiedenen Dienste wie Messenger, WhatsApp, LINE und Co. verschickt...
Bild: iStock
...und 156 Millionen E-Mails versendet, das meiste davon ist übrigens Spam - also Werbenachrichten.
Bild: iStock
Auf Snapchat werden in der Minute 1,8 Millionen Nachrichten erstellt....
Bild: Keystone
Und immerhin schon 15'000 animierte GIFs werden jede Minute über den Facebook Messenger verschickt .
Bild: Keystone
Bei Facebook loggen sich pro Minute 900'000 Nutzer ein...
Bild: Getty Images
25'000 Tweets werden minütlich erstellt...
Bild: Getty Images
990'000 mal wird auf der Dating-App Tinder mit einem Wisch entschieden, ob man einen potenzieller Partner attraktiv findet oder nicht.
Bild: Getty Images
46'200 Bilder werden pro Minute auf Instagram gepostet...
Bild: Getty Images
Und 120 neue LinkedIn-Profile werden jede Minute erstellt.
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Hinter diesen Anrufen verbergen sich oft Betrugsversuche. Die Maschen sind vielfältig – von der Aufforderung, sensible Daten preiszugeben, bis hin zu Geldforderungen oder dem Versuch, Ihren WhatsApp-Account zu übernehmen.
Betroffene erkennen Ping-Calls an den Ländervorwahlen etwa für Indien (+91), den Iran (+98) oder Mexiko (+52). In keinem Fall sollte man die unbekannten Nummern zurückrufen.
Verbraucherschützerinnen und -schützer raten Betroffenen dazu, Anrufe von Unbekannt einfach in der App zu blockieren. Das klappt in den Whatsapp-Einstellungen. Danach werden nur noch Anrufe von eingespeicherten Kontakten durchgelassen.
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