Grossbritannien Kriminelle nutzen Corona für Millionengeschäft mit gestohlenen Hunden

SDA/jka

16.2.2021 - 08:26

In Grossbritannien wurden 2020 deutlich mehr Hunde gestohlen als im Vorjahr. 
In Grossbritannien wurden 2020 deutlich mehr Hunde gestohlen als im Vorjahr. 
Bild: Keystone

Während der Pandemie sehnen sich viele Britinnen und Briten nach einem Hund. Eine Chance für Kriminelle: Das Geschäft mit gestohlenen Vierbeinern floriert – die drohenden Strafen sind mild. 

Einsamkeit, Bewegungsmangel, strenger Lockdown: Auch in Grossbritannien sehnen sich in Zeiten von Corona viele Menschen nach vierbeinigen Begleiter. Laut Pets4Homes, einer Online-Plattform für den Handel mit Haustieren, haben sich die Preise für Welpen im vergangenen Jahr deshalb mehr als verdoppelt.

Doch das Ganze hat einen Nachteil: Die Tiere geraten immer mehr in den Blick von Kriminellen, die aus der Sehnsucht der Menschen nach einem Hund ein Geschäft machen wollen.

Die Organisation Doglost, die eine Datenbank für vermisste Hunde betreibt, verzeichnete im vergangenen Jahr 465 gestohlene Hunde in Grossbritannien und Irland – mehr als zweieinhalb Mal so viele wie noch im Jahr 2019. Die meisten Hunde wurden demzufolge im Südosten Englands entführt. Am begehrtesten sind Cocker Spaniels, gefolgt von English Springer Spaniels und Jack Russell Terriern.

Nicht nur Welpen werden entführt

Auch wenn es sich auch um ein vergleichsweise seltenes Verbrechen handelt, werden mit gestohlenen Hunden längst Millionen gemacht, wie ein verdeckter Ermittler der BBC erzählte. Entführt werden demnach nicht nur Welpen, die direkt zum Verkauf angeboten werden, sondern auch ausgewachsene Tiere für die Zucht – oft unter haarsträubenden Bedingungen.

Mit Hormonbehandlung würden die Hündinnen zu drei bis vier Würfen pro Jahr getrieben, so der Undercover-Beamte. Den Behörden seien inzwischen zwei Banden bekannt, die vom Drogenhandel auf das Geschäft mit Hunden umgestiegen seien, berichtete er.

«Hundezucht ist ein grosses Geschäft. Wir haben grosse kriminelle Banden entdeckt, die damit Millionen Pfund machen», teilte auch die Tierschutzorganisation RSPCA mit. Das bestätigt Deputy Chief Constable Amanda Blakeman vom Verband der Polizeichefs NPCC (National Police Chiefs Council). Die Kriminellen hätten ihre Aktivitäten entsprechend angepasst.

Geldstrafe von 250 Pfund

Wayne May, der ehrenamtlich für Doglost arbeitet, erläutert im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur, wie die Rechnung für die «Dognapper» aufgehe: Züchte man mit einem gestohlenen Tier fünf Welpen, könne man mit einem Gewinn von umgerechnet bis zu 31'000 Franken rechnen.

Kommt hinzu: Die Gefahr vor Strafverfolgung sei weitaus geringer als beim Drogenhandel. «Wenn Sie mit Kokain im Wert von 25'000 Pfund erwischt werden, wandern Sie ins Gefängnis», so May. Wer beim Klauen eines Hunds ertappt werde, komme meist mit einer Geldstrafe von etwa 250 Pfund davon.

Zwar heisst es von der Regierung, der Diebstahl von Haustieren könne mit bis zu sieben Jahren Gefängnis bestraft werden. Doch wie oft es zu einem Urteil kommt und wie hoch die Strafen dabei ausfallen, wird in den Statistiken nicht erfasst.

Kriminelle tarnen sich als Tierschützer

Das Vorgehen der Hundediebe ist teils dreist. Längst werden nicht nur unbemerkt Hunde nachts aus Zuchtbetrieben gestohlen oder von Grundstücken gelockt. Manche Frauchen oder Herrchen werden auf offener Strasse bedroht oder müssen zusehen, wie die Diebe ihre Hunde über den Gartenzaun heben und mit ihnen davonlaufen.

Die RSPCA warnte kürzlich sogar vor Kriminellen, die in Fahrzeugen mit dem Logo der Tierschützer unterwegs seien und Spaziergängerinnen und Spaziergänger mit ihren Tieren ansprächen. «Fragen Sie immer nach dem Ausweis, wenn jemand behauptet, ein RSPCA-Mitarbeiter zu sein und halten Sie Ausschau nach einem Abzeichen», teilte die Organisation mit.

«Hundediebstahl kann ein verheerendes Verbrechen sein für Familien und erhebliches Leid für die Besitzer verursachen», sagt Ermittlerin Blakeman. Sie warnt Hundebesitzer davor, Fotos ihrer neuen Hundewelpen in sozialen Medien zu posten. Das könne die Aufmerksamkeit von Kriminellen auf sich ziehen.

Will Bevan hofft hingegen darauf, dass ihm die grosse Aufmerksamkeit im Netz hilft, seine Welpen wiederzubekommen. Immerhin: Im vergangenen Jahr wurden nach Angaben von Doglost 200 gestohlene Hunde wieder mit ihren Besitzerinnen und Besitzern vereint.

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