Anfangs mag es absurd tönen, dass jemand eine zweite Titanic bauen will. Doch wer tiefer geht, findet unter der Oberfläche den wahren Kern des Problems.
Wer hört, dass doch tatsächlich jemand eine Titanic II vom Stapel laufen lassen will, wird sich womöglich fragen: Welcher Leichtmatrose kommt denn auf so eine Schnapsidee? Und tatsächlich mutet es wie ausgemachtes Seemannsgarn an, was der britische «Telegraph» bereits im April 2012 titelt: «Australischer Milliardär will Titanic II bauen»..
Ein Name als Ei des Kolumbus
Clive Palmer heisst der Mann, der den Nachfolger jenes Schiffes erschaffen will, das 1912 mit 1’523 Menschen an Bord im dunklen Wasser des Nordatlantiks versunken ist. Ausgerechnet eine weitere Titanic. Ist Nomen nicht Omen? Ob der zweiten Titanic ein ähnliches Eisberg-Schicksal beschieden sei, wird Clive Palmer 100 Jahre nach dem Unglück gefragt. Seine Antwort besticht: «Wenn man ein Loch hineinmacht, sinkt sie natürlich.» Wer könnte dem Minen-Milliardär da widersprechen?
Den ehrgeizigen Plan, dieses Schiff 2016 in See stechen zu lassen, kann Palmer nicht verwirklichen. Aber das Vorhaben ganz aufgeben, das ist Palmers Sache nicht. «Warum die Titanic bauen? Warum zum Mond fliegen? Warum spielen die Yankees gegen die Red Sox? Warum hat Christoph Kolumbus Amerika entdeckt?», fragt er 2013 trotzig – und liefert die Antwort gleich mit: «Weil sie es konnten und können – und wir können die Titanic bauen.»
Hannibals Traumschiff
Wenn man bedenkt, dass Columbus Amerika richtigerweise eher wiedergefunden hat und Baseball nun wirklich nicht als Bestleistung der Menschheit betrachtet werden kann, bewegt sich der Titanic-Traum argumentativ auf dünnem Eis. Was nichts Schlechtes sein muss. Und Palmer hat Oberwasser: Wer den 64-Jährigen für seine Vision verspottet, läuft auf. «Die Titanic II wird ein Schiff des Friedens sein», prophezeit Palmer – man selbst setzt in Gedanken unweigerlich das Wörtchen «ewigen» hinzu und schauert.
Sowas kann doch nicht funktionieren: Man schliesst sich ja als Psychiater auch nicht mit anderen zusammen und firmiert dann unter «Praxisgemeinschaft Hannibal Lecter». 2015 scheint es dann auch so, als würde Palmers Projekt Schiffbruch erleiden: Mit chinesischen Vertragspartnern gibt es Streit, der erst 2017 unter freundlicher Vermittlung australischer Richter beigelegt werden kann. Nun ist Palmers Reederei wieder auf Kurs: Blue Star Line plant die Jungfernfahrt fürs Jahr 2022.
Das Kreuzfahrtschiff mit dem Aberglauben
Wer dann mit an Bord ist, soll sich nicht sorgen müssen. Sich keine Gedanken darüber machen, den Gefahren der Seefahrt womöglich doch buchstäblich tiefgehender auf den Grund gehen zu müssen. Das weiss natürlich auch Geschäftsmann Palmer: Seine Titanic «wird als modernes Schiff mit allen Technologien entworfen, die sicherstellen, dass nichts passiert», wie er es formuliert: Und noch einmal Palmer: «Aber wenn man abergläubig wie Sie ist, weiss man nie, was passiert.»
Ein PR-Video der Blue Star Line.
Aberglaube ist es im Grunde aber auch, wenn man zu behaupten wagt, dass nichts passieren kann – sein Schiff für unsinkbar zu halten etwa. Dem Palmerschen Schiff muss natürlich nicht dasselbe passieren wie seinem Vorgänger. Doch der Knackpunkt ist der: Man weiss nicht, was vor dieser Titanic II liegt. Zumindest ist die Wahrscheinlichkeit für Kollisionen mit dem Eis gesunken, seit das Klima sozusagen seinen Kurs geändert hat.
Fazit: Niveau singt in die Tiefe – «Time to Say Goodbye»
Nochmals die Frage: Ist Nomen nun Omen? Clive Palmer ist es egal, so viel steht fest: Der Mann hat seinen Urzeit-Park in Australien «Palmersaurus» genannt – was also erwarten? Im Meeresgrunde genommen ist der Name doch bloss Schall und Schornsteinrauch, und die Titanic II ist bloss die Spitze des Eisberges, wenn die rettenden Beiboote doch Costa Concordia, Exxon Valdez und Dicotti heissen.
Das Weltkulturerbe «Titanic» droht sich aufzulösen
Vor über 100 Jahren ereignete sich die «Titanic»-Katastrophe – jetzt setzen Prokaryoten dem Unesco-Weltkulturerbe zu. Im Bild: Das Unglück in der Illustration. Nachdem die «Titanic» am 14. April 1912 gegen 23.40 Uhr rund 300 Seemeilen südöstlich von Neufundland mit einem Eisberg kollidierte, versank sie zwei Stunden und 40 Minuten später in den Fluten.
Bild: Getty Images
Das Bild zeigt Überlebende in einem Rettungsboot – das Foto wurde bei Christie's in London versteigert.
Bild: Keystone
Das zeitgenössische Foto soll den Eisberg zeigen, mit dem die «Titanic» womöglich kollidierte. Auf der Wasserlinie soll noch rote Farbe am Eis zu sehen gewesen sein.
Bild: Keystone
Eine Erste-Klasse-Kabine der «Titanic» im Nachbau. Das Schiff war nicht das schnellste und technologisch fortschrittlichste, aber sehr komfortabel und zumindest kurze Zeit das grösste Schiff der Welt.
Bild: Keystone
Die «Titanic», ganz zu Beginn ihrer schicksalhaften Jungfernfahrt, am 10. April 1912, beim Auslaufen aus dem Hafen von Southampton.
Bild: Keystone
Unzählige Forscher hatten sich jahrelang auf die Wrack- und Schatzsuche begeben.
Bild: Keystone
Erst dem amerikanischen Tiefseeforscher Robert Ballard und seinem Team gelang es am 1. September 1985, das Wrack des legendären Schiffs in einer Tiefe von 3'803 Metern zu orten.
Bild: Keystone
Mit ihm begann der unerwünschte Trubel an einer Stätte ...
Bild: Keystone
... die aus Sicht von Ballard und Kollegen vor allem eine Gedenkstätte ist, der entsprechender Respekt entgegenzubringen ist.
Bild: Keystone
Über 1500 Männer, Frauen und Kinder starben bei dem Unglück. Im Bild: die «Titanic» (links) und ihr Schwesterschiff, die «Olympic», auf der Werft in Belfast, Nordirland.
Bild: Keystone
Lediglich 710 Menschen wurden gerettet. Im Bild: Der Rumpf des kolossalen Schiffes beim Bau.
Bild: Keystone
Ballard tauchte 1986, im Jahr nach der Entdeckung, erstmals hinab zum Wrack. «Es war ein unglaubliches Erlebnis», sagte er damals der Nachrichtenagentur DPA. «Wir haben alles sorgfältig fotografiert und ein komplettes Mosaik des Schiffes erstellt.» Als Ballard 2004 zur «Titanic» zurückkehrte, erkannte er sie kaum wieder. Der Meeresboden war mit Bierdosen und anderem Abfall übersät, klagte er in einem Artikel für das «National Geographic Magazine».
Bild: Keystone
Durch das Aufsetzen von U-Booten – unter anderem mit dem «Titanic»-Regisseur James Cameron an Bord – seien einige Decks dem Einsturz nahe oder bereits eingeknickt.
Bild: Keystone
Bergungsunternehmen hätten «Tausende Objekte von dem Ort entfernt, der für mich heilig ist», Bierfirmen den Mythos der «Titanic» für Werbezwecke missbraucht, beschwerte sich Ballard.
Bild: Keystone
Der Archäologe James Delgado von der Nationalen Meeres- und Atmosphärenbehörde (NOAA) der USA fürchtet den Unrat von Touristen und Souvenirjägern im Gewässer rund um die «Titanic».
Bild: Keystone
Der Abfall nähre Mikroben, die sonst unter extrem kargen Bedingungen leben müssten und fördere ihre Vermehrung. Zu ihnen gehören die seltenen eisenfressende Bakterien «Halomonas titanicae», die den Verfall des Wracks noch erheblich beschleunigen könnten, warnte Delgado.
Bild: Keystone
Ballard zeigte sich dennoch optimistisch. «Wir glauben, dass wir das Wrack erhalten können», erklärte er der DPA. Er will den Rumpf von Robotern unter Wasser streichen lassen – so würden auch die neuen Supertanker überholt.
Bild: Keystone
«Wir haben die Technologie. Sie ist praktikabel.» Ballard glaubt, die eisenhungrigen Bakterien mit Injektionen ins Schiffsinnere vernichten zu können.
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Der Rundgang kostet nichts – wer die Schatzkammer sehen möchte, muss 10 Euro Eintritt dafür zahlen, ermässigt 6 Euro.
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