Ältester Mensch jenseits von Afrika entdeckt? Dieser Fingerknochen versetzt Forscher in Aufregung

fab

14.4.2018

Wissenschaftler haben auf der Arabischen Halbinsel einen sensationellen Fund gemacht: Ein drei Zentimeter langer Fingerknochen könnte helfen, die Menschheitsgeschichte besser zu verstehen.

Der Moderne Mensch erreichte den arabischen Raum womöglich früher als angenommen. Dies lässt ein Fund eines einzelnen Fingerknochen von drei Zentimetern Länge sowie sein Alter vermuten. Der Knochen ist rund 88'000 Jahre alt und stammt aus der Nefud-Wüste in Saudi-Arabien.

Damit entpuppt sich das Fossil als ältester Überrest eines Vertreters unserer Art, der ausserhalb Afrikas und des östlichen Mittelmeerraums je gefunden wurde, schreibt ein Forscherteam der Universität Oxford und des Max Planck Instituts für Menschheitsgeschichte im Fachjournal «Nature Exology and Evolution». Und ein weiterer Hinweis darauf, dass der Mensch Afrika früher verlassen hatte, als bisher angenommen.

Was bisher als sicher gilt: Der Homo sapiens hat sich vor mindestens 300'000 Jahren in Afrika entwickelt. Ein Schlüsselmoment in der Geschichte der Menschheit ist jedoch noch nicht geklärt: Wann hat der Moderne Mensch Afrika verlassen?

Ausgrabung in Al Wusta in Saudi-Arabien: Hier fanden Forscher den 88'000 Jahre alten Fingerknochen.
Ausgrabung in Al Wusta in Saudi-Arabien: Hier fanden Forscher den 88'000 Jahre alten Fingerknochen.
Keystone

Die ältesten Fundstücke und Hinweise dafür stammen bisher aus der Levante, dem Hinterland der östlichen Mittelmeerküste, etwa im heutigen Israel und Libanon. Dennoch stufen Forscher diese Region als Sonderfall ein. Sie gingen davon aus, dass sich der Mensch erst vor 65'000 bis 70'000 Jahren in Asien verbreitete.

Doch immer mehr Funde erwecken Zweifel an dieser Theorie. Denn Fossilien aus jener Zeit wurden schon in Südostasien entdeckt. Umstritten ist, ob diese Funde tatsächlich vom Homo sapiens stammen und nicht von anderen Menschenarten. Unbestritten gilt aber, dass moderne Menschen schon vor 65'000 Jahren in Australien lebten. Nach offizieller Chronologie hätten sie also ganz Asien im Eiltempo durchqueren müssen.

Süsswassersee und Graslandschaft

Der neuste Finger-Fund in der Nefud-Wüste könnte verschiedene Theorien zusammenbringen. Das Forscherteam ist sich sicher, dass der Knochen eindeutig von einem modernen Menschen stamme, da er für einen Neandertaler zu grazil sei. Zudem entdeckten die Wissenschaftler an der Fundstätte auch 380 Steinwerkzeuge. Ein weiteres Indiz dafür, dass dort Menschen lebten sind rund 860 Fossilien von Wirbeltieren – Fischen, Reptilien und Säugetieren wie etwa Flusspferden oder Rindern. Sie zeigen, dass an der Fundstelle damals ein Süsswassersee lag und die Wüste Nefud eine Graslandschaft war. Eine gute Lebensbedingung für Menschen.

Groucutt, Erstautor des Fachartikels im «Nature Exology and Evolution» resümiert: «Diese Entdeckung belegt zum ersten Mal eindeutig, dass frühe Vertreter unserer Spezies über die Levante hinaus in Südwestasien ein ausgedehntes Gebiet besiedelten», sagt Erstautor Groucutt. Projektleiter Michael Petraglia ergänzt: «Wenn wir unsere eigenen Wurzeln und die Geschichte unserer Expansion verstehen wollen, scheint die arabische Halbinsel eine Schlüsselregion zu sein.»

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